Bundesliga:Schiedsrichter schickt alle vom Feld

Bundesliga: Felix Zwayer: Entschlossen in Leverkusen

Felix Zwayer: Entschlossen in Leverkusen

(Foto: AP)

Rudi Völler redete im Mittelkreis mit puterrotem Kopf auf Felix Zwayer ein, sein Zeigefinger zischte durch die Luft und stach beinahe auf die Brust des Schiedsrichters. Dem Eklat für die Geschichtsbücher durch Trainer Roger Schmidt folgte die ganz große Aufregung: Das 0:1 (0:0) von Bayer Leverkusen im Topspiel gegen Borussia Dortmund geriet zur Nebensache.

Schmidt hatte eine Szene provoziert, die wohl noch das Sportgericht beschäftigen wird. Er weigerte sich nach dem 0:1 durch Pierre-Emerick Aubameyang (64.), den Innenraum zu verlassen - Zwayer zog die Konsequenz: Er unterbrach das Topspiel des 22. Spieltages für neun Minuten.

Während sich Schmidt eine gute Stunde nach Abpfiff zumindest in Teilen einsichtig zeigte ("Ich bin zu stur gewesen. Aber in so einem engen Spiel muss der Schiedsrichter mehr Gespür haben"), fuhr Völler völlig aus der Haut - sein Wutausbruch erinnerte durchaus an seine legendäre "Scheißdreck-Käse"-Rede nach dem DFB-Länderspiel in Island 2001.

"Das Spiel zu unterbrechen und eine solche Hektik hineinzubringen, ist völlig unnötig. Die Spieler in die Kabine zu schicken, solch eine Nummer daraus zu machen, als sei etwas ganz Furchtbares passiert, ist völlig übertrieben", schimpfte der Bayer-Sportdirektor.

In seiner ungebremsten Erregung warf Völler dem Schiedsrichter vor, er habe Leverkusen nach der Spielfortsetzung gezielt benachteiligt. "Er hat sich ja revanchiert. Deshalb hat er den Elfmeter nicht gepfiffen!", rief er in Anspielung auf ein Handspiel des Dortmunder Abwehrspielers Sokratis in der 71. Minute voller Sarkasmus ins Sky-Mikrofon von Moderator Sebastian Hellmann, der mit Völler seine liebe Not hatte.

Tuchel zeigt Verständnis

Der Anlass des ganzen Ärgers war das Dortmunder Führungstor. Stefan Kießling unterbrach den Aufbau mit einem Foul an Sven Bender, der BVB führte den Freistoß schnell und einige Meter weiter vorne aus - aus Sicht der Bayer-Profis und -Verantwortlichen zu weit vorne.

Schmidt schimpfte, er haderte, er beklagte sich laufend beim Vierten Offiziellen Christoph Bornhorst, und Zwayer wurde es zu viel. Schmidt weigerte sich jedoch, den Innenraum zu verlassen, woraufhin der Unparteiische das Spiel unterbrach und in den Katakomben verschwand. Kießling hatte seinen Coach zuvor zweimal auf den Ernst der Lage hingewiesen, doch Schmidt war unbelehrbar. Er verfolgte den Rest des Spiels schließlich in der Kabine.

Kießling nannte den ganzen Vorgang schlicht eine "Scheiß-Situation". BVB-Trainer Thomas Tuchel zeigte Verständnis für seinen Kollegen: "Ich kann mich in ihn reinversetzen", sagte er bei Sky. "Gefühle können auch mal überkochen. Diesmal war es wohl etwas zu viel."

Dortmund bleibt nach seinem Erfolg als einzige Mannschaft in der Bundesliga im Windschatten des souveränen Tabellenführers Bayern München, der nach wie vor acht Punkte Vorsprung hat. Leverkusen, das erstmals seit sechs Runden in der Liga wieder verlor, rutschte im Kampf um die Champions-League-Qualifikation wieder auf Platz vier ab.

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