Bundesliga:Allofs wiederholt die Fehler aus Bremen

Klaus Allofs

Klaus Allofs: Trübe Aussichten in Wolfsburg

(Foto: AFP)

Klaus Allofs gehört seit 17 Jahren zur Bundesliga wie kaum ein zweiter Funktionär. In Wolfsburg kämpft der Geschäftsführer gegen den finalen Karriereknick - mit Methoden, die schon einmal versagten.

Kommentar von Ralf Wiegand

Im Jahr 2005 suchten sich die Macher des Computerspiels "Fußball Manager 06" zwei Männer für das Cover aus, die den Fußball jener Zeit prägten. Der eine ließ als Trainer rauschhaften Offensivfußball spielen, der andere kam als Manager, egal wo in Europa er hinfuhr, mit einem neuen Schätzchen für diese irre Elf zurück. Der Trainer hieß Thomas Schaaf, der Manager Klaus Allofs, sie wirkten bei Werder Bremen.

Schaafs Name fällt heute meist als erster, wenn jener Typ Trainer beschrieben wird, der aus der Mode ist. Und Klaus Allofs, 59, kämpft in Wolfsburg gegen den finalen Karriereknick. Der Geschäftsführer Sport beim VfL gehört seit 17 Jahren zur Bundesliga wie kaum ein zweiter Funktionär. Er war das distinguierte Gegengewicht zu bierkellerlauten Branchengrößen wie Reiner Calmund oder Uli Hoeneß, hatte einen Spürsinn für verborgene Talente. Ihm gelang, überragende Spieler in schwierigen Situationen ins wenig glamouröse, aber heimelige Bremen zu lotsen. Micoud, Diego, Özil, Klose, sie waren mindestens eine Nummer zu groß für Werder. Allofs kriegte sie.

Diese Fähigkeit, einem Trüffelschwein ähnlich, hatte Allofs allerdings schon in seiner Bremer Zeit verloren. Heute werfen sie ihm dort (meist flüsternd) vor, nicht rechtzeitig erkannt zu haben, dass Bremen kein natürlicher Champions-League-Teilnehmer mehr war. Zu lange habe Allofs für die ohnehin teuer gewordene Mannschaft weiter teuer eingekauft, bei abfallender Trefferquote. Als Allofs 2012 nach Wolfsburg zog, blieb Werder nach der Jagd auf die vergangene Größe ausgezehrt zurück.

Wieder folgten namhafte Spieler - die nicht zum derzeitigen VfL passen

Der finanzielle Kollaps würde in Wolfsburg nur drohen, wenn VW den Spaß an der sportlichen Werbetruppe gänzlich verlöre. Ansonsten aber ähnelt die Situation des VfL auffällig jener einst in Bremen. Wieder hat Allofs, der zudem gegen Vorwürfe unseriöser Praktiken kämpft, es nicht geschafft, auf ausbleibenden Erfolg rechtzeitig zu reagieren. Wieder folgten auf den Verlust namhafter Spieler vor allem neue namhafte Spieler. Die würden zur Größe des VfL des Meisterjahres 2009 oder der Pokalsieger-Saison 2015 passen - aber nicht zur aktuellen Lage, die sich lange andeutete.

In der Bundesliga droht Abstiegskampf, die Identifikation des unter Selbstzweifeln leidenden Industriestandorts mit der Legionärs-Elf schwindet. Einige agieren, als hätte man ihnen die Champions League zur Verfügung stellen müssen, und nicht die Qual, sich dafür kaum noch qualifizieren zu können. Ob Allofs die Kraft hat, noch mal den Reset-Knopf zu drücken? Fußball ist heute genauso wenig wie 2005 ein Computerspiel.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: