Bundesliga:Augsburgs Weinzierl: "Zwei Extreme prallen gerade aufeinander"

Markus Weinzierl

Markus Weinzierl: "Ich habe mir die Saison schwierig vorgestellt, aber das Erlebte war noch schwieriger."

(Foto: dpa)

Von Claudio Catuogno und Kathrin Steinbichler

"In Europa kennt uns keine Sau" - so lautete das Motto des FC Augsburg vor seinen ersten Ausflügen in die Europa League. Das Motto hat sich erledigt: Am kommenden Donnerstag empfängt der kleine Klub aus Schwaben in der K.o.-Runde Jürgen Klopp und den FC Liverpool, eine Woche später geht es an die Anfield Road. Und vorher kommt am Sonntag noch Pep Guardiola mit dem FC Bayern zum Ligaspiel vorbei.

Festwochen in Zeiten des Abstiegskampfs, für den FCA-Trainer Markus Weinzierl, 41, ist das ein schwieriger Spagat zwischen europäischen Träumen und Überlebenskampf in der Bundesliga. Ein Spagat, dem er sich allerdings gerne stellt: "Für den Verein ist Liverpool ein Traumlos, die Entwicklung der letzten Jahre wird dadurch gekrönt", sagt Weinzierl im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung am Wochenende". "Trotzdem sind wir ein kleiner Klub und müssen uns immer wehren, um irgendwie die Punkte für den Klassenerhalt einzusammeln. Diese beiden Extreme prallen eben gerade aufeinander."

Inzwischen unterhalten sich sogar europäische Spitzenpolitiker über den FC Augsburg; kürzlich etwa der britische Premierminister David Cameron mit Kanzlerin Angela Merkel. "It's an amazing story", hat Merkel laut Berichten über den FCA gesagt - Weinzierl hat es gerne gelesen.

Es stimmt ja auch: "Was hier seit vier Jahren passiert, ist einfach eine sensationelle Geschichte", sagt Weinzierl. "Es ist in den letzten Jahren einmalig, denke ich, dass eine kleine deutsche Mannschaft sich international so in den Vordergrund gespielt hat. Eine so schöne Geschichte hätte ich mir jedenfalls nicht mal ausdenken können, als ich mich damals hingesetzt habe, um den Vertrag in Augsburg zu unterschreiben." Das war gut vor dreieinhalb Jahren: Im Sommer 2012 kam der gebürtige Niederbayer vom SSV Jahn Regensburg zum FC Augsburg - zuvor hatte er den Jahn von der dritten in die zweite Liga geführt. Weinzierl selbst absolvierte einst 113 Spiele für die zweite Mannschaft des FC Bayern.

Spiel gegen Hannover ist für Weinzierl noch wichtiger

Mit dem Heimspiel gegen die Bayern nehmen die Augsburger Festwochen am Sonntag (17:30 Uhr) ihren Anfang; und Weinzierls Bilanz gegen seinen Münchner Trainerkollegen Pep Guardiola in der Bundesliga ist bislang beachtlich: zwei Siege, drei Niederlagen. Weinzierl relativiert aber ein bisschen: "Man muss ehrlich sagen, dass wir die Bayern auch mal in für uns glücklichen Momenten erwischt haben. Zwei Mal waren sie gerade vorzeitig Meister geworden." Und vielleicht nicht mehr ganz bei der Sache. Diesmal steht die Meisterschaft noch nicht fest, aber seit Pep Guardiola seinen Abschied zum Saisonende angekündigt hat, ist einige Unruhe im Verein. Ein Vorteil für Augsburg? Auch daran glaubt Weinzierl nur bedingt: "Durch Unruhe werden die Spieler sicher nicht schlechter. Die sind das gewohnt", sagte er der SZ.

Bei aller Vorfreude auf Liverpool und Bayern ist Weinzierl aber ein Spiel noch wichtiger: das am kommenden Wochenende beim Tabellen-Vorletzten Hannover 96. "Da müssen wir punkten", sagt Weinzierl. Denn die wichtigste Aufgabe bleibt der Abstiegskampf. Und der ist durch die Reisen durch Europa noch fordernder geworden: "Ich habe mir die Saison schwierig vorgestellt, aber das Erlebte war noch schwieriger", gesteht Weinzierl.

"Wenn du als kleiner Verein Fünfter wirst, ist das eine gefühlte Meisterschaft für alle. Dann kommen die internationalen Spiele immer am Donnerstag - die Bundesliga folgt dann am Samstag oder Sonntag hinterher. Das funktioniert zunächst nicht so einfach, das haben wir unmittelbar erfahren müssen. Bis Mitte November war es sehr schwer. Das Selbstvertrauen und die Moral haben gelitten. Umso bemerkenswerter ist es, was die Mannschaft ab dem zwölften Spieltag gemacht hat, wie sie die Dinge gedreht hat."

Im Interview erzählt Weinzierl auch, wie er den isländischen Stürmer Alfred Finnbogason vor zwei Jahren zu Hause in Reykjavik besucht hat, um ihm vom FC Augsburg vorzuschwärmen. Er erklärt, warum er sich für die Einführung des Videoschiedsrichters einsetzt. Und er sagt, wie er damit umgeht, dass er - trotz Vertrags bis 2019 - permanent mit finanzkräftigeren Klubs in Verbindung gebracht wird.

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