Borussia Mönchengladbach:Hecking verspricht: "Ich kann Erfolg"

  • Mit dem neuen Trainer Dieter Hecking will Borussia Mönchengladbach in der Rückrunde auf einen einstelligen Tabellenplatz.
  • Mit Kapitän Lars Stindl hat Hecking schon telefoniert, um erste Nachrichten aus dem Innenleben des Teams zu erhalten.
  • Hier geht es zur Tabelle der Bundesliga.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

An der Autobahn-Ausfahrt Mönchengladbach-Nord hat der Fußballtrainer Dieter Hecking am Dienstagabend kurz an seine Jugend gedacht. Dort musste man früher abfahren, um zum legendären Bökelberg-Stadion zu gelangen, und Mitte der Achtzigerjahre hat Hecking, 52, sechs Bundesligaspiele für Borussia Mönchengladbach bestritten, ehe er 1985 als gescheitertes Talent zu Hessen Kassel wechselte. Seine Erinnerungen an Gladbach sind blass und nicht allzu gut.

Deshalb war es ihm auch ganz recht, dass er die Ausfahrt Nord am Dienstag rechts liegen lassen durfte, um bis zur Ausfahrt Nordpark weiterzufahren. Dort muss man heute abzweigen, um zu jenem Stadion namens Borussia-Park zu gelangen, in dessen Schatten Hecking am Mittwoch sein erstes Training als neuer Trainer der Borussia leitete. "Die Erfolge, die mir damals als Gladbacher Spieler verwehrt geblieben sind, würde ich jetzt gerne als Trainer nachholen", sagte Hecking.

Die Möglichkeiten dazu stehen grundsätzlich ganz gut, denn trotz der Talfahrt unter dem kurz vor Weihnachten entlassenen Trainer André Schubert gilt Gladbach unverändert als aufstrebender und seriös geführter Verein. Der Manager Max Eberl gibt sich trotz der kürzlichen Trainerentlassung als treue Seele, predigt "Kontinuität", verachtet "Hire-and-Fire-Mentalität", nennt die zuletzt enttäuschende Mannschaft "charakterlich sauber" und will mit Hecking an jene Zeiten anknüpfen, die der Klub vor allem mit Schuberts Vorgänger Lucien Favre erlebt hat. "Dieter Hecking kann mit jungen Spielern, und er kann Erfolg", sagte Eberl in modern verkürztem Satzbau und wünscht sich vom neuen Coach trotz des 14. Tabellenrangs zum Saisonende noch "die Einstelligkeit".

Hecking, im Oktober beim VfL Wolfsburg auf seiner sechsten Trainerstation erstmals überhaupt unfreiwillig ausgeschieden, mochte keine Hoffnungen "auf den dritten, vierten, fünften Platz" schüren, gab sich ansonsten aber mitnichten zurückhaltend und bestätigte Eberls Komplimente selbstbewusst: "Ja, Max Eberl hat mit allem recht: Ich kann Erfolg, ich kann eine Mannschaft wieder nach oben führen, und ich kann gut mit jungen Spielern."

Zum Einstieg bekommt Hecking einen Innenverteidiger aus Sevilla

Als Willkommensgeschenk hielt Eberl für Hecking die Verpflichtung des französisch-polnischen Innenverteidigers Timothée Kolodziejczak vom FC Sevilla parat. Der 25-Jährige absolvierte am Mittwoch bereits den medizinischen Check und soll am Freitag mit der Borussia ins Trainingslager nach Marbella reisen. Unweit seiner letzten Station soll sich Kolodziejczak dort als Ersatz für den invaliden Abwehrmann Alvaro Domínguez etablieren.

Die Trennung von Schubert nach 15 Monaten rechtfertigte Eberl damit, dass man "einen neuen Impuls" gebraucht habe. Zu diesem Zweck habe man aber auch die Spieler mit der Denkaufgabe in den Urlaub geschickt, "sich an die eigene Nase zu fassen und über den Trott zum Ende der Hinrunde nachzudenken". Mit Kapitän Lars Stindl hat Hecking noch im alten Jahr ausgiebige Telefonate geführt, um erste Nachrichten aus dem Innenleben des Teams zu erhalten.

Hecking spricht über "etwas Blechernes"

Über Taktiken und Spielformen wollte sich Hecking vor dem ersten Training noch nicht äußern. "Jedes System, das ich für die Mannschaft für gut halte, muss die Mannschaft selbst aber auch gut finden", sagte er. "Deshalb kann ich am ersten Tag nicht gleich ein Patentrezept präsentieren." Der als spielstark geltenden Mannschaft, die ihre Launen zuletzt selten über den Kampf kompensieren konnte, will Hecking über mehr physischen Fußball beikommen. "Auch Künstler müssen hart arbeiten, auch spielerisch veranlagte Mannschaften müssen Zweikämpfe gewinnen."

Dem Sportdirektor Eberl würde Hecking nur allzu gern dessen Wunsch erfüllen, "am Ende einer Saison mal etwas Blechernes in den Himmel zu recken". Die beste Chance dafür wittert Hecking im DFB-Pokal, in dem die Gladbacher im Frühjahr ein Achtelfinale beim Zweitligisten Greuther Fürth spielen dürfen. In der Bundesliga sei hingegen "eher nicht davon auszugehen", dass man sich in dieser Saison noch für einen Europapokal qualifiziere.

Auch international muss sich Gladbach deshalb anstrengen, um noch ein bisschen in der Europa League zu verbleiben, in der man es im Sechzehntelfinale mit dem AC Florenz zu tun bekommt. Bis 2019 läuft Heckings Vertrag zunächst, Zeit genug eigentlich, um die Borussia wieder im oberen Bundesligadrittel zu etablieren und womöglich jene Erfolge nachzuholen, die ihm als Spieler dort vor 30 Jahren verwehrt geblieben sind.

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