Borussia Dortmund:Domino mit Fußballern

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Der Wechsel von Pierre-Emerick Aubameyang in Richtung London hängt auch vom FC Arsenal, Manchester United und einem mächtigen Berater ab. Kommt ein Deal in dieser Transfer-Kette nicht zustande, gefährdet das auch die anderen.

Von Martin Schneider

Wer verstehen will, was gerade bei Borussia Dortmund los ist, kommt nicht an Mino Raiola vorbei. Er ist in einer Branche verschlagener Subjekte eine besondere Nummer. Raiola, der mit Vornamen eigentlich Carmine heißt, ist Spielerberater. Wenn man auf das Geld schaut, ist er einer der erfolgreichsten Berater der Welt.

Paul Pogba ist sein Kunde, und obwohl der Franzose unbestreitbar nicht der beste Kicker des Planeten ist, hat ihn Raiola einst zum teuersten Fußballer der Geschichte gemacht. Raiola ist außerdem der Berater von Henrikh Mkhitaryan, und darum ist er so wichtig in diesem Transfer-Domino, in dem sich außerdem noch die Steine Pierre-Emerick Aubameyang (derzeit Dortmund), Alexis Sanchez (derzeit FC Arsenal) und Olivier Giroud (derzeit FC Arsenal) befinden.

Raiola hat mit der englischen Times gesprochen. Er sagte: "Manchester United wird Sanchez nicht verpflichten, ehe Mkhi einem Arsenal-Transfer zustimmt." Und weiter: "Sanchez ist Teil des Mkhitaryan-Deals, nicht andersherum." Raiolas Aufgabe ist alleine, den besten Deal für seinen Klienten (und für sich selbst) auszuhandeln. Öffentliche Informationen sind oft Teil der Verhandlungsstrategie. In diesem Fall krankt seine Darstellung zum Beispiel daran, dass Raiola nicht der Berater von Sanchez ist und der Spieler - zumindest theoretisch - einfach ohne seinen Einfluss den Klub wechseln könnte. In der Praxis ist das ein bisschen komplizierter.

Der Fall ist der: Sanchez' Vertrag beim FC Arsenal läuft nur noch ein halbes Jahr. Im Sommer könnte er ablösefrei wechseln. ManU hat das verbürgte Interesse (Trainer José Mourinho bestätigte es auf einer Pressekonferenz), den Chilenen noch in diesem Winter zu verpflichten. Er wäre in der Champions League spielberechtigt, und der FC Arsenal würde noch Geld für ihn kassieren. Allerdings soll das Transferpaket inklusive Grundgehalt und diversen Handgeld-Zahlungen ein außerordentlich hohes Volumen haben. United würde daher gern Mkhitaryan als Verhandlungsmasse einsetzen (zumal er sowieso von Trainer Mourinho im gesamten Dezember nicht berücksichtigt wurde).

Wie passt Aubameyang nun dazu? Sollte Arsenal Sanchez abgeben, hätten die Londoner Kapital, um sich den Dortmunder Angreifer zu holen. Trainer Wenger hat in Olivier Giroud einen Stürmer auf der Bank, der sich für die WM im Sommer empfehlen will und im Tausch nach Dortmund gehen könnte. Dass der Ex-Dortmunder Sven Mislintat seit dem 1. Dezember beim FC Arsenal als Chefscout arbeitet, kommt als Faktor noch dazu. Aubameyang würde den Wechsel wohl gerne vollziehen, das ist durch sein quasi streikhaftes Verhalten in den vergangenen Wochen ziemlich eindeutig. Löst man diesen gordischen Transferknoten auf, ergäbe das eine Kette, bei der alle Vereine das Ergebnis irgendwie als Erfolg verkaufen könnten. Fällt aber ein Dominostein nicht um, gefährdet das die anderen Deals.

© SZ vom 20.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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