Borussia Dortmund:Aubameyang und das große Transfer-Domino

Champions League - Borussia Dortmund vs Apoel Nicosia

BVB-Angreifer Pierre-Emerick Aubameyang.

(Foto: Wolfgang Rattay/Reuters)
  • Pierre-Emerick Aubameyang möchte Borussia wohl noch in diesem Winter gern verlassen.
  • Sein Transfer hängt von mehreren anderen Personalien in der britischen Premier League ab.
  • Kommt ein Deal nicht zustande, gefährdet das die anderen.

Von Martin Schneider

Wer verstehen will, was gerade bei Borussia Dortmund los ist, kommt nicht an Mino Raiola vorbei. Er ist in einer Branche verschlagener Subjekte eine besondere Nummer. Raiola, der mit Vornamen eigentlich Carmine heißt, ist Spielerberater. Wenn man auf das Geld schaut (und darauf kommt es in dieser Welt an), ist er einer der erfolgreichsten Berater des Planeten.

Paul Pogba ist sein Kunde, und obwohl der Franzose unbestreitbar nicht der beste Kicker des Planeten ist, hat ihn Raiola einst zum teuersten Fußballer der Geschichte gemacht. Raiola ist außerdem der Berater von Henrikh Mkhitaryan, und darum ist er so wichtig in diesem Transfer-Domino, in dem sich außerdem noch die Steine Pierre-Emerick Aubameyang (derzeit Dortmund), Alexis Sanchez (derzeit FC Arsenal) und Olivier Giroud (derzeit FC Arsenal) befinden.

Raiola hat mit der englischen Zeitung The Times gesprochen. Er sagte: "Manchester United wird Sánchez nicht verpflichten, ehe Mkhi einem Arsenal-Transfer zustimmt." Und weiter: "Sanchez ist Teil des Mkhitaryan-Deals, nicht anders herum." Nun muss man wissen, dass es nicht die Aufgabe eines Spielerberaters ist, Journalisten die Wahrheit zu sagen. Raiolas Aufgabe ist alleine, den besten Deal für seinen Klienten (und für sich selbst) rauszuhandeln. Öffentliche Informationen sind oft Teil der Verhandlungsstrategie. In diesem Fall krankt seine Darstellung zum Beispiel daran, dass Raiola nicht der Berater von Sanchez ist und der Spieler - zumindest theoretisch - einfach ohne seinen Einfluss den Klub wechseln könnte. In der Praxis ist das ein bisschen komplizierter.

Der Fall ist der: Alexis Sanchez hat nur noch ein halbes Jahr lang einen Vertrag beim FC Arsenal. Im Sommer könnte er ablösefrei wechseln. Nun hat Manchester United das verbürgte Interesse (Trainer José Mourinho bestätigte es auf einer Pressekonferenz), den Chilenen noch in diesem Winter zu verpflichten. Er wäre in der Champions League spielberechtigt, und der FC Arsenal würde noch Geld für ihn kassieren. Allerdings soll das Transferpaket inklusive Grundgehalt und diversen Handgeld-Zahlungen ein außerordentlich hohes Volumen haben. United würde daher gern Mkhitaryan als Verhandlungsmasse einsetzen (zumal er sowieso von Trainer Mourinho im gesamten Dezember nicht berücksichtigt wurde). Außerdem könnte der FC Arsenal einen Ersatz gut gebrauchen, zumal der Klub in der Liga derzeit nur auf Platz sechs steht und um die lukrative Teilnahme an der Champions League kämpft.

Fällt ein Domino-Stein nicht um, gefährdet das alle Deals

Wie passt Aubameyang nun dazu? Sollte Arsenal Sanchez abgeben, hätten die Londoner Kapital, um sich den Dortmunder Angreifer zu holen. Trainer Wenger hat mit Olivier Giroud einen Stürmer auf der Bank, der sich für die WM im Sommer empfehlen will und im Tausch nach Dortmund gehen könnte. Dass der Ex-Dortmunder Sven Mislintat seit dem 1. Dezember beim FC Arsenal als Chefscout arbeitet, kommt als Faktor noch dazu. Aubameyang würde den Wechsel wohl gerne vollziehen (inklusive aller bei diesen Transfers üblichen Bonuszahlungen für Berater und Familie), das ist durch sein quasi-streikhaftes Verhalten in den letzten Wochen relativ eindeutig.

Löst man diesen gordischen Transferknoten auf, dann könnte Manchester United einen Wunschspieler (Sanchez) erhalten und einen Bankspieler (Mkhitaryan) abgeben. Arsenal könnte unter dem neuen Scout Mislintat zwei Ex-Dortmunder (Mkhitaryan und Aubameyang) holen und für einen abwanderungswilligen Spieler (Sanchez) noch eine hohe Ablöse kassieren und einen Bankspieler (Giroud) abgeben. Borussia Dortmund könnte seinerseits einen abwanderungswilligen Spieler (Aubameyang) für viel Geld abgeben und dafür einen motivierten Stürmer bekommen, der sich für die WM empfehlen will (Giroud). Es wäre jedenfalls eine Kette, bei der alle Vereine das Ergebnis irgendwie als Erfolg verkaufen könnten.

Fällt aber ein Domino-Stein nicht um, gefährdet das die anderen Deals. Der FC Arsenal ist in diesem Handel der größte Rangierbahnhof. Immerhin haben sie es geschafft, Theo Walcott von der Gehaltsliste zu bekommen. Der ehemalige englische Nationalspieler kam in dieser Saison auf 63 Einsatzminuten, trotzdem soll Arsenal noch 22,5 Millionen Euro vom FC Everton für ihn erhalten haben. Zudem muss man wissen, dass Raiola zwar nicht der Berater von Sanchez ist, bei Manchester United neben Mkhitaryan aber noch die Spieler Paul Pogba, Romelu Lukaku, Zlatan Ibrahimovic und Ersatztorwart Sergio Romero unter Vertrag hat - also einen nicht zu leugnenden Einfluss auf den Verein hat.

Gerade pokern alle Beteiligten offenbar an verschiedenen Tischen um die Einsätze. Wenn es dabei nur niemand zu weit treibt.

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