Bremens 3:1 in Augsburg:Lächeln und mahnen

Fußball 1 Bundesliga 26 Spieltag Werder Bremen 1 FC Köln am 12 03 2018 im Weser Stadion in Brem

In Bremen arbeitet mit Florian Kohfeldt (li.) einer der profiliertesten jungen Trainer Deutschlands - doch Max Kruse entschied sich gegen Werder und für Fenerbahce Istanbul.

(Foto: imago/Revierfoto)

Durch den Sieg in Augsburg dürfte Werder Bremen im Abstiegskampf aus dem Gröbsten raus sein. Das Team überzeugt mit seinem Offensivstil - Trainer Florian Kohfeldt spricht dennoch eine Warnung aus.

Florian Kohfeldt hangelte sich durch ein Interview nach dem anderen, doch schwer fiel es ihm offensichtlich nicht, die vielen Fragen geduldig und auch noch äußerst gut gelaunt zu beantworten. Vergnügt lächelnd sprach der Trainer des SV Werder Bremen über den 3:1 (2:0)-Auswärtssieg beim FC Augsburg, mit dem seine Mannschaft im Abstiegskampf aus dem Gröbsten raus sein dürfte. Sie hat sich sogar fast in Richtung Mittelfeld der Tabelle verabschiedet. Acht Punkte beträgt ihr Vorsprung bereits auf Relegationsplatz 16 nach dem verdienten Erfolg durch die Tore der überragenden Ishak Belfodil (5./40.) und Max Kruse (82.).

"Glückwunsch an die Jungs, überragend", sagte Kohfeldt zur Bilanz von 17 Punkten aus den zurückliegenden acht Spielen. Und selbst, als er von einem Fragesteller wieder einmal ein L in der Mitte seines Nachnamens angedichtet bekam, lächelte Kohfeldt. Sogar in seinen eher strengen Momenten behielt er dies bei, inhaltlich aber transportierte er eine klare Botschaft: "Ich warne nach wie vor vor Selbstzufriedenheit. Wir haben uns noch nicht aus dem Abstiegskampf verabschiedet. Wir brauchen noch Punkte", sagte er, "und daran werde ich die Spieler erinnern." Sein freundliches Lächeln verwandelte sich nun in ein spitzbübisches.

33 Punkte haben die Bremer angehäuft, zwei weniger als Augsburg, das auch noch nicht ganz durch ist, allerdings wieder einmal so aufgetreten war, als wolle es sich doch noch dringend für die zweite Liga bewerben. "Man hat so das Gefühl gehabt, dass wir uns schon aus der Saison verabschiedet haben", sagte Augsburgs Trainer Manuel Baum über die erste Halbzeit, aus der die dritte Heimniederlage maßgeblich hervorging. "So können wir zu Hause nicht auftreten", schimpfte er und entschuldigte sich gar beim Publikum. Die Steigerung in der zweiten Halbzeit und das 1:2 von Rani Khedira (57.) änderten wenig an seinem übergeordneten Fazit. "Insgesamt sind wir schwer enttäuscht", sagte Baum. Er lächelte nicht einmal.

"Bei uns hat im Prinzip alles gefehlt", sagt Rani Khedira

Erlebt hatte der Trainer in der Tat ein Spiel, dessen Verlauf Bremen mit seinem beeindruckenden und sehr flexiblen Offensivstil überwiegend diktierte. Es war sogar so, dass das Augsburger Tor bereits in der ersten Minute schon zwei Mal in Gefahr geriet. Das galt besonders für Maximilian Eggesteins Versuch von der Strafraumgrenze, Torwart Marwin Hitz konnte aber abwehren. Vier Minuten später gelang ihm das nicht mehr, als Belfodil von der rechten Seite in den Strafraum eindrang, Innenverteidiger Martin Hinteregger auswackelte und flach einschoss. Ein sehr hübsches Tor, wenn auch erheblich begünstigt von den nur bedingt abwehrbereiten Augsburgern. "Bremen hat das sehr, sehr gut gemacht", sagte Khedira später, "bei uns hat im Prinzip alles gefehlt." Die Leistung der ersten Halbzeit nannte er "katastrophal".

Offensiv ging ja zunächst ebenfalls sehr wenig zusammen. Erstaunlich war das auch deshalb, weil am vergangenen Wochenende der befreiende 3:1-Sieg in Hannover gelungen war. Doch nun erinnerte die Spielweise wieder stark an die vorherigen Heimniederlagen gegen Stuttgart und Hoffenheim. Nur eine Torchance in Form eines etwas zu hoch angesetzten Drehschusses von Michael Gregoritsch (27.) erspielten sich die Augsburger in der ersten Halbzeit. Und weil der von Kruse in Szene gesetzte Belfodil kurz vor der Pause das zweite Tor für Bremen erzielte, nahmen die Augsburger nicht nur ein verdientes 0:2 mit in die Kabine, sondern auch viele Pfiffe. "Die erste Halbzeit war gar nichts", sagte Philipp Max. "Es sah so aus, wie wenn wir schon abgestiegen wären", befand gar Hitz.

Etwas besser wurde es aus Sicht des FCA in der zweiten Halbzeit, als Khedira mit seinem ersten Bundesligator nach der bereits 13. Saisonvorlage von Max auf 1:2 verkürzte und damit die größeren Offensivbemühungen belohnte. Sogar dem Ausgleich kamen die Augsburger nun mit mehreren guten Chancen nahe, wie bei jenem direkten Freistoß von Gregoritsch, den Werders Torwart Jiri Pavlenka gerade noch an den Pfosten lenkte (69.). Die Bremer hatten zu diesem Zeitpunkt durch Eggestein (57.) und Theodor Gebre Selassie (66.) allerdings schon zwei Mal die Torstangen getroffen. Und auch bei ihren Kontern verpassten sie mehrfach die Entscheidung. Für diese sorgte nach Belfodils Vorlage erst Kruse mit einem platzierten Schlenzer. Es war sein sechstes Saisontor, kurz vor seinem 30. Geburtstag an diesem Montag. Auch Kruse zog vergnügt lächelnd von dannen.

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