Boxen:Mächtige Manager zerstören den Boxsport

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Das Theater um den nächsten Kampf von Klitschko-Besieger Tyson Fury zeigt, dass die Weltverbände gegen eigensinnige Betreuer und Promoter machtlos sind.

Kommentar von Benedikt Warmbrunn

Wie wichtig Weltverbände im Boxen tatsächlich noch sind, demonstrierte Tyson Fury schon in seiner ersten Stunde als neuer, starker Mann im Schwergewicht. Der Brite hatte gerade erst überraschend Wladimir Klitschko besiegt, da verlor er auf der Pressekonferenz den Überblick: Sei er nun von drei Verbänden der Champion? Oder von vier? Fury zählte, Fury verzählte sich. Schließlich lehnte er sich überfordert zurück. Es war ihm egal.

Ende November ist Fury Klitschkos Nachfolger als Weltmeister der Verbände WBA, WBO, IBF und IBO geworden. Seit Mitte dieser Woche, nicht einmal 14 Tage später, ist er nur noch Weltmeister der Verbände WBA, WBO und IBO. Ohne einen weiteren Kampf, ohne eine Niederlage. Einfach nur, weil sich das Profiboxen wieder einmal entlarvt hat als eine Branche, in der es unmöglich ist, den Überblick zu behalten.

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Die IBF, neben WBC, WBA und WBO einer der großen vier Weltverbände, hat Fury den Titel aberkannt, weil dieser zu einem vertraglich vorgesehenen Rückkampf gegen Klitschko antreten will. Und nicht gegen den von der IBF bestimmten Pflichtherausforderer, den unbekannten Ukrainer Wjatscheslaw Hlaskow. Dass Fury gegen Hlaskow der spannendere Kampf sein sollte als die zweite Aufführung von Fury gegen Klitschko II - diese Sicht hat die IBF exklusiv.

Sport tritt in den Hintergrund

Die Entscheidung zeigt, wie wenig es den Weltverbänden noch um den Sport geht. Und wie sehr um Aufmerksamkeit, Geld, Macht. Es zeigt, dass die Weltverbände gesteuert werden von mächtigen Managern im Hintergrund, die ihren Boxern zu einem Gürtel verhelfen wollen - und sich selbst zu mehr Gewinn.

Es zeigt, dass die Verbände nur möglichst oft einen Kampf austragen wollen, weil sie bei jedem Kampf eine Gebühr erhalten. Ins Absurde führt das seit einigen Jahren schon die WBA, die sich doppelte Einnahmen sichert, indem sie in manchen Gewichtsklassen einen Superchampion und einen sogenannten regulären Champion kürt.

Die jüngste Entscheidung der IBF ist nun erneut eine, die keine Gewinner kennt. Der Verband selbst verliert, weil er sich unglaubwürdig gemacht hat. Der nächste IBF-Weltmeister, den Hlaskow und womöglich Kubrat Pulev aus dem Berliner Sauerland-Team ausboxen werden, verliert, weil er zwar einen Weltmeistergürtel hätte, aber nur einen geschenkten. Der Sieger von Fury gegen Klitschko II verliert, weil er jetzt gegen zwei Boxer antreten müsste, um sich die Gürtel aller vier großen Verbände zu sichern (WBC-Champion ist der Amerikaner Deontay Wilder). Der größte Verlierer ist damit der Boxsport als solcher.

© SZ vom 10.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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