Bundesliga:Das ist der teuerste Fußballer Österreichs

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Der österreichische Innenverteidiger Aleksandar Dragovic wechselt für eine Ablösesumme von 15 Millionen Euro von Dynamo Kiew zu Bayer Leverkusen. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Aleksandar Dragovic wechselt für eine zweistellige Millionensumme nach Leverkusen - obwohl er bei der EM noch der "Buhmann" war.

Von Philipp Selldorf, Leverkusen

Aleksandar Dragovic hat im Juni keine gute Europameisterschaft erlebt, seine persönliche Einsatzbilanz war sogar noch ein Stück schlimmer als das frühe Scheitern der österreichischen Nationalmannschaft. Die Kronenzeitung stellte fest, das Turnier sei für den 25 Jahre alten Innenverteidiger aus Wien "ein einziges Drama" gewesen, damit hat das Boulevardblatt bestimmt nicht übertrieben.

Beim 0:2 gegen den Außenseiter Ungarn musste Dragovic mit gelb-roter Karte vorzeitig den Platz verlassen, weshalb er das 0:0 gegen Portugal verpasste. Im dritten Vorrundenspiel gegen Island verschoss der Abwehrchef beim Stand von 0:1 einen Foulelfmeter, am Ende gab es eine 1:2-Niederlage und das EM-Aus: "Jetzt bin ich der Buhmann", bemerkte Dragovic.

Dem Kurswert des Verteidigers hat dessen Unglück im Länderturnier aber nicht geschadet. Dynamo Kiew, Dragovic' vormaliger Arbeitgeber, zwang Bayer Leverkusen nun wochenlange und überaus zähe Verhandlungen auf, bis der rheinische Werksverein am Dienstagabend melden konnte, dass der österreichische Nationalspieler einen Vertrag bis ins Jahr 2021 unterschrieben habe.

Dragovic ist schon wieder der teuerste österreichische Fußballer, den es je gab

Angaben über die Ablöse machte Bayer nicht, es dürften aber nach den bisher bekannt gewordenen Größenordnungen wenigstens 15 Millionen Euro sein, die Kiew erhalten wird - plus Bonuszahlungen.

Wer noch einen Beweis benötigte, dass die Preise auf dem internationalen Spielermarkt außer Rand und Band sind: Der Transfer von Dragovic bietet die nächste Bestätigung. Er ist damit gleich zweimal der teuerste österreichische Fußballer, den es bisher gab. Schon bei seinem Wechsel vom FC Basel nach Kiew 2013 wurde für österreichische Verhältnisse eine Rekordsumme erlöst (neun Millionen Euro).

Bayer kann sich den Einkauf erlauben. Der Klub hat dank der nächsten Champions-League-Teilnahme und kluger Personalpolitik Rücklagen geschaffen, der Verkauf von Christoph Kramer an Borussia Mönchengladbach schuf weiteren Spielraum. Schon beim mit 20 Millionen Euro bemessenen Transfer von Angreifer Kevin Volland (zuvor Hoffenheim) überschritten die Leverkusener eine imaginäre Kostengrenze; die beiden verantwortlichen Sportmanager, Rudi Völler und Jonas Boldt, kommentierten es mit bemerkenswerter Gelassenheit.

Die Leverkusener wollen sich nicht mehr damit begnügen, Platz drei zu verteidigen, sie haben Ambitionen, an Borussia Dortmund und Platz zwei heranzurücken, und zu diesem Ehrgeiz bekennen sie sich sogar. Das ist neu bei Bayer.

Dragovic ist ein erklärter Wunschspieler von Trainer Roger Schmidt, "die Spielweise, die wir von unseren Innenverteidigern einfordern, kommt ihm sehr entgegen", sagt er. Verein und Spieler waren sich offenbar bereits vor der für Dragovic so unseligen EM einig. Allerdings wird Dragovic, der in dieser Saison bereits vier Meisterschaftsspiele mit Kiew bestritten hat, nicht auf Anhieb mit einem Stammplatz rechnen dürfen.

Ömer Toprak und Jonathan Tah bilden - so lange Schmidt eine Viererkette bildet - das mutmaßliche Standard-Duo in der Innenverteidigung. Kyriakos Papadopoulos, für sieben Millionen in Schalke erworben, fällt in der Rangfolge einen Platz zurück und wird eventuell noch zum Wechselkandidaten. Irgendwo auf dem inflationären Markt werden sicher noch ein paar Millionen für ihn übrig sein.

© SZ vom 25.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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