Bundesliga-Auftaktsieg des FC Bayern:Doooglas, der Lokomotivführer

Bayern München - Hamburger SV, Douglas Costa

5:0 - da darf man schon mal die Zunge ausfahren: Der Münchner Douglas Costa nach seinem Tor gegen den HSV.

(Foto: dpa)
  • Beim Bundesliga-Auftaktsieg des FC Bayern gegen den Hamburger SV beeindruckt vor allem einer: Douglas Costa, Torschütze zum 5:0.
  • Kapitän Philipp Lahm lobt den Brasilianer: "Er hat das Eins-gegen-Eins drauf, er hat die Schnelligkeit - er ist ein sehr guter Spieler."
  • Nur Trainer Pep Guardiola schickt mahnende Wort in Richtung seiner Mannschaft.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

Die Welt weiß bekanntlich fast alles über den FC Bayern und was sie noch nicht weiß, kann sie im Internet nachlesen - aber Phonetik lässt sich eben schwer schriftlich transportieren. Insofern gilt Thomas Müller Dank für seine Aufklärungsarbeit. Der Münchner sollte ein paar Sätze über den Kollegen Douglas Costa sagen, also begann er mit der richtigen Aussprache seines Namens: "Der heißt Doooglas", korrigierte Müller den Fragesteller, "nicht Douglas". Eine "wahnsinnige Energie" habe dieser Doooglas und überhaupt sei er "ein richtig guter Typ".

Während Müller seinen neuen Lieblingsbrasilianer lobte, hielt er einen Plastikbecher mit Orangensaft in der Hand. Er hatte Durst, es war heiß, aus Müller sprudelte feinsinniges Draufgängertum. "Jedem Anhänger des FC Bayern muss dieses Spiel geschmeckt haben", sagte der Nationalstürmer, gefolgt von einem weiteren, wunderbaren Thomas-Müller-Satz: "Es hat Spaß gemacht, uns zuzuschauen. Auch wenn ich selbst nicht zugeschaut habe."

Schwärmereien, Gaudi, ausgereifter Fußball-Nonsens - nach dem 5:0 (1:0) des FC Bayern gegen den Hamburger SV im Eröffnungsspiel der 53. Bundesligasaison war nicht nur Müller prächtig aufgelegt. Die Bayern genossen einen Abend, an dem sie sich vor allem zwischen Minute 53 und 90 an sich selbst berauschten. Im Mittelpunkt des Frohsinns: der zweifache Torschütze Müller, aber auch jene neuen Profis, die den FC Bayern in dieser Spielzeit noch stärker machen sollen. Der erneut als Ballmagnet fungierende Arturo Vidal (keiner übertraf seine 138 Kontakte) und vor allem dieser Doooglas, der mit Nachnamen Costa heißt und der ausgerechnet beim "EC Novo Hamburgo" im Süden Brasiliens mit dem Fußballspielen begann.

Unersättlicher Hunger auf Strafraumaktionen

Dramaturgisch hatte das Spiel erst ein wenig in die Gänge kommen müssen, denn der HSV brachte es tatsächlich fertig, sich in der ersten Hälfte nur ein Gegentor durch einen Schulterball von Medhi Benatia (27. Minute) zu fangen. Was danach passierte, lieferte einen Ausblick darauf, wie die Bayern diese Saison dominieren könnten: mit unersättlichem Hunger auf Strafraumaktionen.

Robert Lewandowski nutzte eine Unglücksablage von Hamburgs Verteidiger Ostrzolek zum 2:0 (53.), danach traf zweimal Müller (69. und 73.), ehe die schillerndste Figur der Partie das 5:0 besorgte: Costa nahm mit einem Überschalldribbling Anlauf und zwirbelte den Ball ins Tor, als hieße er Arjen Robben (87.). Als Schlüsselmoment hatten die Beteiligten hinterher zwar den zweiten Treffer ausgemacht, der laut Lewandowski "mehr Platz zum Spielen" gewährleistete - aber in Erinnerung bleibt vor allem die Wucht, die der Bayern-Vortrag nach der Pause dem armen HSV zumutete. Es war jener Drang, der am Ende der vergangenen Spielzeit in entscheidenden Momenten gefehlt hatte.

"Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie da ist"

Wenn das die Frühform des FC Bayern ist, dann sollten kommende Gegner schon jetzt Spezialpläne mit dem Ziel entwerfen, wie dieser Expresszug zu stoppen ist. "Wir mussten erst herausfinden, wie wir die Abwehr des HSV knacken können", analysierte Trainer Pep Guardiola, der einen entscheidenden Kniff dazu selbst beisteuerte: Er beorderte Costa von Links auf Rechts, wo der Brasilianer sich zum Hamburger Albtraum entwickelte. Stellvertretend für sein Zungenschnalzer-Debüt sei hier seine Vorlage zum 3:0 erwähnt: Da jagte Costa einem weiten Ball bis an die Außenlinie hinterher, zog an die Grundlinie und flankte mit dem Außenrist auf Müllers oberbayerischen Schädel.

"Das macht er schon außergewöhnlich. Ich hatte fast nicht mehr mit der Hereingabe gerechnet", erklärte Müller später die Szene. Kapitän Philipp Lahm attestierte Costa ebenfalls großes Können: "Er hat das Eins-gegen-Eins drauf, er hat die Schnelligkeit - er ist ein sehr guter Spieler." Bei all den Hymnen fragte man sich natürlich, was Doooglas selbst zu sagen hatte. Antworten gab es prompt, denn ein brasilianischer TV-Reporter hatte seinen Landsmann zwischen Dusche und Teambus vor eine Live-Kamera zur Fragerunde gebeten. "Muito contento", sei er, erklärte Costa brav, sehr zufrieden also.

Nach einem 5:0 mit einem Tor und einer Vorlage gewiss nicht die bahnbrechendste Erkenntnis, aber ihm war beim Grinsen durch seine hervorstechende Zahnlücke anzumerken, dass er sich gut aufgehoben fühlt in der Münchner Erlebniswelt. "Für mich ist es ein entscheidender Schritt in meiner Karriere, jetzt hier zu spielen", meinte der 24-Jährige, der als Zulieferer von "beiden Seiten" agieren kann, wie er selbst sagt. Er habe zudem "einen sehr guten Eindruck von unserer Mannschaft." Diese Erkenntnis hatte Doooglas, der Lokomotivführer, nicht exklusiv. Lahm ließ - ebenso muito contento - wissen: "Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie da ist. Jetzt muss uns erst mal jemand von oben in der Tabelle verdrängen."

Noch 33 Spiele bis zur Übergabe der Meisterschale

Und Torwart Manuel Neuer freute sich über "die richtige Einstellung zum Auftakt". Nach einem "Geduldsspiel" in der ersten Hälfte "hat der HSV dann hinten aufgemacht", was noch nett formuliert war - die Hanseaten hätten nämlich durchaus erneut mit einem 0:7 die Heimreise antreten können. Ein paar dämpfende Worte über den chilenisch-brasilianischen Angriffsschwung gönnte sich lediglich Guardiola: "Costa und Vidal haben es in ihren ersten Spielen bei uns sehr gut gemacht, aber alleine können sie nicht gewinnen."

Vielleicht liegt er damit nicht so falsch. Es gibt ja meist noch neun andere, die es recht gut machen, es war schließlich nur der Hamburger SV und es bleiben noch 33 Spiele bis zur Übergabe der Meisterschale. Immerhin: Den Namen Doooglas Costa werden bis dahin alle gelernt haben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: