Bundesliga:Bayern siegt dank Pizarro, Bremen überrollt Wolfsburg

Neun Monate nach der 1:3-Niederlage ist Bayern München einer weiteren Pleite bei Arminia Bielefeld nur knapp entgangen. Pizarro rettete den deutschen Meister vor einem neuerlichen Ausrutscher und sorgte für den 2:1-Erfolg. Werder Bremen sicherte sich mit einem klaren 6:1 gegen den VfL Wolfsburg Platz zwei in der Bundesliga.

Vor 26.601 Zuschauern in der ausverkauften Bielefelder SchücoArena hatte Isaac Boakye die Arminia in der 59. Minute nach schöner Vorarbeit von Sibusiso Zuma verdient in Führung gebracht. Vier Tage vor dem Champions League-Spiel gegen Brügge feierten die Bayern eine mäßige Generalprobe, konnten die Tabellenführung der Fußball- Bundesliga jedoch mit dem Zittersieg verteidigen.

Beim Meister war für den verletzten Michael Ballack im Mittelfeld eigentlich Ali Karimi vorgesehen. Doch auch der Iraner war kurzfristig nicht einsetzbar, so dass Mehmet Scholl von Beginn an spielte. Arminia-Trainer Thomas von Heesen musste gleich fünf Verletzte ersetzen, dafür war Fatmir Vata wieder dabei.

Nach der Pause: Deisler für Schweinsteiger

Der Einsatz von Boakye hatte sich erst kurz vor dem Anpfiff entschieden. Beide Mannschaften begannen bei frostigen Temperaturen vorsichtig und agierten aus einer stabilen Defensive. Die erste Chance erarbeitete sich der Gastgeber, doch Zuma (10.) wurde von Lucio am Einschuss gehindert. Der Brasilianer war es auch, der den ersten und einzigen Schuss in der ersten Spielhälfte auf das Bielefelder Tor abgab (16.).

Mit zunehmender Spieldauer wurden die Ostwestfalen immer mutiger und machten die spieltechnische Überlegenheit der Münchner durch größeren Einsatz wett. Erneut war es der Südafrikaner Zuma, der nach einer halben Stunde die Bayern-Abwehr vor Probleme stellte. Nur zwei Minuten später verfehlte Boakye das von Oliver Kahn sicher gehütete Tor nur knapp.

Im zweiten Durchgang brachte Bayern-Coach Felix Magath Sebastian Deisler für den enttäuschenden Bastian Schweinsteiger. Allerdings tat der Rekordmeister auch in der Folgezeit nicht viel für einen konstruktiven Spielaufbau. Oft kam der entscheidende Pass in die Spitze nicht an. Sowohl Roy Makaay als auch Pizarro hatten bis dato kaum nennenswerte Aktionen und waren in der Bielefelder Abwehr gut aufgehoben.

In der 59. Minute wurden die Bayern für ihr wenig engagiertes Spiel bestraft. Zuma tanzte auf der linken Seite die halbe Bayern- Abwehr aus, so dass Boakye keine Mühe hatte, mit seinem vierten Saisontor die verdiente Führung aus kurzer Distanz zu erzielen. Wenig später hätte Zuma mit einem Distanzschuss sogar die Vorentscheidung erzielen können, doch Kahn reagierte großartig. Auch nach dem Rückstand blieb der Titelverteidiger den Beweis seiner Klasse schuldig.

Mehr als zwei Schüsse von Pizarro (71.) und Lucio (72.), die Mathias Hain parierte, brachte der Meister zunächst nicht zu Stande. Willy Sagnol hätte in der 75. per Kopf beinahe sogar noch ein Eigentor produziert. In der Schlussphase sorgte Pizarro mit seinem Doppelschlag doch noch für den nicht mehr für möglich gehaltenen Erfolg.

Tim Borowski (43./52.), Miroslav Klose (59./84.), Frank Baumann (5.) und Naldo (72.) erzielten vor 37.258 begeisterten Zuschauern im Weserstadion die Tore für die Hausherren, die damit eine erfolgreiche Generalprobe vor dem Champions-League-Spiel am Dienstag beim FC Barcelona feierten.

"Großes Kompliment an meine Mannschaft: Sie war von der ersten bis zur letzen Minute voll konzentriert", lobte Werder-Trainer Thomas Schaaf. Die so ambitioniert in die Saison gestarteten Wolfsburger, für die Diego Klimowicz (57.) sein siebtes Saisontor schoss, sind nach dem vierten sieglosen Bundesliga-Spiel in Folge wieder ins Mittelfeld abgerutscht. "Unser Defensiv-Verhalten war absolut nicht erstligareif. Wir haben die Bremer zu den Toren eingeladen", kritisierte VfL-Coach Holger Fach nach der höchsten Saison- Niederlage.

Trotz der empfindlichen Kälte waren die Bremer, bei denen Frank Fahrenhorst in der Innenverteidigung den Vorzug vor Leon Andreasen erhalten hatte, sofort auf Betriebstemperatur. Nach 30 Sekunden strich ein 16-Meter-Schuss von Johan Micoud noch am linken Pfosten vorbei, aber fünf Minuten später musste VfL-Keeper Simon Jentzsch den Ball das erste Mal aus dem Netz holen. Baumann hatte nach einer Eingabe von Patrick Owomoyela aus Nahdistanz zu seinem zweiten Saisontor eingeschossen.

Die frühe Führung war der Auftakt zu einem Bremer Sturmlauf, der bis zum Halbzeitpfiff in zahlreichen Chancen mündete. Allein Miroslav Klose hatte zwei klare Möglichkeiten, vergab sie aber. So fiel das zweite Tor erst zwei Minuten vor der Pause, als der sehr agile Borowski im Strafraum nicht energisch genug attackiert wurde und gleich zwei Mal ansetzen durfte, eher er den Ball im linken unteren Toreck versenkte.

Einseitiges Bild auch in 2. Halbzeit

Die personell geschwächten Gäste, die nach dem verletzten Regisseur Andres D'Alessandro nun auch den gesperrten Abwehrchef Kevin Hofland ersetzten mussten, durften sich bei Jentzsch und der Bremer Abschluss-Schwäche bedanken, dass sie zur Pause nicht schon aussichtslos zurücklagen. Werder-Torhüter Andreas Reinke musste sich in den ersten 45 Minuten nur einmal strecken, als er einen platzierten 16-Meter-Schuss von Juan Carlos Menseguez um den linken Pfosten lenkte (25.).

Auch nach dem Wiederanpfiff änderte sich das einseitige Bild nicht. Werder attackierte, die "Wölfe" wankten und fielen erneut: Nach 52 Minuten schoss Borowski aus 20 Metern völlig unbedrängt zur Vorentscheidung ein, diesmal ins untere rechte Eck und wieder unhaltbar für Jentzsch. "Ich habe momentan einen Lauf und hoffe, dass er noch eine ganze Weile anhält", sagte der Nationalspieler nach seinen Saisontreffern fünf und sechs.

Danach gab es zwar den schon symptomatischen Aussetzer in der Abwehr, den Klimowicz bestrafte. Aber auch darauf hatte Werders Abteilung Attacke umgehend die richtige Antwort parat. Klose mit seinen Saisontoren 13 und 14 sowie Naldo bauten das Resultat zum Schützenfest aus.

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