Bundesliga:Unentschieden zwischen BVB und Bayern: Die wilde Fahrt flacht ab

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Hin und her, her und hin: Bayerns Robert Lewandowski im Duell mit Dortmunds Mats Hummels. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Hin und her, her und hin: Das Spiel zwischen Dortmund und dem Bayern startet intensiv.
  • Dann nimmt das Tempo ab - und der FC Bayern hält seinen Verfolger auf Distanz.
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Von Maik Rosner, Dortmund

Als sich die beiden befreundeten Trainer Thomas Tuchel und Pep Guardiola nach dem Abpfiff die Hand reichten, war der Vergleich zwischen dem Tabellenersten und dem Zweiten mit einem Ergebnis geendet, das im Vorfeld am wenigsten besprochen worden war. Auf nur noch zwei Punkte Rückstand von Borussia Dortmund auf den FC Bayern hatte das Publikum spekuliert, auch die mögliche Vorentscheidung im Titelrennen durch einen Sieg und dann acht Zähler Abstand zum BVB war häufig ins Kalkül gezogen worden.

Nun aber blieb es bei es bei jenen fünf Punkten Differenz, mit denen Tuchels Borussia und Guardiolas Bayern in dieses Spitzenspiel am Samstagabend gezogen waren. Und dass die Verabredung der beiden torgefährlichsten Mannschaften der Liga nach dem spektakulären 5:1 der Münchner in der Hinrunde nun mit einem torlosen Unentschieden abgeschlossen wurde, durfte durchaus als Überraschung eingestuft werden.

Dennoch war es vor allem in der ersten Halbzeit jene intensive und hochklassige Begegnung gewesen, die sich das Publikum von diesem Topspiel erhofft hatte. Und rasch wurde deutlich, dass sich die erwartete Versuchsanordnung bestätigen sollte. Die Münchner probierten wenig überraschend, das Geschehen mit ihrem Ballbesitzstil zu kontrollieren. Die Dortmunder dagegen agierten abwartend, um nach Ballgewinnen überfallartig zu kontern.

Bürkis verunglückte Faustabwehr

Heraus kamen nach diesem Muster schnell einige aussichtsreiche Gegenzüge. Wie jener in der dritten Minute nach einem Münchner Eckball, den Henrikh Mkhitaryan an der Strafraumgrenze in seinen Lauf aufnahm und Marco Reus auf dem rechten Flügel schickte. Reus zog in die Mitte, sein Abschluss wurde aber geblockt. Noch besser geriet ein Konter nach Philipp Lahms Ballverlust im Aufbau, nach dem erneut Mkhitaryan das Spiel mit einem Steilpass beschleunigte und diesmal Pierre-Emerick Aubameyang in Szene setzte. Dortmunds Stürmer, bis zu diesem Spiel mit 22 Toren nur einmal weniger erfolgreich als sein Münchner Pendant Robert Lewandowski, enteilte Joshua Kimmich, schloss aber zu zentral ab, um Torwart Manuel Neuer überwinden zu können.

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In schneller Fahrt ging es weiter, hin und her, her und hin, und mit ebenfalls guten Chancen für die Bayern. Einen Abschluss von Thomas Müller über das Tor nach Roman Bürkis verunglückter, weil sehr mittiger Faustabwehr, hatten die Münchner ebenso im Programm wie das Solo von Douglas Costa, bei dem der Brasilianer von links nach innen einbog, aber mit seinem rechten Fuß verzog. Gut zehn Minuten waren nach diesen je zwei Chancen beider Mannschaften erst gespielt, und am temporeichen und wogenden Charakter der Partie änderte sich danach zunächst wenig.

Durchaus bemerkenswert war aber, dass auch die Münchner vornehmlich nach Kontern zu Chancen kamen. Auch deshalb, weil sich die von ihnen erhoffte Spielkontrolle zunächst nur selten einstellte. Es werde Phasen geben, hatte Dortmunds Trainer Thomas Tuchel gesagt, "in denen wir leiden". Doch nun war es erst einmal eher so, dass sein Münchner Kollege Pep Guardiola in seiner Coaching Zone kaum einmal ruhige und kontrollierte Momente seiner Mannschaft erlebte. Eher hektisch geriet das Geschehen, weil sich die Dortmunder mit ihrem aggressiven Anlaufverhalten den befürchteten Phasen des Leidens zunächst entzogen.

Exemplarisch für die Gelegenheiten der Bayern nach Kontern war vor allem jener Angriff, bei dem Arjen Robben diagonal in den Lauf von Costa spielte. Der Linksaußen lief alleine auf Bürki zu, schoss den Torwart aber an. Die Dortmunder hatten zuvor ihre mögliche Führung vergeben, als Aubameyang von rechts flach hereingab, Reus den Ball annahm, Kimmich aber im letzten Moment eingreifen konnte. Weitere Chancen waren auf beiden Seiten zu bestaunen gewesen. Erik Durms Schuss nach einer Drehung ans Außennetz etwa für den BVB, Vidals Kung-Fu-Versuch und Robbens Flachschuss knapp am Tor vorbei für die Münchner.

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Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hatte an die bereits "mehr als 190 Pflichtspieltore" beider Mannschaften in dieser Saison erinnert. Doch zu den je 59 in der Bundesliga kam auch nach der Pause keines hinzu, da die oft hübsch vorgetragenen Angriffe zu unpräzise abgeschossen wurden. Das galt besonders für die Bayern, die bis zur Pause 8:4-Torschüsse erwirtschaftet hatten und gegen Ende des ersten Durchgangs auch mehr Spielkontrolle.

Gefährlich blieb aber auch der BVB in der zweiten Halbzeit, wenngleich deutlich seltener. Die von Guardiola wie zuletzt beim 2:2 in Turin formierte Viererkette mit Kimmich und David Alaba in der Innenverteidigung war bei den Kontern dennoch mehrfach gefordert. Die gemeinsam im Mittelfeldzentrum aufgebotenen Xabi Alonso und Vidal konnten das rasche Dortmunder Umschaltspiel nicht so regelmäßig wie von Guardiola erhofft unterbinden, was unter anderem zu zwei Abschlüssen Aubameyangs führte. Besser als über weite Strecken der ersten Hälfte gelang es den Bayern aber schon, Ball und Gegner in Bewegung zu halten, weshalb die Phasen des Leidens oder Hinterherlaufens für Tuchels Elf zunahmen.

Ruhe und Überlegenheit strahlten die Münchner nun überwiegend aus. Gefährliche Abschlüsse wie Robbens Linksschuss und Vidals Rechtschuss, den Bürki an die Latte lenkte (65.), blieben aber die Ausnahme. Die zunächst wilde Fahrt hatte sich in ein gemächliches Cruisen gewandelt. Und als der eingewechselte Adrian Ramos kurz vor Schluss einen Kopfball neben das Tor setzte, steuerte Spiel endgültig auf jenes 0:0 zu, das als einzige Überraschung dieses Topspiels gelten durfte.

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