Borussia Dortmund:Geniestreich von Spongebob

Borussia Dortmund: Trifft per Hacke ins: BVB-Stürmer: Michy Batshuayi.

Trifft per Hacke ins: BVB-Stürmer: Michy Batshuayi.

(Foto: AFP)

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Wer den Stürmer Michy Batshuayi nach Fußballspielen mit dem Kinderrucksack der gelben Comicfigur Spongebob aus der Kabine kommen sieht, der würde kaum glauben, dass dieser 24 Jahre alte Belgier die Champions-League-Chancen von Borussia Dortmund derzeit allein am Köcheln hält. Nach seinen beiden Treffern beim 3:2-Sieg gegen Frankfurt eine Woche zuvor hat der vom FC Chelsea ausgeliehene Mittelstürmer dem BVB auch am Sonntag beim 1:0 (1:0) gegen Hannover 96 mit einer genialen Aktion den Sieg beschert.

Dortmunds Trainer Peter Stöger sagte, er sei "sehr einverstanden" mit der Leistung seiner Mannschaft, und aus seinem Urteil klang dabei der Wunsch, der Mannschaft nach dem Desaster von Salzburg den unbedingten Willen zur Wiedergutmachung zu attestieren. "Das war nach der Enttäuschung vom Donnerstag eine gute Reaktion", fand Stöger. Und doch besitzt der BVB weiterhin viel Luft nach oben.

Vor dem Anpfiff hatte der BVB-Sportdirektor Michael Zorc die gegenwärtige Qualität des Dortmunder Spiels grundsätzlich gerügt. "Die Ergebnisse sind in Ordnung, aber leistungsmäßig ist es nicht zufriedenstellend", hatte er gesagt. Das, was die Mannschaft anschließend anbot, passte wieder in diese prägnante Definition. Im zwölften Bundesliga-Spiel unter Stöger gelang den Dortmundern zwar der siebte Sieg bei fünf Unentschieden - aber die attraktiven Spiele lassen sich an einer Hand abzählen.

"Wir waren körperlich und mental stark"

Die Stimmung nach dem dramatischen Sieg gegen Frankfurt war natürlich euphorischer gewesen als diesmal. Auch die Spieler atmeten nach dem Schlusspfiff am Sonntag eher durch, als dass sie extrovertiert jubelten. "Wir waren körperlich und mental stark", fand zwar Batshuayi, erwähnte aber nicht, dass der Sieg auch leicht hätte verloren gehen können, wenn ein wegen Abseits zweifelhafterweise aberkannter Treffer von Jonathas in der 81. Minute gegeben worden wäre.

Obwohl die Dortmunder nach dem Europa-League-Aus in Salzburg allenthalben verrissen worden waren, veränderte Stöger die Startelf nur auf drei Positionen. So ersetzte er den verletzten Marco Reus (Adduktoren) durch Christian Pulisic und tauschte die Innenverteidigung komplett aus: mit Manuel Akanji und Ömer Toprak für Sokratis (Bank) und Dan-Axel Zagadou (mehrere Wochen Pause wegen einer Muskelverletzung). Der in Salzburg noch explizit gescholtene Mario Götze durfte inmitten einer Flügelzange aus Pulisic und André Schürrle offensiv gleich wieder ran.

Götze wirkte im Zentrum ein wenig verloren

Akanji und Toprak bildeten vor defensiven Hannoveranern weniger ein Verteidigungsministerium als vielmehr eine Ballverteilstation. Immer wieder brachten sie hohe Bälle vor den Strafraum, wo die Kollegen die Luftpost herunterpflücken und weiterverarbeiten sollten. Das Zufallsprinzip gelang zunächst gut, sodass Batshuayi nach 43 Sekunden an den Pfosten schoss, Marcel Schmelzer (3.) ans Außennetz und Schürrle (9.) knapp übers Tor.

Dann hatten die Hannoveraner das Prinzip allerdings verstanden und verdichteten die Räume, sodass der BVB eine Standardsituation brauchte, um die Führung zu erzielen (24.). Eine Ecke von Schürrle ersprang Batshuayi auf Höhe des ersten Pfostens und kickte den Ball mit der Ferse aus der Luft ins Tor. Standardtreffer, das klingt manchmal despektierlich - aber dieser war ein echtes Traumtor, und er war der erste Standardtreffer des BVB im Jahr 2018.

Götze, der nach seiner Nichtnominierung durch Bundestrainer Joachim Löw für die kommenden Länderspiele noch energischer um seine WM-Teilnahme ringt, wirkte im Zentrum ein wenig verloren: Er ist für hohe Bälle aus dem Rückraum ebenso zu klein wie für Flanken von den Flügeln. Gegen Teams, die nicht so tief stehen wie Hannover, tut er sich leichter.

Maximilian Philipp trifft kurz vor Schluss den Pfosten

Erst kurz vor der Pause wurden die Hannoveraner mutiger. Pirmin Schwegler erhielt in der 40. Minute die erste Chance, als er Torwart Roman Bürki mit einem scharfen Schuss testete und auch erwärmte auf dem eiswindigen Spielfeld. Der für den angeschlagenen Toprak eingewechselte Sokratis musste also achtsam sein und hatte auch gleich gut zu tun mit Hannoveraner Hereingaben, die immer häufiger in seinen Strafraum flogen. Die Dortmunder verloren, wie so oft in dieser Saison, nach dem Seitenwechsel an Energie. Wenn das Spiel gegen zunehmend höher agierende Kontrahenten immer anstrengender wird, dann erkennt man ihre verbesserungswürdige Kampfbereitschaft. Chancen hatten sie nun vornehmlich nur noch durch Fernschüsse von Mamoud Dahoud.

Erst zwei Minuten vor Schluss setzte Maximilian Philipp mit einem Pfostenschuss den letzten Höhepunkt. Es war der Abschluss einer mauen zweiten Hälfte - auch von den Hannoveranern, die in Dortmund ihre vierte Niederlage in Serie erlitten.

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