Boxen:Stilsicherer Abschied

Boxing: Bradley vs Pacquiao

Gezeichnet, aber glücklich: Manny Pacquiao nach seinem (vermutlich) letzten Boxkampf.

(Foto: Mark J. Rebilas/USA Today Sports)

Manny Pacquiao gewinnt seinen vermutlich allerletzten Kampf und bereitet nun die zweite Laufbahn vor: als Staatsmann.

Von Jürgen Schmieder, Las Vegas

Es war Manny Pacquiao am Ende dieses Abends in Las Vegas und am Ende seiner glanzvollen Karriere als Boxer ein besonderes Bedürfnis, auf seine philippinischen Wurzeln hinzuweisen: "Ich war ein armer Junge auf den Straßen von Mindanao, der sich manchmal tagelang ausschließlich von Wasser ernährte und sich prügeln musste, um ein bisschen Essen für seine Familie zu bekommen." Dieser Junge, der einst für umgerechnet vier Euro in den Ring auf der Straße stieg (sofern er gewann) und andere Jugendliche für ein bisschen Reis vermöbelte, wurde zu einem der besten Preisboxer der Geschichte. Ein Weltmeister in acht verschiedenen Gewichtsklassen, das hatte es zuvor noch nie gegeben. Ein Held, nicht nur in seiner Heimat.

Sein Werdegang ist jene Geschichte, die sie so gerne erzählen im Boxen: Dass sich einer im wahrsten Sinne des Wortes nach oben kämpft, dass er allen Widrigkeiten trotzt und am Ende obsiegt. Natürlich bekommt so einer ordentlich auf die Fresse in seinem Leben, doch den letzten Kampf der Karriere, den muss er gewinnen. Pacquiao siegte am Samstag nach Punkten, es war ein spektakulärer Kampf gegen den Amerikaner Timothy Bradley, den er zwei Mal derart in den Ringstaub schickte, dass der danach sagte: "Ganz ehrlich? Ich erinnere mich kein bisschen daran, dass ich zu Boden gegangen bin." Und dann, nachdem er die TV-Bilder der Niederschläge gesehen hatte: "Ach herrje, Manny hat mich ganz schön erwischt. Ich bin da wirklich wieder aufgestanden?"

Seine nächste Mission? Die Philippinen retten

Pacquiao boxt noch immer schneller als sein Schatten. Seine Schläge haben nicht mehr die Wucht vergangener Tage - was einst auch damit begründet wurde, dass er als Profiboxer eben doch nicht nur Reis zu sich nahm. Seine Leistung war dennoch derart beeindruckend, dass sich die Fragen danach dann vor allem darum drehten, ob er nicht doch noch einen weiteren Kampf absolvieren wolle. Was, wenn Floyd Mayweather junior aus dem Ruhestand zurückkehrt und ein zweites Duell anbietet - womöglich mit einer Kampfbörse von 300 Millionen Dollar für jeden? Den ersten Kampf habe er, so die Argumentation der Fragesteller, nur wegen einer Schulterverletzung verloren. Wäre das nicht unglaublich verlockend?

"Ich will nichts im Leben ausschließen", sagte Pacquiao, der ein Vermögen von geschätzt 250 Millionen Dollar angehäuft hat: "Aber ich will erstens Zeit mit meiner Familie verbringen und habe zweitens von Gott noch eine Aufgabe im Leben bekommen." Pacquiao, der einst darum kämpfte, dass er und seine Liebsten nicht hungern müssen, will nichts weniger als die Philippinen retten. Er will, möglichst als Präsident des Landes, dafür sorgen, dass sich junge Frauen nicht mehr als Sexsklavinnen ins Ausland verkaufen lassen oder dass sich Jungs wegen einer Tüte Reis prügeln müssen, so wie er es einst getan hat. Der Kampf des Manny Pacquiao, er geht als auch nach der Karriere als Boxer weiter.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: