Bundesliga-Auftakt des FC Bayern:Mühsam zurück ins Alltagsgeschäft

FC Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Erlösung am ersten Spieltag: Arjen Robben trifft wieder.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der FC Bayern hat zum Auftakt der Bundesliga-Saison gegen den VfL Wolfsburg einige Mühe, gewinnt aber 2:1. Gianluca Gaudino gibt ein beeindruckendes Debüt, Thomas Müller und Arjen Robben treffen. Doch die Münchner brauchen auch Glück.

Wenn es irgendwann in dieser Bundesliga-Saison möglich sein würde, den FC Bayern München zu schlagen, dann doch wohl jetzt sofort. So erzählten sich das viele, nicht nur an den Stammtischen; schließlich hatte der große Meisterschaftsfavorit nach der Weltmeisterschaft und angesichts etlicher Verletzungen eine recht zerrüttete Saisonvorbereitung bestritten. Dieter Hecking, Trainer des VfL Wolfsburg, mochte diesem Gedankenspiel natürlich nichts abgewinnen, schließlich hat er auch WM-Teilnehmer und Verletzte im Kader.

In der Schlussphase der Partie hatte der FC Bayern dann tatsächlich einige Mühe, doch am Ende siegte er 2:1 (1:0) durch Treffer von Thomas Müller (37.) und Arjen Robben (48.) sowie ein Tor des Wolfsburgers Ivica Olic (52.). Die Erleichterung war überall zu spüren. "In der zweiten Halbzeit ging uns die Luft ein bisschen aus, und wir hatten in der Formation noch nie zusammen gespielt", sagte Verteidiger Holger Badstuber zu seinem Bundesliga-Comeback nach langer Verletzungspause, "das Wichtigste ist der Sieg." Außerdem habe es mit der "neuen Dreierkette schon ganz gut geklappt".

Wenn es irgendwann möglich gewesen wäre, dem FC Bayern München ein Unentschieden abzuknöpfen, dann wäre es übrigens in der 79. Minute gewesen. Der eingewechselte Wolfsburger Junior Malanda schoss aus acht Metern aufs Tor, von Manuel Neuers Fuß prallte der Ball an die Unterseite der Querlatte, wieder vor Malandas Füße - und mit dem Schienbein bugsierte dieser das Spielgerät aus rund einem Meter am Tor vorbei. Da ging dann doch ein Raunen durchs mit 71 000 Menschen besetzte Rund. 4000 Plätze waren leer - was selbstverständlich nicht an mangelndem Interesse lag, sondern daran, dass der FCB noch immer auf die Genehmigung der Behörden zur Kapazitätserhöhung wartet.

Die Münchner Weltmeister kamen bis auf den gesperrten Jérôme Boateng und den verletzten Bastian Schweinsteiger allesamt zum Einsatz; auch Arjen Robben, der ebenfalls spät ins Training eingestiegen war, spielte von Beginn an. Im Mittelfeld setzte Trainer Pep Guardiola überraschend auf den erst 17-jährigen Gianluca Gaudino, Sohn des früheren Bundesligaprofis Maurizio Gaudino und der Matthias-Sammer-Sekretärin Sonja Gaudino.

In Juan Bernat auf der linken Seite und Stürmer Robert Lewandowski kamen zwei Zugänge zum Einsatz; Xherdan Shaqiri, Sebastian Rode und Pierre-Emile Hojbjerg, die in der Vorbereitung auf sich aufmerksam gemacht hatten, fanden sich zunächst auf der Ersatzbank wieder.

Schon zu Beginn erweckte der VfL den Eindruck, er könne der Bundesliga tatsächlich eine Überraschung zum Saisonauftakt bescheren; mit konsequentem Pressing nervten die Wolfsburger den FCB. Zu Torchancen kamen sie zwar nicht, die Bayern aber auch nicht. Ab der 20. Minute jedoch rissen die Münchner das Spiel an sich. Nach einem Steilpass von David Alaba stand Robben knapp im Abseits, so dass Lewandowskis anschließendes Tor nicht zählte (28.); nach einem Schuss von Müller ließ VfL-Torwart Max Grün den Ball nach vorne prallen, bugsierte ihn aber knapp vor Lewandowski weg (29.); und nach einem Zuspiel von Gaudino, der ein starkes Ligadebüt mit Ruhe, Übersicht und Ideen gab, scheiterte Lewandowski an Grün (30.).

Wolfsburg will sich nicht aufgeben

Das Führungstor fiel dann in der 37. Minute: Philipp Lahm hatte Robben geschickt, der Luiz Gustavo austrickste und Müller bediente, der den Ball mit dem Schienbein geradezu zärtlich ins entfernte Toreck bugsiert. Die Ungewissheit, die sich vor diesem Spiel ja auch bei den Bayern selbst eingenistet hatte, war da schon geschwunden; und als sich kurz nach dem Seitenwechsel Wolfsburgs Joshua Guilavogui einen Ballverlust zu viel erlaubte und Robben nach Doppelpass mit Lewandowski auf 2:0 (47.) erhöhte, war sie ganz weg - vorläufig.

"Nach dem 2:0 habe ich mir gedacht, es ist vorbei", sagte Robben, "da musst du so ein Spiel über die Bühne bringen. Das haben wir nicht ganz geschafft."

Denn so einfach wollten sich die Wolfsburger dann doch nicht aufgeben. Nach einem schnell ausgeführten Einwurf von Vieirinha zog Ivica Olic wuchtig ab, von der Unterkante der Latte prallte der Ball ins Tor, es stand nur noch 2:1 (52.), und der VfL knöpfte nun wieder an seine ordentlichen ersten 20 Minuten an.

Umso ärgerlicher war es für die Münchner, was Robert Lewandowski in der 57. Minute trieb: Hätte er nach Steilpass von Müller den Ball einfach auf Robben quer gelegt, wäre das 3:1 mit allergrößter Wahrscheinlichkeit gefallen, doch der neue Stürmer wollte unbedingt sein erstes Bundesliga-Tor für die Bayern erzielen - und scheiterte mit einem kläglichen Lupfer an Grün.

Die große Chance zum 2:2 vergibt Junior Malanda auf kuriose Weise

Auf der anderen Seite klärte wenig später Bernat gegen Kevin de Bruyne, als sich Manuel Neuer beim Liberospielen nicht in der von der WM gewohnten Form zeigte. Die Bayern, mittlerweile mit Shaqiri für Mario Götze (62.), sahen sich zunehmend in der Defensive. Doch die große Chance zum Ausgleich vergab Junior Malanda auf kuriose Weise.

Danach waren die Bayern bei ihren Gegenstößen dem dritten Treffer nahe. Ein Tor des eingewechselten Sebastian Rode wurde zu Unrecht wegen angeblicher Abseitsposition von Müller aberkannt (84.), Shaqiri scheiterte an Grün (84.), Robben dann noch an der Latte (89.).

Und zu den Debatten darüber, dass es, wenn es irgendwann möglich sein würde, den FC Bayern München zu schlagen, dann doch wohl zu Saisonbeginn möglich wäre, sagte Sportvorstand Sammer übrigens abschließend: "Wir müssen in dieser Phase aufhören, davon zu reden."

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