Boxkampf Sturm gegen Geale:Halb Boxer, halb Promoter

Schlagfertig im Ring und auch außerhalb: Boxer Felix Sturm tritt am Samstag zu einer Titelvereinigung gegen Daniel Geale an - als sein eigener Chef denkt er aber bereits an die nächsten Kämpfe. Bei einem Sieg könnte sich der Deutsche bald gegen Arthur Abraham versuchen. Auch ein lukrativer Fight in Las Vegas scheint möglich.

Jürgen Schmieder

Ein Boxring ist etwa 30 Quadratmeter groß, während eines Kampfes ist nur diese kleine Fläche in einer meist riesigen Halle ausgeleuchtet, ansonsten soll es stockdunkel sein. Dieser Kontrast sei mit Bedacht gewählt, sagen viele, damit sich ein Boxer während seines Duells nicht mit dem Gedöns drumherum beschäftigen muss, mit leicht bekleideten Frauen und mit Männern, die auch in der Dunkelheit auf Sonnenbrillen nicht verzichten möchten.

Wiegen Felix Sturm vs. Daniel Geale.

Selbstbewusste Pose beim Wiegen: Felix Sturm braucht keinen Promoter - er managt sich selbst. 

(Foto: dapd)

Der Boxer soll sich allein auf seinen Gegner konzentrieren und auf die über den Boden gespannte Zeltplane, auf die er den anderen Boxer schicken soll. Die Dinge im Dunkeln überlässt er lieber seinem Promoter.

Felix Sturm wird am Samstagabend in einen Boxring in Oberhausen steigen, bestenfalls sollen 12.500 Menschen in der Dunkelheit sitzen und mehr als fünf Millionen vor den Fernsehern daheim. Sturm tritt an gegen den Australier Daniel Geale. Es ist ein Titelvereinigungskampf im Mittelgewicht, der Sieger darf sich Weltmeister der Verbände WBA und IBF nennen sowie auf ein lukratives Duell in den Vereinigten Staaten hoffen, womöglich in Las Vegas gegen Sergio Martinez oder Julio Chavez junior.

"Das wird der Kampf meines Lebens", sagt Sturm über das Duell. "Ich werde mir meinen großen Traum erfüllen, eine Titelvereinigung ist das Größte für jeden Boxer." Ein weiterer großer Traum wäre natürlich, richtig viel Geld zu verdienen mit den nächsten Kämpfen.

Das Problem könnte nur sein, dass es derzeit nicht nur den Boxer Felix Sturm gibt, sondern auch den Promoter Felix Sturm. Der existiert seit 2009, als sich der Boxer vom Universum-Boxstall getrennt hat und sich seitdem selbst vermarktet. Der Promoter Sturm beschäftigt sich nun mit Dingen, die zunächst einmal nichts mit dem Kampf gegen Geale zu tun haben - etwa mit einem möglichen Duell mit Arthur Abraham, der vergangene Woche Weltmeister im Supermittelgewicht geworden ist. "Ich wäre zu einem Kampf bereit", sagte Sturm bei der Pressekonferenz unter der Woche, "aber der hat in der Weltspitze eigentlich gar nichts zu suchen. Ich glaube, dass man Abraham beschützen wird."

Die Replik aus dem Sauerland-Boxstall, bei dem Abraham unter Vertrag steht, folgte sogleich. "Es kann nicht sein, dass der Schwanz mit dem Hund wedelt", sagt Wilfried Sauerland und betonte, dass Abraham "deutlich populärer als Felix Sturm" sei. Es habe bereits zwei Angebote an Sturm gegeben, eines sei mehr als zwei Millionen Euro wert gewesen: "Er hat immer abgelehnt." Abraham selbst sagte: "Wer so über einen Weltmeister spricht, ist ein Ahnungsloser. Und unsportlich noch dazu." Natürlich antwortete Sturm auch darauf.

"Wilfried Sauerland ist einfach ein Lügner", sagte er in einem Interview. Zum Zeitpunkt der Angebote sei er nicht selbstständig gewesen: "Mein damaliger Promoter hatte kein Interesse an einem Abraham-Kampf." Sturm sprach dann noch über den möglichen Konflikt der Fernsehsender - seine Kämpfe werden von Sat.1 übertragen, die von Abraham von der ARD -, er lästerte über Abraham und Sauerland. Über seinen Gegner Geale sprach Sturm kaum in der vergangenen Woche.

Größtenteils allein vorbereitet

Dem Promoter Sturm ist auch nicht gelungen, dem Boxer Sturm den üblichen Trainer an die Seite zu stellen. "Ich habe mich größtenteils alleine vorbereitet", sagte Sturm. Fritz Sdunek nämlich weilt in Moskau, um Vitali Klitschko auf dessen Kampf gegen Manuel Charr vorzubereiten. Sdunek erklärte: "Vitali hat Priorität, denn es könnte sein letzter Kampf sein."

Erst am Freitagabend kam der Trainer nach Oberhausen. Sturm sagt zwar, dass er nach den Einheiten mit Ersatz-Coach Magomed Schaburow "fit wie nie zuvor" sei, doch hätte es sicherlich nicht geschadet, wenn bei der Vorbereitung auf diesen doch wichtigen Kampf Sdunek stets dabei gewesen wäre.

Der 33 Jahre alte Sturm ist der Favorit in diesem Duell. Bei seinem letzten Kampf gegen Sebastian Zbik hatte er sich technisch herausragend präsentiert, dazu aggressiv und variabel. Er nutzte seinen wuchtigen linken Jab, um Zbik zu entnerven und schließlich zur Aufgabe zu bewegen. Der Promoter Felix Sturm sollte sich also schon darum kümmern, dass der Boxer Felix Sturm am Samstagabend nicht an Arthur Abraham denkt und auch nicht an mögliche lukrative Kämpfe in den USA, sondern allein an Daniel Geale und den Boxring in der Halle in Oberhausen.

Wenn der Boxer Sturm sich in der kleinen ausgeleuchteten Fläche inmitten der Dunkelheit allein auf seinen Gegner konzentriert, dann sollte er nur noch diese Daten im Kopf haben: Geale ist 31 Jahre alt, 178 Zentimeter groß, hat eine Reichweite von 180 Zentimeter, wie Sturm war der Australier beim Wiegen am Freitag exakt 72 Kilogramm schwer.

Geale ist ein schneller Boxer mit einer guten Technik, der seine Gegner ausboxt und sie auch niederschlagen kann. In der unabhängigen Rangliste der Ring Magazine wird er im Mittelgewicht direkt hinter Sturm auf Platz drei geführt. Von bisher 28 Kämpfen hat Geale 27 gewonnen, 15 davon durch Knock-Out. Und, nicht zu vergessen: Auch er ist Weltmeister.

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