Bremens Sieg gegen HSV:Sorgenfrei nach Hackentrick

Werder Bremen - Hamburger SV

Die Fans sind zufrieden mit Santiago Garcia und den anderen Werder-Spielern: Derbysieg!

(Foto: Carmen Jaspersen/dpa)

Das 100. Nordderby zwischen Bremen und Hamburg wird nicht als die beste Partie in die Historie eingehen. Doch in Erinnerung bleibt das Spiel, weil Werder nach dem 1:0 die größten Nöte überwinden kann - und für den HSV der Abstieg immer wahrscheinlicher wird.

Von Matthias Schmid

Florian Meyer und Sebastian Prödl warteten schon einige Sekunden, sie lächelten, vielleicht erzählte der Bremer-Verteidiger dem Schiedsrichter aus Burgdorf sogar einen Witz. So viel Zeit hatten die beiden vor der Seitenwahl. Irgendwann fiel Marcell Jansen aber ein, dass er als Ersatzkapitän vor dem Anpfiff zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV noch eine wichtige Aufgabe zu erledigen hatte - nämlich die Seite der Münze zu bestimmen. Er unterbrach seine dynamischen Bewegungen auf dem Rasen und machte sich zur Mittellinie auf. Der gewonnene Münzwurf sollte das einzige Erfolgserlebnis für den HSV an diesem Samstagnachmittag bleiben.

Das 100. Nordderby entschieden die Bremer nach einem Tor von Zlatko Junuzovic in der 19. Minute 1:0 (1:0) für sich. Der Sieg war wichtiger als in all den Jahren davor, in denen es das Aufeinandertreffen der beiden Rivalen schon gibt. Es geht schließlich in diesen Tagen im Norden um nichts weniger als den Verbleib in der Fußball-Bundesliga. Durch die drei Punkte weist die Mannschaft von Trainer Robin Dutt nun sechs Zähler mehr auf als der HSV, den Tabellendrittletzten.

"In der zweiten Hälfte haben wir uns gut gewehrt, aber am Ende hatten wir zu wenig klare Torchancen, um hier gewinnen zu können", stellte Jansen ernüchtert fest.

Seine Mannschaft machte in der Anfangsphase eher den Eindruck, als würde es bei ihr in dieser Runde um nichts mehr gehen, als würde sie in der Tabelle irgendwo im langweiligen Mittelfeld liegen, wo es weder nach oben noch nach unten reizvoll werden könnte. Dem HSV fehlte Mut, Esprit und auch die nötige Grundaggressivität. Da auch die Bremer zunächst mehr damit beschäftigt waren, die Bälle sauber und ohne Fehler zum Mitspieler weiter zu leiten, entwickelte sich in der Anfangsphase eine Partie, die so aufregend war wie eine Runde Halma in der Seniorenresidenz.

Aaron Hunt mit genialem Moment

Doch mit zunehmender Spieldauer merkten die Bremer, dass sie im heimischen Stadion spielten, sie warfen sich mit Wucht und Leidenschaft in die Zweikämpfe und zeigten das eine oder andere Mal auch so etwas wie zügigen Kombinationsfußball.

Dem Führungstreffer ging ein genialer Moment von Aaron Hunt voraus. Mit dem Rücken zum Tor stehend überrumpelte der zuletzt von Knieproblemen geplagte Mittelfeldspieler per Hacke die ganze HSV-Abwehr. Der Ball landete bei Junuzovic, der noch einige Meter quer zum Tor lief und dann mit einem satten Linksschuss zum 1:0 abschloss.

Erster Torschuss kurz vor der Pause

Hamburgs neuer Trainer Mirko Slomka schickte sein komplettes Kontingent an Auswechselspielern bereits nach gut einer halben Stunde zum Warmlaufen. Er hatte genug gesehen von seiner Elf, der er zunächst vertraut hatte. Der HSV-Trainer wollte seine Startformation belohnen für ihren wundersamen Auftritt beim 3:0-Sieg zuletzt gegen Borussia Dortmund. "Sie alle haben es verdient, aufzulaufen", sagte Slomka, der nun schon seit zehn Ligaspielen auf einen Auswärtssieg wartet.

Doch obwohl bis auf den grippekranken Heiko Westermann die gleichen Spieler auf dem Rasen standen, war es eine andere Mannschaft, die in Bremen antrat. Der nach einer Bänder- und Kapselverletzung wieder genesene Rafael van der Vaart saß traurig auf der Bank. Kurz vor dem Seitenwechsel hatte er aber beim Warmlaufen fast Grund zur Freude, doch der Schlenzer von Hakan Calhanoglu prallte an die Latte. Es war der erste Torschuss der Hamburger im Spiel.

Nach dem Seitenwechsel korrigierte Slomka seine Aufstellung und brachte anstelle von Rincon den "feinen Fußballer", wie er van der Vaart nennt. Doch für den ersten Aufreger konnte dieser nichts. Die Bremer Anhänger brannten Bengalos ab, einige flogen aufs Feld, sodass Schiedsrichter Meyer die Partie für wenige Minuten sogar unterbrach. In den Nebelschwaden fanden sich zunächst die Hamburger besser zurecht. Sie rannten, sie kämpften und vor allem: Sie störten die Bremer schon in deren eigenen Hälfte und kamen zu Torchancen. Milan Badelj scheiterte beispielsweise mit einem Volleyschuss an Werder-Torwart Raphael Wolf (56.).

Die schwungvolle Phase hielt allerdings nicht besonders lange. Bremen fand zur Stabilität der ersten Hälfte zurück, auch durch die Einwechslung des defensiven Mittelfeldspielers Cedrick Makiadi für Hunt (66.). Nur drei Minuten später hatte der HSV großes Glück, als der Österreicher Junuzovic nur den Außenpfosten traf - nach einem Aussetzer von Verteidiger Lasse Sobiech, der zuvor für den verletzten Slobodan Rajkovic eingewechselt worden war. "Das muss das 2:0 von mir sein", sagte Junuzovic, "aber vielleicht habe ich es in diesem Moment mit der Angst bekommen."

Die Bremer waren nun dem zweiten Tor näher. Ludovic Obraniak (74.) und kurz darauf Santiago Garcia hatten weitere gute Chancen. Am Ende blieb es beim 1:0 für Werder, das sich damit wohl der größten Abstiegssorgen entledigen kann.

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