Bundesliga:BVB: Nur noch Feintuning beim "Angriffs-Maschinchen"

*** BESTPIX *** Borussia Dortmund v 1. FSV Mainz 05 - Bundesliga

So jubelt man also in Dortmund: BVB-Zugang Marc Bartra bestaunt Pierre-Emerick Aubameyang beim Salto.

(Foto: Lars Baron)

Thomas Tuchel erkennt beim Dortmunder 2:1 gegen Mainz die Schwächen seines Teams, ist aber dennoch zufrieden - weil sein Lieblingsschüler überzeugt.

Von Felix Meininghaus, Dortmund

Es war heiß in Dortmund, brütend heiß. Bei solchen Bedingungen kann man schon mal stöhnen, wenn man den Nachmittag tief unten in der Betonschüssel des Dortmunder Stadions verbringen muss, wo die Hitze besonders drückend ist. Auch Thomas Tuchel, der Dortmunder Trainer, schwitzte, er hatte seinen Spielern viel zu sagen während des Spiels gegen den FSV Mainz 05, immer wieder hüpfte er aus seiner Coaching Zone heraus und gestikulierte wild.

Doch später, als er im Dortmunder Presseraum über diesen stressigen Nachmittag sprach, war er gut gelaunt. Thomas Tuchel, und das war das Bild des Saisonauftakts in Dortmund, ist noch nicht zufrieden, aber gelassen. An einem doch von ein paar Unsicherheiten geprägten Nachmittag, wollte Tuchel vor allem eines ausstrahlen: Sicherheit.

Viele Beobachter stellen sich seine Aufgabe, den für viel Geld umgestalteten Dortmunder Kader in die neue Spielzeit zu führen, ja vor allem als Bürde vor; Tuchel, 42, sieht das anders. Und daran änderte auch die mit einem 2:1 (1:0)-Sieg zwar erfolgreiche, über weite Strecken aber holprige Auftaktbegegnung gegen Mainz 05 nichts. Tuchel sagte: "Solch ein Sieg ist besonders wertvoll, wenn du merkst, dass es noch ein bisschen knirscht." Er lächelte.

Tuchel vergleicht sein Team mit einem "Angriffs- und Pass-Maschinchen"

"Wir wissen, dass noch nicht alles geklappt hat", sagte Kapitän Marcel Schmelzer, "aber es waren auch schwierige Bedingungen bei der drückenden Luft." Doch natürlich war es nicht die Hitze allein, die das manchmal zerfahrene Dortmunder Spiel bedingte. Tuchel wird erkannt haben, wie viel Feintuning noch nötig ist, um seiner Mannschaft den Fußball abverlangen zu können, den er sich vorstellt. Am Samstag sah er in seinem Team "ein Angriffs- und Pass-Maschinchen." Der Auftritt habe "ein Stück weit nervös" gewirkt, "zäh" ausgesehen, "wir haben die Struktur und die Räume nicht so sauber gefunden", sagte Tuchel. Und lächelte.

Es gab ja auch noch ein ausschließlich positives Thema, über das er sprechen durfte; eines, das gegen Mainz den Unterschied ausgemacht hatte: André Schürrle. Viele hatten dem 30 Millionen Euro teuren Zugang nicht zugetraut, sich auf Anhieb beim BVB zurechtzufinden, viele haben in ihm nur den Bonus zum Transfer von Mario Götze aus München gesehen, der am Samstag nicht im Kader war. Schürrle, das war nur der Spieler, der in derselben Whats-App-Gruppe wie Götze und Marco Reus kleine Äffchen-Emoticons verschickt.

Fernduell zwischen Aubameyang und Lewandowski

Aber Schürrle, das war am Samstag der beste Spieler auf dem Feld. Auf der rechten und der linken Außenbahn agierte er überragend. Seine Tempodribblings waren eine Augenweide, zudem hat Schürrle die Fähigkeit, schnörkellos zu spielen und ohne Umstände zum Abschluss zu kommen. Das unterscheidet ihn von Künstlern wie Ousmane Dembélé, der in seine Dribblings zu oft einen Schlenker zu viel einbaute.

Schürrle bereitete am Samstag beide Dortmunder Treffer vor: den ersten durch eine herrliche Flanke auf den Kopf von Aubameyang (17. Minute), den zweiten kurz vor Schluss, als er im Strafraum umgerissen wurde. Den fälligen Strafstoß verwandelte erneut Aubameyang, der sich damit bereits wieder an die Fersen des Torschützenkönigs Robert Lewandowski heftete. "Wow, the race has started", hatte der Stürmer aus Gabun getwittert, nachdem Lewandowski am Freitag gegen Bremen dreimal getroffen hatte.

Götze muss nun zur Nationalelf - beim BVB sind sie darüber nicht begeistert

Schürrle kam aus Wolfsburg mit dem Ruf, ein schlampiges Genie zu sein, das seine fußballerischen Gaben nach Lust und Laune und damit eher selten präsentiert. Dennoch wollte ihn Tuchel unbedingt haben, vor allem auf sein Insistieren hin gab Borussia Dortmund 30 Millionen Euro aus. Einst in Mainz war Tuchel Schürrles Entdecker und Mentor, unter Tuchel wurde Schürrle zum Nationalspieler.

Fünf Jahre, nachdem sich die Wege einst trennten, ist der Trainer weiterhin der festen Überzeugung, die üppig vorhandenen Möglichkeiten Schürrles zum Vorschein bringen zu können: "Dass wir eine besondere Bindung haben, ist doch klar", sagt Tuchel, "genau wie der Umstand, dass eine solche Bindung einem Spieler hilft. Das ist wie bei jedem Arbeitnehmer, der einen guten Draht zu seinem Chef hat."

Während es für Schürrle läuft, muss sich Mario Götze noch ein bisschen gedulden. Der Heimkehrer ist noch nicht richtig fit. "Wir wollen ihm helfen, dass sein Talent wieder auf dem Platz strahlt", sagt Tuchel, "dafür braucht er Vertrauen und absolute körperliche Fitness. Die hat er natürlich nicht, weil er sehr wenig gespielt hat in der letzten Zeit. Aber er wird das schaffen, da bin ich felsenfest von überzeugt." Nun wird Götze allerdings zunächst zur Nationalmannschaft fahren, anstatt in Dortmund zu trainieren. In Dortmund hätten sie es wesentlich lieber gesehen, wenn Götze in der Stadt geblieben wäre.

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