Brexit-Konsequenzen:Huth weiter für Leicester?

Leicester City v Manchester City - Barclays Premier League

Bald könnte es für Fußballer schwierig werden, eine Arbeitserlaubnis für ein Engagement in England erhalten. Auch deutsche Profis wie Robert Huth könnten davon betroffen sein.

(Foto: Carl Recine/Reuters)

Nach der Abwendung der Briten von der EU stellen sich auch für den Sport viele Fragen.

Fußball

Spieler: Berufsfußballer mit Pass eines EU-Mitgliedslandes dürfen bislang ohne Einschränkung in die Premier League und weitere britische Fußball- Ligen wechseln. Die Auflösung der Verträge zwischen der EU und Großbritannien wird noch dauern. Sollte es keine neuen Ausnahmeregeln geben, würden aber künftig solche Profis wie Akteure aus einem Nicht-EU-Staat behandelt. Für diese gelten strenge Kriterien des Innenministeriums - so hängt die Erteilung einer Arbeitserlaubnis von der Weltranglistenposition des Herkunftslandes und den Länderspielen des Spielers ab. Demnach muss ein Profi aus einem Top-10-Land mindestens 30 Prozent der möglichen Länderspiele der vergangenen zwei Jahre bestritten haben. Unter diesen Regeln hätten beispielsweise Cristiano Ronaldo als junger Spieler und Frankreichs aktueller EM-Held Dimitri Payet nicht nach England wechseln können. Einer dreistelligen Zahl von Spielern der vergangenen Saison wäre so ein Transfer in die Premier League verwehrt geblieben. Auch viele deutsche Profis wie Robert Huth oder Emre Can wären betroffen gewesen. Dass ihnen die Arbeitserlaubnis rückwirkend aberkannt wird, ist aber unwahrscheinlich.

Vereine: Ohne neue Sonderregeln für Europäer wird der Pool der verfügbaren ausländischen Profis für die Premier-League-Klubs kleiner, die Ablösesummen würden noch weiter steigen. Experten erwarten jedoch, dass das Innenministerium der Liga aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung auf irgendeine Weise entgegenkommen wird. Ein Wertverlust des britischen Pfunds könnte ebenfalls einen Nachteil auf dem internationalen Transfermarkt bringen. Besonders schwer wöge zudem der Einschnitt im Werben um Talente: Gemäß den Transferregeln des Fußball-Weltverbandes Fifa darf ein Spieler zwischen 16 und 18 Jahren in ein anderes EU-Land wechseln. Weltweit ist dies erst ab 18 Jahren der Fall, sollten nicht beispielsweise die Eltern ihren Wohnsitz wechseln.

Verband: Schon bei den Arbeitsregeln für Nicht-EU-Spieler hatte der englische Verband FA auf den Schutz einheimischer Profis gedrängt. Sollten nun möglicherweise neue Ausnahmebestimmungen verhandelt werden, dürfte wieder die Diskussion über eine striktere Briten-Quote aufflammen - zumindest für den vom Verband kontrollierten FA-Cup. Zumindest die Nationalteams aus Großbritannien sowie die Klubs von der Insel sind in ihren Teilnahmen an europäischen Wettbewerben durch den Brexit nicht beschränkt.

Kricket/Rugby

Nicht nur der Fußball ist betroffen. Durch eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs von 2003 genießen Sportler aus 79 Ländern aus Afrika, der Karibik und Pazifik (AKP-Staaten) die gleichen Rechte wie EU-Athleten. Besonders im Kricket und Rugby stammen viele Profis beispielsweise aus Südafrika oder von den pazifischen Inseln. Da Großbritannien nun aus der EU austritt, dürfte auch dieses sogenannte Kolpak-Abkommen in unbestimmter Zukunft voraussichtlich nicht mehr gelten - Sportler aus AKP-Staaten hätten also den Status von normalen Ausländern.

Formel 1

Acht der elf Formel-1-Rennställe haben ihren Sitz in England. Chefvermarkter Bernie Ecclestone war ein Brexit-Befürworter und meint: "Das macht keinen Unterschied für mein Geschäft." Der 85-Jährige könnte die Rechnung aber ohne die EU-Wettbewerbshüter gemacht haben, die derzeit ein Verfahren wegen der ungleichen Verteilung von Geld und Macht in der Formel 1 prüfen. Der Brexit beendet diese Untersuchung keineswegs.

US-Sport

Seinen Ruf als wichtigste Sport-Metropole des Kontinents genießt London auch durch seinen Status als erste Anlaufstelle für amerikanische Sportarten. Sowohl die Basketball-Stars aus der NBA als auch Footballer der NFL kommen regelmäßig für Saisonspiele in die englische Hauptstadt. "Die NFL sieht London als Tor zu Europa", sagte Sportexpertin Maria Patsalos dem Daily Telegraph und sieht mögliche Schwierigkeiten für die Zukunft durch einen Brexit: "Die NFL könnte diesen Deal überdenken."

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