Borussia Dortmund:Philipp schämt sich nicht mehr für die vielen Millionen

Borussia Dortmund: Schoss je zwei Tore gegen Köln und Gladbach: Maximilian Philipp.

Schoss je zwei Tore gegen Köln und Gladbach: Maximilian Philipp.

(Foto: Patrick Stollarz/AFP)
  • Als er noch beim SC Freiburg spielte, war ihm sein hoher Marktwert unangenehm.
  • Mit dem Champions-League-Debut gegen Real Madrid geht für den 23-Jährigen ein Traum in Erfüllung.
  • Er hat großen Anteil am Dortmunder Höhenflug.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Im Februar, als Maximilian Philipp noch beim SC Freiburg spielte, wurde sein Marktwert im Internet auf fünfeinhalb Millionen Euro taxiert. In einer Online-Fragestunde für Fans darauf angesprochen, antwortete Philipp damals: "Ich schäme mich dafür ein wenig, ehrlich gesagt. Ich finde, ich bin keine fünfeinhalb Millionen wert, ich bin einfach nur ein Mensch, der seine Arbeit macht." Vier Monate später wurde sein Wechsel nach Dortmund verkündet. Für 20 Millionen Euro.

An diesem Dienstag spielt Philipp in Dortmunds Stadion zum ersten Mal Champions League. Zu Gast ist Titelträger Real Madrid mit dem Weltfußballer Cristiano Ronaldo. Ronaldos Marktwert liegt irgendwo im dreistelligen Millionenbereich, sein Monatsgehalt beträgt knapp zwei Millionen Euro. Viel Geld für jemanden, der nur seine Arbeit macht. Im Fußball gibt es keine Mindestlohn-Debatte, in der Champions League werden in dieser Saison 1,3 Milliarden Euro an die Klubs ausgeschüttet.

Es wird auch bei Philipp nicht lang dauern, dann hat er sich an große Summen gewöhnt; zumal ihm in seinen ersten Dortmunder Wochen kaum jemand diese Summen neiden würde. Der 23-Jährige hat großen Anteil am Höhenflug des BVB, er hat in den ersten sechs Ligaspielen schon vier Treffer erzielt und ist zweitbester Klub-Torschütze nach Pierre-Emerick Aubameyang (acht Tore). Zuversichtlich stimmt die BVB-Fans fürs Aufeinandertreffen mit Real, dass Philipp in den jüngsten beiden Heimspielen je einen Doppelpack hingelegt hat, sowohl beim 5:0 gegen Köln als auch beim 6:1 gegen Gladbach. Während er bei der 1:3-Niederlage im ersten Champions-League-Gruppenspiel bei Tottenham Hotspur nur auf der Bank des Wembley-Stadions saß, wird er diesmal wohl von Beginn an spielen. Andrej Jarmolenko auf dem rechten Flügel, Philipp auf dem linken, Aubameyang in der Mitte - das ist zurzeit wohl die stärkste BVB-Offensive.

Der steile Aufstieg des einstmals Aussortierten

Nachdem sich Marco Reus im Pokalfinale ein Kreuzband gerissen hatte und Ousmane Dembélé nach Barcelona verkauft wurde, galt der junge Christian Pulisic in Dortmund als stärkster verbliebener Flügelspieler. Dann aber kamen Philipp aus Freiburg und Jarmolenko aus Kiew, zusammen 45 Millionen Euro schwer, und verwandelten die BVB-Trockenzone in eine blühende Landschaft. Wenn die hoch aufrückende und dadurch stets konteranfällige BVB-Defensive dicht hält, dann könnten Philipp, Jarmolenko und Aubameyang auch Real einen Schrecken einjagen.

Philipp, im Juni Europameister mit der deutschen U 21, hat sich einst als schmächtiger Jugendlicher bei Hertha BSC nicht durchsetzen können und kam über TB Berlin und Energie Cottbus nach Freiburg. Mit seinem Champions-League-Debüt geht für ihn ein Traum in Erfüllung, überrascht sein dürfte er von seiner Karriere aber eher nicht. Zu einem seiner Tattoos hat er sich vom Boxfilm Southpaw inspirieren lassen, nun steht - in Englisch - für immer auf seinem Arm: "Hoffnung ist kein Traum, aber eine Möglichkeit, Träume wahr werden zu lassen."

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