Borussia Dortmund im DFB-Pokal:Maloche allein wird nicht reichen

Eintracht Frankfurt - Borussia Dortmund

Dortmunds Marcel Schmelzer (links) und Eintracht-Spieler Sebastian Rode kämpfen um den Ball.

(Foto: dpa)

Es ist nicht die feine Klinge, mit der die Borussia derzeit ihre Gegner seziert. Auch das Pokal-Viertelfinale gegen Frankfurt ist ein echter Abnutzungskampf. Der BVB muss sich steigern, um seine hohen Ambitionen zu erfüllen.

Von Felix Meininghaus, Frankfurt

Das Spiel war erst einige wenige Sekunden abgepfiffen, da trafen sich Jürgen Klopp und Sokratis am Mittelkreis. Dortmunds Trainer und der griechische Manndecker nahmen sich in die Arme, als der Spieler seinen sportlichen Vorgesetzten plötzlich hochhob, über seine Schulter warf und ihn huckepack über den Platz trug. Die Geste entsprang dem Glücksgefühl des Augenblicks, und sie war verständlich, schließlich hatte Borussia Dortmund im Viertelfinale des DFB-Pokals nicht nur die Auswärtshürde bei Eintracht Frankfurt gemeistert, sondern dabei auch noch Schwerstarbeit verrichtet.

Insofern war die Übersprungshandlung nur allzu verzeihlich. Klopp hat sich darüber gefreut und sie nicht als Respektlosigkeit gewertet. Der Revierklub steht im Halbfinale, weil er willens und in der Lage war, bei nasskalten Temperaturen eine aufwändige Nachtschicht einzulegen und die Eintracht durch das späte Tor von Pierre-Emerick Aubameyang (83. Minute) zu besiegen. Es ist nicht die feine Klinge, mit der die Borussia derzeit ihre Gegner seziert. Aber was soll's, harte Maloche wird in dieser Region seit jeher geschätzt. Und die war nötig, um einen Gegner zu bezwingen, der ebenfalls willens war, sich komplett zu verausgaben.

Vor allem in der giftig geführten zweiten Halbzeit war es ein echter Kampf, wie der Siegtorschütze erkannte: "Wir müssen mit dem Messer zwischen den Zähnen spielen und bis zum Umfallen kämpfen", sagte Aubameyang, völlig ausgepumpt. In seinem Gesicht war abzulesen, wie viel Genugtuung ihm dieser Auftritt gebracht hatte.

Eintracht spielte mutig, aber riskant

Drei Auswärtssiege in Serie hat der BVB in Braunschweig, Bremen und nun Frankfurt eingefahren, die Borussia stemmt sich im Winter ebenso vehement wie erfolgreich gegen all die Widrigkeiten, die ihr aufgrund immer neuer Ausfälle auferlegt wird. Kapitän Sebastian Kehl sprach nach dem Gastspiel in Hessen von einer "wahnsinnig schweren Aufgabe" und Klopp ergänzte, es sei "im Moment gerade auswärts kein Zuckerschlecken".

Tatsächlich verdiente sich die Eintracht Respekt, indem sie sich im Gegensatz zu vielen anderen Kontrahenten der Dortmunder nicht tief in die eigene Hälfte fallen ließ, sondern den Gegner früh bearbeitete. "Wenn du offensiv spielst und deine Außenverteidiger stehen so hoch, läufst du natürlich Gefahr, in einen Konter reinzulaufen", sagte Trainer Armin Veh.

"Vor dem Tor eine Waffe"

Die Taktik der Frankfurter ging bis kurz vor Schluss auf, weil der BVB derzeit nicht in der Lage ist, seine überfallartigen Gegenangriffe mit der nötigen Kälte ins Ziel zu bringen. Es sei der Plan gewesen, den Gegner mitspielen zu lassen, erläuterte Klopp, "um über unser Umschaltspiel Chancen zu kreieren. Das hat vor allem in der ersten Halbzeit gut geklappt, aber dann musst du auch mal den Ball reinschießen." Viel wichtiger, als die fehlende Präzision zu betrauern, erschien es Klopp jedoch zu betonen, "dass wir es immer noch können. Und das ist eine beruhigende Erkenntnis."

Am Ende war es kein Konter, sondern ein Eckball, der die Partie entschied. Ein Umstand, der Veh noch bis kurz vor Mitternacht umtrieb: "Dass wir ein solches Spiel ausgerechnet durch einen Standard verlieren, stimmt uns ein wenig traurig."

Den Dortmundern war es recht, sie feierten den Mann des Abends: Pierre-Emerick Aubameyang kam vor dieser Saison vom AS Saint Etienne ins Ruhrgebiet, für den schnellen Mann aus dem Gabun investierte die Borussia eine Ablösesumme von 14 Millionen Euro, die gut angelegt scheint.

Die fußballerischen Möglichkeiten des 24-Jährigen können zwar mit seiner unglaublichen Geschwindigkeit nicht immer mithalten, dennoch hat er sich als wichtige Offensivkraft etabliert. "Vor dem Tor ist er eine Waffe", sagt Klopp über den Stürmer. Doch noch viel mehr gefällt dem Trainer, dass Aubameyang sein Sprintqualitäten immer öfter dazu nutzt, seiner Mannschaft auch im Rückwärtsgang zu helfen. Klopp geriet regelrecht ins Schwärmen, als er davon berichtete, "wie er Alex Meier in der ersten Hälfte 40 Meter abgenommen hat, um den Ball zu erobern. Ich liebe solche Situationen."

Aubameyang hört solche Elogen sicherlich gern, er weiß aber genau, dass er sich - genau wie seine Mitspieler - steigern muss, um in dieser Saison die hohen Ambitionen zu erfüllen. Denn wenn es im Pokal, in der Bundesliga oder in der Champions League gegen die großen Vereine geht, reicht Kampf allein nicht. Dies sei zwar ein "guter Moment", sagte Aubameyang nach dem Sieg in Frankfurt, "aber wir haben die Qualität, das Maximum zu erreichen. Und das streben wir an."

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