Borussia Dortmund:Ein Original, keine Fälschung

Schriftliche Vereinbarungen mit dem neuen Großaktionär Florian Homm widerlegen Dementis des Dortmunder Präsidenten Niebaum.

Von Freddie Röckenhaus

Die Luft wird für Borussia Dortmunds Präsidenten Gerd Niebaum immer dünner. Mit aller Macht hatte sich der Jurist am Montag und Dienstag gegen Berichte der Süddeutschen Zeitung vom Montag gewehrt, er habe in einem Drei-Punkte-Papier dem Dortmunder Großaktionär Florian Homm unter anderem seine Demission aus dem Amt "spätestens im Rahmen der Neuwahl des Präsidiums des BVB im Jahre 2006" schriftlich zugesichert.

"Hier wird versucht, mit gezielten Falschinformationen die Republik in Atem zu halten," wetterte Niebaum etwa in der Westfälischen Rundschau und anderen Medien.

Die SZ veröffentlicht deshalb heute zum Beweis die Vereinbarung, die der Redaktion vorliegt, in Ablichtung. Sie ist nicht nur von Niebaum und Mit-Geschäftsführer Michael Meier sowie dem Aktionär Homm unterschrieben, sondern auch mit einem längeren handschriftlichen Vermerk Niebaums am rechten unteren Rand versehen.

Niebaum schreibt dort als Ergänzung zum vorgefertigten Text: "Vorgenannte Vereinbarungen haben keine Gültigkeit, sofern der Anteil der von FM gehaltenen Anteile auf unter 12 Prozent vom Kapital der Gesellschaft sinkt."

FM ist die Firma des umstrittenen Investors Florian Homm, der mit einem finanziellen Großengagement die soeben durchgeführte Kapitalerhöhung offenbar im letzten Moment gerettet hat.

Das Papier belegt durch die Faxkennungen auch, dass es am Freitag, unmittelbar vor der Bilanzpressekonferenz von Borussia Dortmund, zwischen der BVB-Geschäftstelle und der Viscardi AG hin- und hergefaxt wurde.

Viscardi hat im Auftrag des BVB die Kapitalerhöhung durchgezogen. Auf der Pressekonferenz hatte Niebaum auch auf Nachfragen in Richtung Homm nur ausweichende Antworten gegeben.

Gegenüber der Westfälischen Rundschau hatte Niebaum am Montag alle Behauptungen, es gebe ein vom ihm unterschriebenes Papier, als "bösartige und wilde Spekulation" und als "dummes Zeug" bezeichnet. In einem Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) sagte Niebaum auf die Frage nach der hier nun abgelichteten Drei-Punkte-Erklärung:

"Ich weiß nicht, was das für ein Papier sein soll. Da muss sich entweder einer einen üblen Scherz erlaubt haben, oder es ist eine glatte Fälschung. Wir haben einen solchen Brief nicht bekommen, und Herr Homm hat auch gesagt, dass das gar nicht von ihm stammt."

"Gefälschte Faxe"

Auch in Bild bestreitet Niebaum jede Existenz eines Papiers, in dem er dem Aktionär Homm Zusagen gemacht hätte. Vielmehr wurde in Bild (Dienstagsausgabe) unterschwellig suggeriert, die SZ und andere Blätter hätten sich auf ein "gefälschtes" Papier bezogen. Auch wird die Idee aufgeworfen, ein "Niebaum-Feind" habe möglicherweise "gefälschte Faxe" in Umlauf gebracht.

Brisant an dem Papier ist unter anderem die Zusicherung Niebaums, sich zumindest zu verwenden für "drei Positionen im Beirat der geschäftsführenden GmbH" von Borussia Dortmund. Diese gehört zum Altverein BVB und der soll, nach den Satzungen des Klubs, strikt von der "Kapitalgesellschaft auf Aktien" getrennt bleiben.

Ziel dieser Vorschrift ist es, den Kapitaleignern von Borussia Dortmund keinerlei Einfluss im alten Ballspielverein Borussia zu geben, der das eigentliche Machtzentrum des komplexen Konglomerats bleiben soll.

Vereinskreise, die von der SZ am Mittwoch mit der Sachlage konfrontiert wurden, reagierten erschüttert und zutiefst verärgert darüber, dass Niebaum nicht nur die Öffentlichkeit sondern auch Gremiumsmitglieder so offensichtlich angelogen hat. Dass auch Großaktionär Homm bestritten hatte, dass es die Vereinbarung gibt, dürfte Börsenkenner dagegen weniger schockieren.

Gut möglich, dass nach dieser neuesten Eskapade von Niebaum die ebenfalls in dem Schreiben vereinbarte Bestellung eines dritten Geschäftsführers, der die Bereiche Finanzen und Controlling übernehmen soll, überflüssig wird.

Denn Niebaum dürfte für die zumindest teilweise hellhörig gewordenen Gremien des Klubs nun nicht mehr zu halten sein. Erst letzte Woche hatte Niebaum, gemeinsam mit seinem Mit-Geschäftsführer Michael Meier, einen Jahresverlust von 67 Millionen Euro, Verbindlichkeiten in Höhe von fast 119 Millionen und "weitere finanzielle Verpflichtungen" in Höhe von 363 Millionen Euro bekannt geben müssen. Nicht gerade ein Ausweis qualitätsvollen Managements.

Am Mittwoch war die Geschäftsführung für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Pressesprecher Josef Schneck nahm lediglich die Tatsache der Veröffentlichung des Papiers zur Kenntnis. Allerdings: Gerd Niebaum hat bisher noch alles in den Wind geschlagen im Ringen um seine Dortmunder Posten. Niebaum soll nicht nur ein hohes Geschäftsführer-Gehalt kassieren, er profitiert auch mit seiner Anwaltskanzlei von den vielfältigen geschäftlichen Beziehungen, die er dort mit Sponsoren und Gönnern der Borussia pflegt.

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