Bundesliga-Abstiegskampf:Der HSV-Dusel ist zurück

FC Schalke 04 - Hamburger SV

Kyriakos Papadopoulos und Pierre-Michel Lasogga (rechts) bejubeln das 1:1.

(Foto: dpa)
  • Vorletzter Spieltag in der Bundesliga: Der HSV wahrt die Chance auf den Klassenverbleib, Ingolstadt ist abgestiegen.
  • Wolfsburg und Augsburg müssen zittern, Mainz hat die besten Chancen. Nur Leverkusen ist sicher gerettet.
  • Hier geht es zur Tabelle der Fußball-Bundesliga.

Von Carsten Scheele

Falls es jemand vergessen hatte: Ja, Pierre-Michel Lasogga ist noch immer angestellt beim HSV. Der bullige Stürmer hat zwar selten gespielt, wurde aus dem Kader gestrichen, doch am vorletzten Spieltag in der Nachspielzeit war Lasogga plötzlich - wie früher - der wichtigste Hamburger.

Der HSV lag zurück, 0:1 bei Schalke, alles schien sich schmerzlich gegen den Nordklub zu wenden. Dann der letzte HSV-Angriff, der Ball holperte zu Lasogga, der der traf ihn nicht mal voll, doch das Spielgerät kullerte über die Linie. Das 1:1, der HSV kann nicht mehr direkt absteigen, hat sogar am letzten Spieltag noch eine echte Chance auf den direkten Klassenverbleib. "Das ist nervlich nicht auszuhalten", klagte Hamburgs Vorstandsboss Heribert Bruchhagen. "Wir sind noch nicht durch", warnte dagegen Trainer Markus Gisdol.

Ganz im Südwesten der Republik, in Freiburg, kullerten hingegen die Tränen. Dort hatte sich der FC Ingolstadt 90 Minuten durchgekämpft, es stand 1:1 - wonach der FCI am letzten Spieltag noch eine Chance gehabt hätte. Dann die Nachricht aus Schalke: Lasogga! 1:1! Der FC Ingolstadt ist abgestiegen. "Brutal bitter", bekannte Trainer Maik Walpurgis, "wir müssen uns erstmal wieder sammeln."

Hamburg schenkt Schalke den Führungstreffer

Dabei hatte alles so schlecht begonnen für den HSV. Die Mannschaft, gestartet mit den 18-jährigen Jatta und Janjicic, wirkte völlig verunsichert - so auch beim Gegentreffer: Die Hamburger guckten bloß zu, während sich drei Schalker seelenruhig den Ball zupassten. Bentaleb flankte unbedrängt in die Mitte, wo Burgstaller ebenso unbedrängt zum Kopfball hochstieg - das 1:0 (26.).

Auch für Ingolstadt begann das Spiel mies, Maximilian Philipp nutzte die erste echte Freiburger Chance gleich zur Führung (31.). Doch der FCI zeigte, weshalb die Mannschaft vielfach als kampfstärkstes Team unter den Abstiegskandidaten gilt: Kurz vor der Pause traf Darío Lezcano zum Ausgleich (43.), Ingolstadt war wieder dabei.

Und Augsburg? Musste fürchten, dass die Mannschaft durch das schwere Restprogramm (Dortmund, Hoffenheim) nach hinten durchgereicht wird. Die Partie gegen den BVB begann aber trefflich, Alfred Finnbogason brachte den Außenseiter gar in Führung (28.), Aubameyang sorgte jedoch nur vier Minuten später für den Ausgleich (32.). Ein Punkt, erstmal nicht schlecht.

Mit Mainz und Wolfsburg steckten noch zwei weitere Teams im Abstiegskampf - auch sie mussten Rückschläge verkraften. Gladbachs Jannik Vestergaard schockte sehr biedere Wolfsburger per Kopf (24.), Mainz erlitt den Rückstand kurz vor der Pause, als Frankfurts Branimir Hrgota einschoss (42.). Das war wiederum gut für Leverkusen, die zwar gegen Köln zurücklagen, aber nicht weiter durchgereicht werden konnten.

Der Zwischenstand zur Pause: Der HSV in Not, Ingolstadt wieder gut dabei. Augsburg und Leverkusen gerettet. Mainz und Wolfsburg noch nicht.

Was in der zweiten Halbzeit geschah

Die zweite Hälfte sollte die Verhältnisse noch einmal kräftig durchwirbeln. Zunächst kassierte Mainz das 0:2 gegen Frankfurt (Seferovic, 50.). Dann glich Gomez für Wolfsburg aus (59.). Auch Mainz jubelte, weil Cordoba (59.) und Bell (62.) binnen drei Minuten den 2:2-Ausgleich schafften. All das konnte Hamburger nicht gefallen. Auch der HSV brauchte ein Tor, wenn nicht gar zwei - doch wo sollten die herkommen? Holtby vergab die beste Chance, drosch den Ball jedoch weit über das Tor. Auch Wood, unter der Woche von Trainer Gisdol noch stark geredet, setzte den Ball knapp am Pfosten vorbei.

Augsburg hielt das 1:1 gegen Dortmund. Auch Wolfsburg verteidigte sein Unentschieden gegen Gladbach, die Partie wurde wegen eines heftigen Hagelschauers jedoch für 28 Minuten (!) unterbrochen. Mainz erhöhte durch Muto und de Blasis auf 4:2 - die Rettung? Alles hing vom HSV ab. Und wirklich, Lasoggas Dusel-Tor in der Nachspielzeit, übrigens sein erstes seit 13 Monaten, vermieste gleich mehrere Parties quer durch die Republik.

Echtes Endspiel am 34. Spieltag

Zwar traf auch Schalke nochmal, doch der Treffer wurde aberkannt - Abstiegskampf pur. Der HSV hat nun 35 Punkte, Augsburg, Mainz und Wolfsburg jeweils 37. Wobei Mainz mit dem besten Torverhältnis (-9) eigentlich nicht mehr viel passieren kann. Eher schon Augsburg (-16) und vor allem Wolfsburg (-17). Der HSV (-29) muss unbedingt gewinnen. Nur Leverkusen (38 Punkte) ist definitiv gerettet.

So erwartet die Bundesliga am 34. Spieltag ein richtiges Endspiel, wenn der HSV in eigener Arena auf Wolfsburg trifft. Die Szenarien sind klar: Bei einem Wolfsburger Sieg oder einem Unentschieden muss der HSV zum dritten Mal in die Relegation. Gewinnt der HSV, trifft es Wolfsburg oder Augsburg, dem gegen Hoffenheim schon ein paar Gegentore drohen. Die Hamburger Fans haben ja eine Ahnung, wie es enden wird: Nach Lasoggas Last-Minute-Treffer sangen sie komplett euphorisiert, wie so oft in den vergangenen Jahren: "Niemals, zweite Liga, niemals!"

Hier die Lage in der Tabelle zum Nachlesen.

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