Boxer Vincent Feigenbutz:Knockout für den ungestümen Halbstarken

Vincent Feigenbutz v Giovanni De Carolis - WBA Super-Middleweight World Championship

Schlagkräftig, aber ohne Titel: Vincent Feigenbutz (rechts) verliert gegen Giovanni De Carolis

(Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images)
  • Vincent Feigenbutz verliert seinen ersten WM-Kampf gegen Giovanni De Carolis.
  • Der 20-jährige hatte sich vorgenommen der jüngste Box-Weltmeister der Geschichte zu werden. Doch um den Titel ging es ihm nur vordergründig.
  • "Ich komme wieder stark zurück", sagt er.

Von Benedikt Warmbrunn

Manchmal sagt der Wikipedia-Eintrag in seiner Trockenheit schon alles über eine Persönlichkeit aus. Bei Vincent Feigenbutz steht da, dass er in Karlsruhe geboren ist, dass er seit dem 11. September 20 Jahre alt ist. Außerdem steht da: "Er gilt als großes Talent im deutschen Boxsport." Und das ist er ja auch. Nicht mehr und nicht weniger.

Vincent Feigenbutz, ein großes Talent im deutschen Boxsport, wollte seinem Wikipedia-Beitrag am Samstag allerdings ganz gerne einen nicht unwesentlichen Zusatz hinzufügen. Er wollte nicht mehr nur ein großes deutsches Box-Talent sein. Er wollte der Weltmeister im Supermittelgewicht nach Version der World Boxing Association (WBA) sein. Er wollte der jüngste deutsche Weltmeister im Profiboxen sein, noch jünger als Graciano Rocchigiani sein, der sich 1988 als 24-Jähriger seinen ersten Titel erkämpft hatte. Doch Feigenbutz wollte zu viel. Er verlor gegen Giovanni De Carolis, durch einen technischen Knockout in der elften Runde.

Talent mit großspurigen Ansagen

Was der Kampf dennoch gezeigt hatte: Dass Vincent Feigenbutz tatsächlich ein großes Talent ist. "Ich komme wieder stark zurück", kündigte Feigenbutz noch im Ring an, "Boxen geht weiter!"

Schon im Kampf zuvor hatte er gegen den Italiener De Carolis geboxt, damals hatte er gewonnen, wenngleich das außer den Punktrichtern nicht allzu viele Beobachter so deutlich gesehen hatten. Außer Feigenbutz selbst. Direkt nach dem Kampf gab er daher ein Interview mit einer ähnlichen Härte wie die Schläge in seinen Duellen. Die Fresse habe er seinem Gegner poliert, sagte er, man solle sich den doch mal anschauen. Und weitere ähnlich unartige Dinge. Das Talent Feigenbutz, das vor diesem Kampf schon laut und frech über ein mögliches Duell mit einem der Altmeister wie Felix Sturm gesprochen hatte, war nun erst einmal eher ein Talent der etwas zu großspurigen Ansagen.

Feigenbutz schlug nicht oft, aber hart

In diesem zweiten Kampf gegen De Carolis ging es für Feigenbutz also nur vordergründig um den WM-Titel, selbst wenn er diesen gewonnen hätte, hätten ihm noch Kämpfe gegen ein paar namhaftere Gegner gefehlt, um wirklich ernsthaft zur Weltspitze gezählt zu werden (zum Beispiel gegen einen Altmeister wie Felix Sturm). Vor allem ging es für Feigenbutz darum, sich einen Ruf zu retten, den er in seinen jungen Jahren kaum hatte nachweisen können. Den Ruf als großes Talent im deutschen Boxsport. Und auch wenn er nicht gewonnen hat - seinen Ruf als Sportler konnte Feigenbutz bewahren.

De Carolis setzte ganz auf seine Stärke, er schlug viel, er schlug schnell, er schlug aus allen Winkeln, schon nach der sechsten Runde hatte er 130 Mal häufiger geschlagen als Feigenbutz, und er hatte auch 30 Mal häufiger getroffen. Feigenbutz dagegen setzte ebenfalls auf seine Stärke, er schlug nicht ganz so oft, aber er schlug hart, und er schlug oft mit Wirkung. Gegen den elf Jahre älteren De Carolis sah Feigenbutz also nicht aus wie der Jüngling, der er ist; er sah aus wie ein ernsthafter Kandidat für die erweiterte Weltspitze.

Am Ende fehlt ihm die Kraft

Doch in der elften Runde fehlte ihm die Kraft, um sich gegen all die Schläge zu wehren, die schnell und aus allen Winkeln kamen; nach einer Rechten des Italieners wirkte Feigenbutz benommen, der Ringrichter brach den Kampf ab. Im ihm betreuenden Sauerland-Team wollten sie einen Schlag aus einem verbotenen Winkel gesehen haben, einen auf den Hinterkopf - sie entschieden sich aber letztlich dagegen, Protest einzulegen. Ein dritter Kampf ist ohnehin vertraglich vereinbart.

Und ein großes Talent bleibt Feigenbutz. Er hat ja auch noch ein paar Jahre, um Rocchigianis Rekord zu brechen.

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