Boxweltmeister im Schwergewicht:Vitali Klitschko verteidigt Titel gegen Chisora

Für einen K.o. hat es nicht gereicht: Vitali Klitschko muss über die volle Distanz von zwölf Runden gehen, um seinen WM-Titel im Schwergewicht gegen Dereck Chisora zu verteidigen. Der packende Kampf im Rundenprotokoll.

Jürgen Schmieder, München

10 Bilder

Vitali Klitschko v Dereck Chisora - WBC Heavyweight World Championship

Quelle: Bongarts/Getty Images

1 / 10

Vor dem Kampf

Wenn die Klitschkos boxen, dann sitzen natürlich Promis jeglicher Buchstabenkategorie in den ersten Reihen. Die bekanntesten heute: Boris Becker, Veronica Ferres und Henry Maske. Als Münchner Prominenz sitzen Charles Schuman, Martin Krug, Uschi Glas (links) und Regine Sixt (rechts) ganz weit vorne. Ebenfalls am Ring: Das boxende Großmaul David Haye, trotz Rücktritt immer noch ein möglicher Gegner von Vitali Klitschko. Er pöbelt aber erst einmal nicht, er kommentiert brav für einen britischen Fernsehsender. Für den Eklat sorgt Haye später.

Vitali Klitschko vs. Dereck Chisora

Quelle: dapd

2 / 10

Showprogramm

Als Showact hat das Klitschko-Management Christina Perri eingeladen. Die Twilight-Titelmelodie-Sängerin sitzt am brennenden Klavier im Ring, hinter ihr Geigenspieler. Sie singt "Jar of Hearts" und folgt damit der Tradition, dass Künstler bei Klitschko-Kämpfen vor allem Lieder zum Besten geben, deren Titelzeile irgendwas mit Boxen zu tun haben könnte.

Dereck Chisora, Vitali Klitschko

Quelle: AP

3 / 10

Einmarsch

"I'm gonna knock you out" hat Dereck Chisora bei der Pressekonferenz gerappt - passend dazu marschiert er zum Klassiker "Mama said to knock you out" von Krawall-Rapper LL Cool J durch die Olympiahalle. Vor dem Einmarsch hat sich Chisora Zeit gelassen und Wladimir Klitschko aus der Kabine geworfen, der das Tapen überwachen wollte. Chisora wiegt nur noch 109 Kilogramm, gegen Tyson Fury waren es noch zehn Kilo mehr. Er wirkt austrainiert und durchaus in der Lage, auch zwölf Runden boxen zu können.

Vitali Klitschko kommt wie immer zu "Hells Bells" von AC/DC zum Ring, wie immer hereingerufen von Michael Buffer - der natürlich auch sein legendäres "Let's get ready to rumble" fehlerfrei und stimmungsvoll vorträgt. Passend dazu hängt unter dem Hallendach eine überdimensionale Glocke. Vitali wirkt überaus konzentriert, doch als er in den Ring kommt, lässt er sich bereits auf Schattenboxen und Wortgefecht mit Chisora ein.

Dereck Chisora, Vitali Klitschko

Quelle: AP

4 / 10

Runde 1

Chisora bewegt sich außerordentlich schnell durch den Ring, immer wieder duckt er sich unter der Geraden von Klitschko hindurch und schlägt dann eingesprungene Haken. Wuchtige Treffer kann er jedoch nicht landen, dafür sind seine Schwinger zu ungenau. Klitschko wirkt ein wenig überrascht ob des Mutes seines Gegners, bleibt jedoch ruhig.

Runde 2

Chisora hat am Freitag beim offiziellen Wiegen Vitali Klitschko eine Ohrfeige verpasst. Ganz ehrlich? Härter hat er ihn bislang auch nicht getroffen. Er schlägt und schlägt, aber Klitschko weicht geschickt zurück. Zwei Mal bringt Klitschko seine rechte Cross-Gerade ins Ziel, mit denen er seine Gegner mürbe zu machen pflegt. Dennoch, das muss man sagen: Noch ist der Kampf recht ausgeglichen.

Dereck Chisora, Vitali Klitschko

Quelle: AP

5 / 10

Runde 3

In der Rundenpause redet Chisoras Trainer auf seinen Schützling ein - erst beruhigt er ihn, dann fordert er ihn auf, genauer zu agieren. Chisora pirscht sich nun wie ein Tiger an seinen Gegner heran und versucht es im Infight mit Leberhaken. Dennoch bekommt Klitschko den Kampf nun in den Griff und ist der dominante Mann. Immer gegen Rundenende probiert Chisora einen überraschenden Angriff - der jedoch nach der dritten Runde eben nicht mehr so wirklich überraschend ist.

Runde  4

Klitschko dominiert auch diese Runde, wie immer lässt er seine linke Faust am Körper baumeln und agiert quasi ohne Deckung. Das wirkt lässig, vor allem aber provoziert es den Gegner, aktiver zu werden. Das ist Chisora in der Tat, doch Klitschko weicht den Attacken seines Gegners reaktionsschnell aus. Am Ende der Runde zeigt Klitschko einen sehenswerten Konterhaken - doch Chisora verfügt offensichtlich über ein doch sehr hartes Kinn. Im Open Scoring (die Ringrichter legen alle vier Runden ihre Wertungen offen) führt Klitschko.

Dereck Chisora, Vitali Klitschko

Quelle: AP

6 / 10

Runde 5

Schon jetzt ist klar: Dereck Chisora ist nicht unbedingt nach München gekommen, um auf diesen einen Schlag zu hoffen, diesen "Lucky Punch", der einst etwa dem alternden George Foreman zum Sieg über den jungen Michael Moorer verholfen hat. Der 28-jährige Chisora ist mutig, er riskiert viel - das hat man zuletzt eher selten von den Gegnern der Klitschkos gesehen. Die Runde geht an den Briten.

Runde 6

Das Publikum merkt, dass Vitali Klitschko ein wenig nachgelassen hat und feuert ihn an. Langsam stellt sich auch die Frage: Wie ist es um die Kondition der beiden bestellt? Chisora wirkt erstaunlich fit, gibt einen würdigen Herausforderer ab. Doch auch Klitschkos Aktionen sind noch so flink wie zu Beginn.

Vitali Klitschko vs. Dereck Chisora

Quelle: dapd

7 / 10

Runde 8

Klitschko wirkt ein wenig ratlos, als hätte er nicht damit gerechnet, dass sein Gegner derart aggressiv und doch präzise agiert. Chisora dagegen scheint zu merken, dass er tatsächlich eine Chance hat gegen den Favoriten. Klitschkos Aktion sind nun deutlich langsamer, er liegt bei den Punktrichtern aber noch vorne.

Runde 9

Klitschko atmet bereits durch den Mund, er tänzelt nun aber wieder ein wenig frischer um Chisora herum. Der verfolgt Klitschko, bringt aber nun kaum Treffer ins Ziel. Die Aktionen Klitschkos sind nun wieder präziser und wuchtiger - und schon ist Chisora auf wackligeren Beinen unterwegs.

Dereck Chisora, Vitali Klitschko

Quelle: AP

8 / 10

Runde 10

Klitschko sucht nun die Entscheidung. Er liegt zwar nach Punkten vorne, will sich darauf aber offensichtlich nicht verlassen. Auch Chisora scheint nun ein wenig müde zu werden, verliert häufiger der Balance und lässt sich deshalb klar treffen. Klitschko kontert immer wieder präzise mit seiner rechten Geraden.

Runde 11

Klitschko wirkt nun wieder souverän, er dominiert die Runde. Er ist auch zu erfahren, um auf die Nicklichkeiten Chisoras zu reagieren - und einen "Lucky Punch" wird er wohl auch nicht zulassen. Chisora, das muss man dem Briten zugestehen, marschiert einfach weiter nach vorne.

Vitali Klitschko vs. Dereck Chisora

Quelle: dapd

9 / 10

Runde 12

Vor der Runde redet Wladimir Klitschko auf seinen Bruder ein - er beruhigt ihn, sieht aber recht wütend aus. Klitschko muss nun den letzten Angriffen Chisoras ausweichen, der immer noch versucht, wuchtige Treffer zu landen. Der 40-jährige Klitschko nutzt seine Erfahrung und bringt den Kampf nach Hause. Die Punktrichter: 118:110, 118:110, 119:110.

WBC-WM Schwergewicht Klitschko - Chisora

Quelle: dpa

10 / 10

Nach dem Kampf

Chisora lässt sich feiern - zurecht, war er doch Klitschkos stärkster Gegner der letzten drei Jahre. Die Gebrüder Klitschko fallen sich in die Arme. Vitali Klitschko gewinnt den Kampf verdient, auch wenn die Urteile der Punktrichter ein wenig zu deutlich ausfallen. Es war ein spannender und interessanter Kampf mit einem wahrlich würdigen Herausforderer.

Pressekonferenz

Nach dem Kampf kommt es auf der Pressekonferenz zu einem Eklat: David Haye, formell als britischer Journalist akkreditiert, pöbelt erst gegen Klitschko-Manager Bernd Bönte, der schimpft zurück. Dann springt Chisora auf und hat es auf Haye abgesehen. Es kommt zur Schlägerei zwischen Haye und Chisora, es fliegen Flaschen und Stative.

© Süddeutsche.de
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: