Boxen:Nur bis zum ersten Gong

Mayweather - McGregor

Mixed Martial Boxen: Connor McGregor und Floyd Mayweather bei ihrer Show in Las Vegas.

(Foto: Joel Marklund/dpa)

Das Spektakel im Mayweather-McGregor-Kampf ist schnell vorbei - dann taktiert der Amerikaner und sichert sich den 50. und angeblich finalen Sieg.

Von Benedikt Warmbrunn, Las Vegas/München

Er hatte eine Schramme an der linken Wange, er schwitzte, sein Brustkorb hob und senkte sich, Conor Anthony McGregor war völlig fertig, und deswegen war er glücklich. Um den Hals hatte er sich die irische Flagge geworfen, so stand er da. Genau das machte ihn ja glücklich: Er stand.

Floyd Mayweather Jr. stand auch, ein paar Meter neben McGregor. Keine Schramme, ein ruhiger Brustkorb, kein Tropfen Schweiß. Er wirkte wie ein Geschäftsmann, wie ein glücklicher. Er wusste ja auch: Das Geschäft war gut.

Als also alles vorbei war, all das Geschrei, all das Getrommel und auch das bisschen Geboxe, blieben von all dem Lärm übrig ein Mann, der die größte sportliche Herausforderung seiner Karriere angenommen hatte, und ein Mann, der das beste Geschäft seiner Karriere gemacht hatte. Conor McGregor, zu Hause im Ultimate Fighting, hatte wie erwartet gegen Floyd Mayweather verloren, gegen den Boxer, der jetzt den besten Kampfrekord der Geschichte hat, 50 Kämpfe, 50 Siege. Niemand hat häufiger gewonnen, ohne auch nur einmal zu verlieren. 28 Minuten und fünf Sekunden hatte das Duell im Ring gedauert, länger als von vielen erwartet.

Die Aufregung um den Kampf des Boxers gegen den Ultimate Fighter, der sonst auf Techniken vieler Kampfsportarten zurückgreifen darf, war zuvor ja riesig gewesen. Der beste Mann des gegenwärtigen Boxens gegen einen der besten Männer einer Sportart, die viele als Zukunft des Kampfsports sehen, vor allem in den USA. Mayweather gegen McGregor, das war auch: Zwei Großmäuler, die sich nicht schonten, die sich beschimpften, die eine gute Unterhaltung liefern wollten, und sei es auf Kosten des guten Geschmacks. Angefangen mit der ersten Pressekonferenz, als McGregor im Nadelstreifenanzug kam, die Nadelstreifen waren ein "Fuck you" in Endlosschleife. So warben sie für einen Kampf, durch den Mayweather wohl mindestens 200 Millionen Dollar verdient haben wird und McGregor 100 Millionen, und wie sie warben, das war, zugegeben, schon ein Spektakel. Das ging auch am Kampfabend weiter, Mayweather zum Beispiel lief mit einer Bankräubermaske in den Ring.

Dann kam der erste Gong, und das Spektakel endete.

McGregor hat zwar einige seiner 24 Kämpfe im Käfig durch seine boxerischen Fähigkeiten gewonnen, er kommt ja aus dem klassischen Boxen. In der Nacht auf Sonntag in Las Vegas hatte er zunächst ein paar gute Momente, er versteckte sich nicht, er schlug in der ersten Runden oft, traf Mayweather mal mit einem Aufwärtshaken, mal mit einer Geraden. Mit seinen längeren Armen hielt er sich den Amerikaner zunächst auch ganz gut vom Körper. "Es war eng", sagte McGregor später. "Er war viel besser, als ich das erwartet hatte", sagte Mayweather. "Ich habe mir für heute den richtigen Tanzpartner ausgesucht."

Dass es bei einem Tanz blieb, oft auch in enger Umarmung, dass es also keine Ringschlacht wurde, das lag allerdings am späteren Sieger. Mayweather boxte so, wie Mayweather nun einmal boxt. Seine ganze Karriere über war er ein Stratege, einer, der aus einer guten Defensive heraus mit vielen, kleinen, fiesen Nadelstichen gewann. Gegen McGregor bewies er, dass er auch als 40-Jähriger, nach zwei Jahren im Ruhestand noch eine unnachahmliche Körperbeherrschung hat. Auf diese konzentrierte er sich in den ersten Runden, er duckte sich, er wich aus. Der Boxer in den ersten Minuten des Kampfes war der Ultimate Fighter. "Das war alles mein Plan", sagte Mayweather, "ich wollte ihn seine schweren Schläge schlagen lassen, bis er nach 25 Minuten nachlässt." Nach 25 Minuten endet im Ultimate Fighting ein Titelduell, länger hatte McGregor noch nie gekämpft. Und nach diesen 25 Minuten, nach der Hälfte des Kampfes also, erhöhte Mayweather das Tempo.

Er schlug häufiger, mit schnellen Geraden trieb er seinen nun überforderten Gegner durch den Ring. In der zehnten Runde traf er ihn einige Male so schwer, dass der Ire in die Seile taumelte. Der Ringrichter stoppte den Kampf. "Wenn ich müde werde, werde ich nun mal ein bisschen wackelig", sagte McGregor, "das war noch kein Schaden." Wirklich sauer war er aber nicht, er ahnte schon, dass er das Ende des Kampfes sonst nicht stehend erlebt hätte.

"Ein Sieg ist ein Sieg", sagte Mayweather noch, er meinte: Egal, wie. Egal, gegen wen. Er hat nun einen Kampfrekord, den sonst keiner hat und den sich wohl auch so schnell niemand mehr wird erboxen können. Der Boxer Mayweather sagte also ganz entspannt: "Das war mein letzter Kampf, meine Damen und Herren."

An dieser finalen Aussage könnte sich wohl nur dann etwas ändern, falls der Geschäftsmann Mayweather Einwände erheben sollte.

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