Borussia Dortmund:Drei Tore im Verschwenderspiel

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Borussia Dortmund siegt hoch gegen den Hamburger SV, hadert aber mit dem 3:0 gegen den Abstiegskandidaten.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Am Dienstagabend schien Pierre-Emerick Aubameyang aus eher ungewöhnlichem Anlass eine Maske zu benötigen. Der Wunsch, sich zu verstecken, kann ja auch der Scham entspringen. Gleich drei Mal tauchte der Stürmer von Borussia Dortmund im Laufe des Spiels gegen den Hamburger SV allein vor Torwart René Adler auf, bloß um an diesem zu scheitern oder vorbei zu schießen. Ein weiteres Mal sah er Adler seinen Kopfball erhechten. Es war lange nicht wirklich Aubameyangs Abend, aber in der Nachspielzeit traf er doch noch - zum 3:0 (1:0), nachdem Gonzalo Castro (13.) sowie Shinji Kagawa (81.) eine beruhigende Führung herausgespielt hatten. Am Samstag in München und am Dienstag im Champions-League-Viertelfinale gegen den AS Monaco müssen sich die Dortmunder trotzdem noch steigern.

Wenn Aubameyang Sorgen hat, spielt er gerne gegen den HSV. Vor fünf Monaten hatte er den BVB in Hamburg mit vier Treffern zu einem 5:2-Sieg geführt, nachdem er drei Tage zuvor aus disziplinarischen Gründen fürs Champions-League-Spiel gegen Sporting Lissabon suspendiert worden war. Auch ins Rückspiel gegen den HSV ist Aubameyang jetzt unter medialem Getöse gegangen, nachdem seine Maskerade beim Torjubel im Revierderby auf Schalke (1:1) eine Debatte ausgelöst hatte. Diesmal hatte sich der Trainer Thomas Tuchel offenbar keine Sorgen wegen drohender Extravaganzen gemacht: "Ist ja kein Derby", betonte er. Demonstrativ war Aubameyang zudem vom Trainer mit der Kapitänsbinde ausgestattet worden - weil in Marco Reus, Marcel Schmelzer und Sokratis potenzielle Kapitäne ausfielen.

Bobby Wood hätte den HSV in Führung schießen können

Emre Mor, Raphael Guerreiro und Matthias Ginter waren neu in die Startelf gerutscht. Gar noch eine Umstellung mehr hat HSV-Trainer Markus Gisdol vornehmen müssen. Man hätte nach zuvor zehn Punkten aus vier Spielen eigentlich zeigen wollen, dass man Aubameyang auch ohne die verletzten Innenverteidiger Papadopoulos, Jung und Djourou in den Griff bekommt. Mergem Mavraj und Albin Ekdal sollten diese Herausforderung lösen, aber schon nach vier Minuten, als Julian Weigl den Ball nach vorne chippte, lief Aubameyang den beiden erstmals davon. Er scheiterte aber an Adler.

Damit waren die Rollen in diesem Spiel zunächst noch nicht klar verteilt, schließlich begegneten sich die Teams als punktgleiche Nachbarn zumindest in der Rückrundentabelle. Dass HSV-Stürmer Bobby Wood in der 10. Minute allein vor Roman Bürki auftauchte und diesem nur an den Fuß schoss, rächte sich drei Minuten später, als Castro einen Freistoß aus 20 Metern zum 1:0 einschoss.

Die Gäste profitierten immer wieder davon, dass die Dortmunder sich ballverliebt verdribbelten. Mor auf links, Ousmane Dembelé auf rechts, Castro und Kagawa in der Mitte, sie wollten sich in cooler Artistik übertrumpfen. In der 24. Minute hätte Wood einen Elfmeter bekommen dürfen, als Ginter ihn im Strafraum per Schubser bremste. Nachdem Wood kurz vor der Pause auch noch einen Kopfball am Tor vorbeigedrückt hatte, durften sich die Hamburger in der Kabine über eine verschenkte erste Halbzeit ärgern.

Auch die Dortmunder gingen zunächst weiter großzügig mit ihren Gelegenheiten um. Guerreiro versäumte in der 50. Minute die Chance zum 2:0, sechs Minuten später verwirkte Kagawa eine sanfte Flanke von Aubameyang, kurz darauf schob Dembelé den Ball über die Latte. Das Dortmunder Spiel entwickelte sich mit zunehmender Dominanz zum Panoptikum der Chancenvernichtung. Das ist ein Manko, das beim BVB in dieser Saison jüngst zum wiederholten Male zu beobachten war. Nur ein Tor in Berlin, nur eines gegen Ingolstadt, nur eines zuvor auf Schalke - jetzt aber immerhin drei gegen abbauende Hamburger.

Zehn Minuten vor dem Ende setzte sich Aubameyang kraftvoll auf der linken Seite durch und spielte clever in die Mitte auf den Torschützen Kagawa. In der Nachspielzeit traf er schließlich selbst noch. Zum Schämen hatte er spätestens jetzt wirklich keinen Grund mehr.

© SZ vom 05.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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