Boxen:Mayweather darf auch Frauen schlagen

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Floyd Mayweather Jr.: Beantwortet keine Fragen zur Gewalt daheim (Foto: John Locher/AP)
  • Floyd Mayweather Jr. ist der reichste Sportler der Welt - im Jahrhundertkampf trifft er auf Manny Pacquiao.
  • Dass er mit Vorliebe seine Freundinnen verprügelt, wird von der Öffentlichkeit und den Verbänden gerne ignoriert.
  • Reue zeigt Mayweather keine.

Von Saskia Aleythe

Es ist nicht schwer, am Leben von Floyd Mayweather Jr. teilzuhaben, der Boxer ist ein offener Geselle. Vor allem dann, wenn er seinen Reichtum präsentieren kann. Natürlich nur beiläufig, er hat so viel Geld, dass es ihm ja schon wieder egal sein kann. Postet er ein Bild von sich im Bett auf Instagram, liegen halt ein paar Geldstapel neben ihm, oder sein Wohnzimmertisch ist unter Dollarnoten begraben. Ganz normal eben.

Am 2. Mai steigt er gegen Manny Pacquiao in den Ring, das als "Jahrhundertkampf" beworbene Event, von dem höchstens diejenigen nichts mitbekommen haben, die keinen Fernseher besitzen. Seit Monaten werden die Boxer von Journalisten in den USA in ihrer Vorbereitung begleitet, es geht dabei selten ums Boxen, in der Regel geht es um "Money" Mayweathers Reichtum. Fans bekommen Geschichten von teuren Autos und Uhren aufgetischt. Das ist ein leicht zugängliches Thema.

So gut wie nie geht es darum: Mayweathers Vorliebe, seine Freundinnen zu schlagen.

Fünf Mal ist der Boxer in den vergangenen 14 Jahren wegen häuslicher Gewalt festgenommen oder zu Gericht geladen worden. Melissa Brim, die Mutter seines ersten Kindes, schlug er 2001 mehrmals ins Gesicht und hinterließ dabei deutliche Blutergüsse, das geht aus den Gerichtsakten hervor. Dort steht auch: Die Mutter seiner drei weiteren Kinder, Josie Harris, attackierte Mayweather 2010, er schlug ihr mehrmals mit der Faust auf den Hinterkopf, drohte sogar, sie umzubringen - vor den Augen der Kinder. Und Shantel Jackson, Mayweathers nächste Freundin, bekam seine Gewaltausbrüche ebenfalls zu spüren.

Nun ist es nicht so, dass das niemals Gegenstand der Nachrichten war in Amerika, aber mittlerweile ist es doch bemerkenswert stark hinter all dem Bling Bling des Boxers verschwunden. Wohl auch, weil die Konsequenzen für Mayweather überschaubar waren. Ende 2011 bekam er eine Haftstrafe von 90 Tagen verpasst, durfte diese aber erst zwei Monate später als ursprünglich vorgesehen antreten - das Gericht gewährte Aufschub, damit Mayweather noch seinen nächsten Kampf bestreiten konnte.

Bemerkenswert ist auch: Vom Boxsport suspendiert wurde Mayweather für keinen einzigen seiner Schläge. Die zuständige Sportkommission in Nevada behält sich in ihren eigenen Regularien vor, Sportlern die Lizenz zu entziehen, die gegen das geltende Gesetz verstoßen, ausgenommen sind nur kleine Verkehrsdelikte. Und die Kommission ist durchaus agil: Dem Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Jon Jones will sie gerade die Lizenz entziehen, nachdem er eine rote Ampel überfahren, drei Autos gerammt und danach Fahrerflucht begangen hatte.

"Ein Gericht hat seine Strafe schon verhängt, wir respektieren diese Entscheidung", erklärt Pat Lundvall aus der zuständigen Kommission zum Fall Mayweather. Einen eigenen Handlungsbedarf sieht man in Nevada nicht.

Mayweather ist der bestbezahlte Sportler des Planeten. Satte 105 Millionen Dollar (84,5 Millionen Euro) kassierte er 2014 mit ganzen zwei Kämpfen - rund 24.305 Dollar pro Kampfsekunde. Nun wird er 400 Millionen Dollar mit Sponsoring, Eintrittskarten und TV-Geldern beim Kampf gegen Pacquiao generieren. Nevada gefällt das.

Dabei ist häusliche Gewalt von Sportlern durchaus ein Thema, das die Amerikaner die vergangenen Monate bewegt hat: Der Footballer Ray Rice wurde von der Öffentlichkeit vernichtet, nachdem ein Video bekannt wurde, in dem er seine Freundin in einem Fahrstuhl bewusstlos schlägt. Der Runningback wurde von der Liga suspendiert und präsentiert sich seit Monaten als reumütig, in der Hoffnung auf eine zweite Chance.

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Das Duell zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao galt als Jahrhundertkampf, dann wurde es doch nur ein Spektakel. Unvergessene Kämpfe hat es jedoch viele gegeben: der "Rumble in the Jungle", Max Schmelings Sieg gegen den Unbesiegbaren oder die Beißattacke von Mike Tyson. Ein Rückblick.

Ganz anders Mayweathers Umgang mit der Vergangenheit: Als er jüngst von einem ESPN-Journalisten zu seinen Gewaltausbrüchen gefragt wurde, antwortete er nicht, sondern bewarb nur seinen Kampf. In einem anderen Interview sagt er: "Wenn ich wirklich getan habe, was sie mir vorwerfen, hätten sie Fotos von mir geschossen, aber es gibt keine Bilder und keine Beweise."

Vielleicht ist das tatsächlich die Antwort auf die Frage, warum Amerika so unterschiedlich auf die Schläger Rice und Mayweather reagieren. Rice wurde zunächst für zwei Monate gesperrt, erst nach dem Auftauchen des Videos flog er aus dem Team. Ohne Bilder keine Empörung. Was nicht gezeigt werden kann, gibt es nicht. Deswegen sind die Dollarnoten wohl so eine dankbare Geschichte.

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