Bremen - Amsterdam:Krise? Welche Krise?

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Nach 70 Minuten steht es 3:0. Wenn sich die Bremer je in einer Krise befanden: Das Uefa-Cup-Spiel gegen Amsterdam kommt gerade recht, um sich davon zu befreien.

Jürgen Schmieder

Die große Frage, die vor Spielbeginn durch das Weserstadion schallte wie sonst nur das Lied "Weeeerder Breeeemen, lebenslanggrün-weiß": Stecken die Bremer wahrlich in einer Krise oder haben sie nur zwei Spiele in Folge verloren? Zum ersten Mal seit vier Jahren wird von der Bremer Mannschaft nicht mehr geschwärmt, sondern über sie gelästert. Wenn es spielerisch nicht läuft, dann hat die Mannschaft kein anderes Mittel, um einen großen Gegner zu bezwingen.

Für den SV Werder - so die Meinung der Experten - gibt es nur zwei Mittel, das Spiel gegen Ajax Amsterdam für sich zu entscheiden: Entweder findet die Mannschaft ihre spielerischen Stärken wieder - oder sie entdeckt andere Alternativen. Die spielerische Variante erlebte vor dem Anpfiff einen Dämpfer: Tim Borowski musste seine Teilnahme wegen eines geprellten Zehs absagen. Für ihn rückte Vranjes wieder in die Startformation.

Die Bremer zeigten zu Beginn des Spiels, dass sie aus den vergangenen Spielen ihre Lehren gezogen haben. Das war nötig, begannen die Gäste doch mit der Schalker Variante: Sie zogen, grätschten, hielten, zupften, traten. Bremen hielt dagegen: So war sich der fußballerische Feingeist Diego nicht zu schade, sich auf den Boden zu werfen, um nach einem verlorenen Ball zu fischen. Nach 10 Minuten war nur noch das Trikot von Tim Wiese unbefleckt.

Aus dem hohen Einsatz der Bremer ergaben sich die ersten Torchancen: Naldo traf nach einem Freistoß in der dritten Minuten den Pfosten, kurz darauf scheiterte Jensen alleine vor dem Torhüter. In der 14. Spielminute probierte es Frings mit einem Schuss aus 30 Metern, den Stekelenburg nur mit Mühe entschärfen konnte.

Grätschen, halten, ziehen

Nachdem die Bremer den Beweis erbrachten, den Gegner nicht nur ausspielen zu wollen, kamen die spielerischen Elemente wie von selbst: Vranjes tanzte am Strafraum, ehe er auf Klose durchsteckte, der einen Schritt zu spät kam. Nach einer Flanke von Frings wenige Minuten später kam Aaron Hunt drei Meter vor dem Tor an den Ball, schoss jedoch vorbei.

Ajax hatte in dieser Phase des Spiels nur wenig entgegenzusetzen: ziehen, grätschen, halten, zupften, treten. Die Folge: zahlreiche gelbe Karten. Als kein Spieler mehr übrig war, dem Schiedsrichter Batista noch eine gelbe Karte hätte zeigen können, musste er die Farben variieren: In der 25. Minute stellte er Olaf Lindenbergh nach einem Foul an Frings vom Platz.

Die Folgen der Hinausstellung jedoch verblüfften: Der SV Werder konnte mit der numerischen Überlegenheit nicht viel anfangen und tat sich schwerer als in den ersten Minuten. Schlimmer noch: Ajax Amsterdam kam zu zwei gefährlichen Gegenangriffen, bei denen sie am rutschigen Rasen und der eigenen Schusstechnik scheiterten.

Das Fazit zur Pause: Bremen hat gelernt, gegen einen hart spielenden Gegner bestehen zu können. Die Hinausstellung von Lindenbergh brachte jedoch noch keinen Effekt. Die Bremer spielen besser als in den Spielen zuvor. Von einem Befreiungsschlag wollen wir aber erst sprechen, wenn ein Tor gefallen ist.

2. Halbzeit:

Die zweite Halbzeit beginnt mit einem Paukenschlag: Per Mertesacker erzielt nach einem Eckball das 1:0. Und plötzlich beginnt Werder Bremen, Fußball zu spielen. Die Mannschaft schnürt Ajax Amsterdam in deren Hälfte ein und drückt auf das 2:0. Der SV Werder kombiniert wieder - und hat zahlreiche Torchancen.

Wieder nach einem Eckball kommt Naldo an den Ball. Seinen Kopfball kann ein Spieler von Ajax Amsterdam abwehren - allerdings hinter der Linie, wie Schiedsrichter Batista feststellt. Damit steht es 2:0.

In der 70. Minute darf sich dann auch der letzte Bremer dafür rehabilitieren, dass die vergangenen beiden Spiele an ihm vorbeiliefen: Miroslav Klose nimmt einen Pass von Jensen geschickt mit, umspielt einen Gegner und hat dann genügend Übersicht, den heraneilenden Torsten Frings ins Spiel zu bringen. Der schließt mit einem trockenen Rechtsschuss ab: 3:0.

Wenn sich die Bremer je in einer Krise befanden: Das Uefa-Cup-Spiel gegen Amsterdam kommt gerade recht, um sich davon zu befreien.

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