Boxen:Alvarez mit Wucht

Der Weltmeister aus Mexiko ist nach den Rücktritten von Floyd Mayweather junior und Manny Pacquiao der prägende Mann im Profiring.

Von Jürgen Schmieder, Las Vegas

Es war die sechste Runde in diesem Box-Kampf, als der Mexikaner Saul Alvarez eine rechte Gerade derart kräftig gegen den Kopf seines britischen Gegners Amir Khan schlug, dass dieser umfiel und nicht nur die geforderten zehn Sekunden lang liegen blieb, sondern mehrere Minuten. Das Duell war vorbei, Alvarez bleibt unangefochtener Weltmeister im Mittelgewicht und nach den Rücktritten von Floyd Mayweather junior und Manny Pacquiao der prägende Mann im Profiboxen.

Es war eine Demonstration dessen, was Boxen faszinierend macht: Der schnellere, technisch versiertere Khan dominierte das Duell fünf Runden lang, er bewegte sich geschmeidig um den lange ratlos wirkenden Kraftprügler Alvarez herum, er zeigte schöne Kombinationen und präzise Konter. Alvarez wusste, dass es ein komplizierter Kampf werden würde, danach sagte er: "Ich musste geduldig auf meine Chance warten und ihn in eine Falle locken." Das tat er dann in der sechsten Runde, als er einen Schlag mit der Führhand antäuschte, die er zuvor so häufig für Körperschwinger benutzt hatte. Khan senkte seine Deckung, und kassierte die rechte Gerade.

Der Kampf zeigte aber auch, woran das Boxen derzeit krankt: Es fehlen oft zwei faszinierende und gleichwertige Gegner in einer Gewichtsklasse. Der zweimalige Weltergewichts-Weltmeister Khan musste zwei Klassen aufsteigen, um dieses Gefecht zu ermöglichen - und wurde dann trotz ansprechender Leistung mit nur einem Schlag niedergestreckt. Was die Zuschauer aber sehen wollen, sind zwei Kämpfer, die ihre Qualität bewiesen haben und die auf dem Höhepunkt ihres Schaffens gegeneinander antreten.

Alvarez, 25, hat seine Fähigkeiten nun präsentiert, er ist populär und derzeit einer der interessantesten Boxer. Dazu zählt auch der Kasache Gennady Golovkin, ebenfalls Mittelgewichts-Weltmeister mehrerer Verbände. Der 33-Jährige saß am Ring, und Alvarez sagte danach: "Ich habe ihn eingeladen. Von mir aus ziehe ich gleich wieder die Handschuhe an - wir Mexikaner spaßen nicht herum." Für Herumgeeiere sei in diesem Sport ist kein Platz. Nimmt Golovkin die Offerte an, dann könnten zwei gleichwertige Gegnern aufeinandertreffen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: