Borussia Dortmund:Nuri Sahin dankt seiner Ehefrau

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Stark gegen Porto: Dortmunds Nuri Sahin. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der 2:0-Sieg gegen Porto zeigt: Der BVB kann sich wieder auf seine Abwehr verlassen. Auch Rückkehrer Nuri Sahin überzeugt.
  • Er selbst dachte, er könne in der Europa League gar nicht auflaufen - doch seine Frau hatte eine Eingebung.
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Von Felix Meininghaus, Dortmund

Selbst ein rationaler Mensch wie Thomas Tuchel ist manchmal abergläubisch. Dortmunds Trainer wurde nach dem 2:0-Sieg (Torschützen: Lukasz Piszczek und Marco Reus) gegen den FC Porto gefragt, wie er sich die neue Stabilität seiner Mannschaft erkläre - der BVB hatte ja zum vierten Mal in Serie kein Gegentor kassiert. Tuchel hielt kurz inne, lächelte und entschloss sich zu einer rhetorischen Rückzugsstrategie. Eigentlich, sagte er, wolle er darauf am liebsten gar nicht antworten, "damit es noch ein bisschen so bleibt".

Es war dann aber keine wirkliche Überwindung, darzulegen, woran die Entwicklung festzumachen sei. Seine Mannschaft habe bereits vor der Winterpause wenige Chancen zugelassen, aber "viel zu viele Tore bekommen". Nun zeichne die Abwehr eine "bessere Aufmerksamkeit, eine bessere Balance" aus. Tuchel lobte "Struktur, Körperspannung, Fokussierung - ich bin mit dem momentanen Zustand sehr glücklich".

Sahin spielt, als wäre er nie weg gewesen

Ein Spieler, der Dortmunds neue Sicherheit verkörpert, ist Mats Hummels. Der Weltmeister, der sich während der Hinrunde Patzer leistete und mit sich selbst haderte, präsentiert sich seit Wochen in starker Form, gegen Porto spielte er überragend. Woran das liegt, kann der 27-Jährige genau sagen. Er befinde sich "in einem ausgezeichneten physischen Zustand, den ich unbedingt zu halten versuche". Wie das funktioniert, weiß Hummels auch: "Viel Regeneration und gutes Essen."

Gegen Porto spielte der BVB so dominant, dass man ihm jede Menge zutrauen darf in der Europa League, und ein entscheidender Protagonist an diesem Abend war Nuri Sahin. Tuchel hatte vor dem Spiel überrascht, als er Sahin aufstellte, 355 Tage, nachdem dieser sich eine hartnäckige Leistenverletzung zugezogen hatte. Sein letztes Spiel für den BVB hatte der Türke am 28. Februar 2015 bestritten, im Revierderby gegen Schalke. Nun rückte er für den erkälteten Ilkay Gündogan in die Startformation.

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Im Europa-League-Hinspiel gegen den FC Porto liefern die Dortmunder eine überzeugende Leistung. Ein Rückkehrer brilliert, ein Torschütze hat Glück.

Der Rückkehrer präsentierte sich, als wäre er nie weg gewesen. Immer wieder forderte er den Ball und bemühte sich bis zu seiner Auswechslung nach einer knappen Stunde redlich, Struktur ins Dortmunder Spiel zu bringen. Sahin ließ sich fallen, forderte den Ball und dirigierte. 92 Prozent seiner Pässe erreichten in der ersten Halbzeit den Mitspieler, er gewann 75 Prozent seiner Zweikämpfe.

"Ballsicher, wie wir ihn kennen", lobte Sportdirektor Michael Zorc. Hummels fand es "beeindruckend, auf welchem Niveau Nuri zurückgekommen ist". Und Tuchel setzte fast zu einer Eloge an: "Nuri hat fantastisch gespielt, das war eine große Leistung nach dieser langen Pause." Sahin habe in den vergangenen Wochen "fantastisch trainiert, er brannte seit Wochen darauf, zu spielen. Ich bin glücklich, dass es geklappt hat."

Dabei, so berichtete Sahin später, habe er gar nicht mit einem Einsatz gerechnet, weil ihn vier Tage vor seinem Comeback noch eine Mandelentzündung gequält habe. Folglich sei er am Morgen des Spiels auch in Zivil zum Dortmunder Trainingsgelände aufgebrochen. "Zum Glück", sagte Sahin, "hatte meine Frau Tugba die Eingebung, den Rollkoffer mit meinen Fußballklamotten ins Auto zu packen."

Sahins Rückkehr erhöht den Konkurrenzkampf in Dortmunds Mittelfeld. Doch angesichts von Spielen in drei Wettbewerben kann sein Trainer in den kommenden Wochen jeden Akteur gebrauchen, der den Kader aufwertet. Schließlich wollen die Dortmunder in dieser Saison noch viel erreichen. Unter anderem gibt es den Plan, die Europa League zu gewinnen - und damit die letzte Lücke im Dortmunder Trophäenschrank zu füllen.

Tuchel fordert Seriosität

Tuchel fordert deshalb von seiner Belegschaft vor allem eins: Seriosität. Er sehe es gar nicht gern, verkündete Dortmunds Trainer vor der Begegnung gegen Porto, wenn die Europa League kleingeredet werde: "Wir dürfen nicht mit einem weinenden Auge Dienstag und Mittwoch Champions League schauen, sondern wir müssen die Euro League zu unserem Wettbewerb machen."

An einem kalten Abend im Ruhrgebiet dürfte es ihm leicht gefallen sein, dieses Ansinnen glaubhaft zu vermitteln. Porto gegen Dortmund - das ist gefühlte Königsklasse. 2004 (gegen den AS Monaco) und 1987 (gegen Bayern München mit dem legendären Hackentor von Madjer) gewannen die Portugiesen den wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb, 1997 (gegen Juventus Turin mit dem ebenso legendären Heber von Lars Ricken) war der BVB ganz oben.

Nun hat sich die Borussia beste Voraussetzungen für das Erreichen des Achtelfinals geschaffen - auch wenn es Sportdirektor Zorc sehr viel lieber gewesen wäre, hätte der BVB deutlicher gewonnen: "Für mein Gefühl haben wir ein oder zwei Tore zu wenig gemacht. Wir wissen alle, wie gefährlich Porto zu Hause ist."

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