Borussia Dortmund:Erster Stolperstein

V li Pierre Emerick Aubameyang BVB Ermin Bicakcic Hoffenh TSG 1899 Hoffenheim Borussia Dort

Viel zu früh um den Trikottausch bemüht: Ermin Bicakcic hält Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang fest.

(Foto: imago/Avanti)

Nach einem 1:1 in Hoffenheim gibt Dortmund die Tabellenführung ab. Man habe "ein bisschen um den heißen Brei herum gespielt", sagt Trainer Tuchel.

Nach elf Pflichspiel-Siegen in Serie unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel ist Borussia Dortmund am sechsten Spieltag ausgerechnet beim Krisenklub 1899 Hoffenheim nicht über ein 1:1 (0:1) hinausgekommen. Die Tabellen- führung muss der BVB deshalb dem FC Bayern überlassen. "Wir haben ein bisschen um den heißen Brei herumgespielt", fand Thomas Tuchel, "es war nicht der Zug drin, den wir brauchen, um richtig torgefährlich zu werden. Wir waren einfach nicht zwingend. Aber wir müssen aufpassen, dass wir uns jetzt nicht als Verlierer fühlen, denn das sind wir nicht."

Es sprach für eine gewisse Hybris, dass die TSG Hoffenheim im August schon für die Partie einen "Topspiel-Zuschlag" ausgerufen hatte. Aus Dortmund waren daraufhin 800 der 3000 zur Verfügung gestellten Gäste-Karten zurückgekommen - obwohl Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp in letzter Minute noch eine Geste des Entgegengekommen gezeigt hatte: Einen Teil des Zuschlags ließ er einem Lernzentrum zufließen, das von einem BVB-Fanprojekt unterstützt wird. Und für die Zukunft versprach der reiche Unternehmer "vernünftige Preise".

Vernunft: Angesichts des Hoffenheimer Saisonstarts mit einem Punkt aus fünf Spielen war das gegen die Dortmunder ein kluges Konzept. "Wir stehen ein bisschen mit dem Rücken zur Wand", so Trainer Markus Gisdol. Deshalb schauten seine Spieler erst einmal, dass sie mit dem Rücken möglichst nahe zum eigenen Tor standen.

Die Partie begann zäh, unterhaltsam wurde es erst nach einer halben Stunde. Da bot sich Aubameyang die erste nennenswerte Chance. Nach einem Freistoß, den der von einem Zehenanbruch genesene und von Anpfiff an mitwirkende Marco Reus in den Hoffenheimer Strafraum schickte, entwischte Aubameyang seinen Bewachern. Den Kopfball, zu dem er in aussichtsreicher Position aufstieg, strich knapp über das Tor.

Kurz darauf gab es dann auf der Gegenseite erstmals Aufregung: Volland setzte aus 18 Metern Distanz zu einem Drehschuss an. Er tat dies allerdings aus so zentraler Position, dass Dortmunds Torwart Bürki nur wenige Probleme hatte, den Ball unter Kontrolle zu bringen.

Gisdol schimpft und wird auf die Tribüne verbannt

Schwung hüben - Schwung drüben: Fortan wogte das Geschehen hin und her. Wenn sich den Dortmundern Konter- chancen boten, vereitelten die Hoffen- heimer diese mit entschlossenen Kollektiv-Sprints vor den eigenen Strafraum. Ihre beste Chance wiederum ergab sich nach einem Sokratis-Schnitzer (41.), der Eduardo Vargas mit dem Ball am Fuß eine völlig freie Bahn zum Tor eröffnete. Statt zu schießen suchte der 25-Jährige aber das Dribbling mit Mats Hummels - und unterlag. Zwei Minuten später demonstrierte Vargas, was er besser kann: Mit einem Millimeter-genauen Zuspiel schickte er seinen Spielkameraden Sebastian Rudy in den Dortmunder Strafraum, wo dieser entschlossen vollstreckte: 1:0.

Dreimal geführt, dreimal verloren - so lautetet Hoffenheims Bilanz bis Mittwoch. Kaum waren die Seiten gewechselt, hätte Vargas den Vorsprung festigen können. Aber sein Schlenzer über Bürki hinweg landete nur am Innenpfosten (51.). Nach einer umstrittenen Abseitsentscheidung in der nächsten Szene regte sich Markus Gisdol dermaßen auf, dass die Schiedsrichter ihn aus dem Innenraum verbannten. Es sah so aus, als ahnte der Hoffenheim-Coach bereits, was seinem Team drohen könnte: der Ausgleich. Wenn nicht sogar mehr.

Kurz nachdem Reus das Spielfeld für Gündogan geräumt hatte (54.), war es dann so weit. Mats Hummels initiierte mit einem langen Diagonal-Pass einen Zauber-Angriff: Castro ließ das Zuspiel mit der Brust auf Aubameyangs rechten Fuß tropfen; von dort war der Weg ins Netz nicht mehr weit. 1:1 (55. Minute) - es sah so leicht aus, dass es fast lässig wirkte. Aubameyang war in den ersten sechs Liga-Spielen nun regelmäßig erfolgreich - das gab es noch nie in der Historie der Spielklasse.

Aubameyang (61.), Gündogan (61.), Kagawa (67.), Ramos (86 und 90.+1) - die Bewerber-Liste für das 2:1 zeigt, wie bemüht die Dortmunder um den Siegtreffer waren. Und wie wenig Platz ihre Spielfreude in der zweiten Halbzeit für Hoffenheimer Bemühungen ließ. Unbestechlich aber leuchtete die Anzeigentafel den Spielstand in die Arena: 1:1 - in einem angeblichen Spitzenspiel. Die einzige Spitzenmannschaft auf dem Feld konnte damit nicht zufrieden sein.

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