Boxer Artur Abraham:Duell mit inszeniertem Donnerhall

Öffentliches Pressetraining vor dem WM Kampf von Arthur Abraham

Arthur Abraham: Muss für seine Ziele nochmals Robert Stieglitz besiegen

(Foto: dpa)
  • Arthur Abraham steigt gegen Robert Stieglitz in den Ring - bereits zum vierten Mal in nur drei Jahren.
  • Um Zuschauer zu locken, bauschen die Vermarkter das Duell zum "Final Showdown" auf.
  • Abraham würde jedoch viel lieber gegen einen anderen Boxer antreten.

Von Saskia Aleythe

Ein wuchtiger Sport braucht wuchtige Titel, so läuft das im Boxen. Nichts Geringeres als den "Final Showdown" soll es am Samstagabend in Halle (Westfalen) zu sehen geben, wenn Arthur Abraham gegen Robert Stieglitz in den Ring steigt. Das klingt nach Donnerhall, nach einer nie dagewesenen Darbietung, nach einem prunkvollen, samtbezogenen Thron, der auf den Sieger wartet und nach einem fürchterlichen Abgrund für den Verlierer. Was es eigentlich ist: das vierte Duell zweier Boxer in nur drei Jahren.

Kaum eine Sportart betreibt die Vermarktung so engagiert wie das Boxen, wo gleich mehrere Weltverbände koexistieren. Jeder spuckt Weltmeister in diversen Gewichtsklassen in die Welt. Kann sich ein Kampf da nicht abheben, bleibt er einer von vielen. Bisweilen nimmt das Buhlen um Aufmerksamkeit ulkige Züge an.

Der "Final Showdown" also. Es ist ein Titel, in dem auch ein bisschen Hoffnung mitschwingt. Vor allem, wenn man Arthur Abraham reden hört. "Einen fünften Kampf wird es nicht geben", meint er. Es ist eine Kampfansage, aber man weiß auch: Ihm ist das ewige Duell allmählich lästig geworden.

Seit 2012 kämpfen Abraham und Stieglitz jedes Jahr gegeneinander. Das erste Duell entschied Abraham mit einem Punktsieg für sich, noch im Ring wurde ein Re-Match vereinbart. Ein halbes Jahr später siegte dann Stieglitz nach vier Runden: Abrahams linkes Auge schwoll zu, er sah nichts mehr, technischer K. o. Das wollte der gebürtige Armenier so nicht stehen lassen. Kampf Nummer drei folgte im März 2014, wieder mit einem Punktsieg für Abraham. 2:1 stand es nun, eigentlich hatte sich entschieden, wer als endgültiger Sieger dieses Duells hervorgegangen war. Doch die Stieglitz-Truppe fühlte sich betrogen, die Entscheidung der Punktrichter galt als umstritten. Eine Dramaturgie, an deren Ende nur ein "Final Showdown" passt.

Die Kreativabteilung der Vermarkter hat gute Arbeit geleistet mit dem Motto. Selbst ausgesucht hat sich ja keiner der Beteiligten diese Serie an Aufeinandertreffen. Der Weltverband WBO bestimmte Stieglitz aufgrund der Rangliste als Pflichtherausforderer von Abraham. Nur der Rückkampf im März 2013 war eine freiwillige Angelegenheit.

Pianeta wollte der neue Schmeling werden

Dabei hängen am Kampf auch ganz starke Ziele und Träume der Boxer. Ein paar große Kämpfe hat sich Abraham noch vorgenommen. Vor allem einen gegen Felix Sturm, der jüngst ins höhere Supermittelgewicht wechselte. Er verlor jedoch gegen Fedor Tschudinow - und verpasste somit den Gürtel der WBA. Doch Abrahams Interesse an einem Kampf gegen Sturm ist wohl weiter vorhanden. 2017 will Abraham seine Karriere würdig beenden. Für Stieglitz wird der Kampf am Samstag wohl schon der letzte sein, sollte er verlieren. Große Gegner hat er dann nicht mehr zu erwarten, Stieglitz ist ja auch schon 34.

Am vergangenen Wochenende gab es ebenfalls einen Kampf, der mit Bedeutung aufgeladen wurde. Die Begegnung zwischen Ruslan Chagayev und Francesco Pianeta sollte sogar eine historische Dimension haben: Mit einem Sieg wäre Pianeta der erste deutsche Schwergewichtsweltmeister seit Max Schmeling gewesen. Der erste seit 85 Jahren.

Das suggeriert, dass sich das deutsche Publikum seit Jahren nach einem Schwergewichts-Weltmeister sehnt und neidisch ins Ausland schielt. Die Realität ist freilich anders. Wladimir Klitschko begeistert auch als Ukrainer das Publikum in den Hallen von Hamburg bis Stuttgart, und das seit einem Jahrzehnt. Noch fragwürdiger ist die Vermarktung des Kampfes vor dem Hintergrund, dass Pianeta ohnehin erst seit vier Monaten Deutscher ist. Er ist gebürtiger Italiener.

Nach 177 Sekunden war sein Auftritt gegen Chagayev dann beendet, er plumpste benommen auf den Ringboden. Beide Boxer hatten in den vergangenen Jahren auch schon gegen Klitschko gekämpft. Und verloren. Doch das "Duell der Klitschko-Loser" wäre nun wirklich kein wuchtiger Titel gewesen.

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