Bundesliga:Badstuber soll Schalke helfen - und sich selbst

  • Holger Badstuber wechselt leihweise vom FC Bayern zu Schalke 04.
  • Der Transfer hat auch Auswirkungen auf Badstubers Vertrag in München.
  • Mit Guido Burgstaller verpflichtet Schalke zudem einen Angreifer aus Nürnberg.

Von Philipp Selldorf

Seit der Ankunft im Trainingslager in Benidorm vor einer Woche wird Schalkes Manager auf seine Pläne für Wintereinkäufe angesprochen. Der stets verbindliche Christian Heidel blieb auf keine Frage eine Antwort schuldig, doch es waren keine Antworten, die den Fragestellern weiterhalfen. Sie bestanden aus lauter Wenns und Danns und anderen Eventualitäten und liefen alle darauf hinaus, dass Schalke vielleicht neue Spieler verpflichten wird - vielleicht aber auch nicht.

Doch kaum hatte sich das Publikum daran gewöhnt, nichts Neues zu erfahren, wurde es am Montagabend plötzlich mit Neuigkeiten überfordert: Außer dass Schalke meldete, dem 1. FC Nürnberg Torjäger Guido Burgstaller abgekauft zu haben, machte auch die Nachricht die Runde, dass ebenso kurzfristig Nationalspieler Holger Badstuber nach Gelsenkirchen wechseln werde.

Badstuber soll in Gelsenkirchen Spielpraxis sammeln

Der Fall Badstuber wurde nicht vom Verein, sondern von den Medien enthüllt, und dass es sich um eine Enthüllung handelte, das hat sogar Heidel bestätigt. Den Kontakt wolle er gar nicht leugnen, verriet er am Dienstag, und er äußerte auch hohe Wertschätzung für Innenverteidiger ("In der Spieleröffnung einer der besten, die ich kenne"). Aber eine Einigung über die Modalitäten - die Rede war von einem Leihgeschäft bis Saisonende - mochte Heidel nicht bestätigen. Auch Badstuber reagierte reserviert. "Es gibt nichts zu vermelden", erklärte er am Vormittag in Katar, wo sich der FC Bayern auf die Rückrunde vorbereitet. Örtliche Zeugen bemerkten, Badstuber habe während dieser Äußerung nicht den Eindruck eines Mannes gemacht, der sich auf einen neuen Job freue.

Ein paar Stunden später sah seine Welt ganz anders aus. In den Vereinszentralen in München und Gelsenkirchen verschickten Mitarbeiter zeitgleich zwei Kommuniqués, die über ein Leihgeschäfts im Interesse aller Parteien informierten: Der 27-Jährige wird bis zum Sommer die Schalker Defensivabteilung verstärken, die wegen gesundheitsbedingter Risiken beim Stammpersonal (Höwedes hat Hüft-, Nastasic Achillessehnenprobleme) eine weitere Absicherung benötigt; der Nationalspieler hofft, in Gelsenkirchen die Spielpraxis zu sammeln, die er nach seinen Verletzungspausen braucht; und der FC Bayern möchte im Sommer einen Spieler zurück erhalten, der auf dem Weg zu seiner alten Klasse weiter vorangekommen ist, als es ihm in München möglich gewesen wäre.

Über die Lösung eines wesentlichen Details haben die Vereine allerdings nicht informiert: Da Badstubers Vertrag mit dem FC Bayern Ende Juni endet, kommt ein Leihgeschäft im Prinzip nicht in Frage, denn laut Ligastatut der DFL darf ein Verein keinen Spieler verleihen, dessen vertragliche Bindung ausläuft. So spricht einiges dafür, dass Medienberichte über Badstubers Vertragsverlängerung mit dem Rekordmeister (bis 2018) der Wahrheit entsprechen. Wobei im Sommer für ihn die Konkurrenz keineswegs kleiner wäre als jetzt, im Gegenteil: Zu Hummels, Martínez und Boateng kommt dann noch Süle hinzu.

Auch Burgstaller, 27, hatte in Nürnberg einen Vertrag, der im Sommer ausgelaufen wäre. In seinem Fall aber blieben die Komplikationen überschaubar: Der FCN bekommt rund 1,5 Millionen Euro Entschädigung und Schalke einen erfahrenen Angreifer, der in der zweiten Liga Torjägerqualitäten nachgewiesen hat. 14 Treffer in 16 Einsätzen sind Burgstallers aktuelle Referenz. Dass Schalke und der Club befreundet sind - beide firmieren bekanntlich im adligen Rang der Altmeister -, stellte für das Geschäft kein Hindernis dar. Wie im Vorjahr, als Schalke für fünf Millionen Euro Alessandro Schöpf in Nürnberg auslöste, profitieren auch diesmal beide Seiten. Die einen erneut aus finanziellen, die anderen aus sportlichen Gründen.

Die Nürnberger, in der zweiten Liga weit entfernt von den Aufstiegsplätzen, brauchen das Geld, die Schalker einen Mann für den Strafraumkampf, weil die vorgesehenen Spezialisten nicht greifbar sind. Klaas-Jan Huntelaar, auch ein Altmeister, wird bis ins Frühjahr verletzt fehlen, Breel Embolo noch länger. Und Franco Di Santo leidet an einer Bauchmuskelzerrung mit mysteriöser Langzeitwirkung. So hat Burgstaller im Konkurrenzkampf der Mittelstürmer einen unschlagbaren Vorteil: Er ist imstande, am Freitag am Schalker Training teilzunehmen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: