Boris Becker im SZ-Interview:"Ich genieße heute meine Position im Welttennis"

Day Three - Barclays ATP World Tour Finals

Findet seine neue Rolle: Boris Becker.

(Foto: Julian Finney/Getty Images)

Nach dem Ende seiner Tätigkeit als Trainer von Novak Djokovic spricht Boris Becker über seinen Kommentatorenjob - und über sein Image in Deutschland, das sich endlich bessert.

Von Gerald Kleffmann, Melbourne

Exakt um 15 Uhr, wie verabredet, biegt Boris Becker um die Ecke zum Interview. "Hallo", sagt er lächelnd, ein fester Händedruck. Auf dem Weg zur Terrasse im Spielerrestaurant grüßt er viele, den Manager von Rafael Nadal zwickt er in die Hüfte. Becker ist zurück im Tennis-Geschäft. Bei den Australian Open in Melbourne zeigt er sich den deutschen Zuschauern als Kommentator für den TV-Sender Eurosport.

Nach seiner Tätigkeit als Trainer der ehemaligen Nummer eins der Weltrangliste, Novak Djokovic, bereitet ihm nun seine neue Aufgabe Freude: "Ich spüre eine Freiheit. Und ich habe mir diese Freiheiten erarbeitet. Ich genieße heute meine Position im Welttennis. Und ich habe vor, diese Position auszubauen", sagt Becker im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Becker über seine Wahrnehmung in Deutschland

Diese Freiheit bedeutet aber auch, dass er sich wieder vorstellen könnte, einen Spieler zu trainieren. "Das Büro eines Tennisspielers ist der Tennisplatz", sagt er. Der Zeitpunkt dafür sei jedoch noch nicht gekommen: "Meine Art ist auch, wie bei der Arbeit: Wenn ich emotional mit einer Person verbunden bin, kann ich nicht nächste Woche mit einer anderen Person emotional verbunden sein."

Seitdem Becker im Fernsehen kommentiert, wird er in Deutschland wieder wohlwollender wahrgenommen. Viele Zuschauer loben ihn für seine Analysen, der Zuspruch imponiert ihm, denn: "Ich habe mir schon die Frage gestellt: Warum war die Wahrnehmung meiner Person in Deutschland lange Zeit so ambivalent? Natürlich weiß ich: Nicht jeder meiner Auftritte, zum Beispiel im deutschen Fernsehen, war gut. Einige waren auch nicht so gut. Ich habe aber auch zwölf Wimbledon-Finals in Serie auf Englisch kommentiert - als Deutscher! Das wurde jahrelang gar nicht wahrgenommen in Deutschland."

Becker lobt Alexander Zverev

Natürlich spricht Becker auch über das deutsche Tennistalent Alexander Zverev. Viele sehen in ihm einen möglichen Becker-Nachfolger. Die Bürde eines kommenden Nummer-eins-Spielers will der 49-Jährige ihm jedoch nicht mit auf den Weg geben: "Das wäre viel zu viel Druck und eine zu große Erwartungshaltung für einen 19-Jährigen." Allerdings stellt Becker klar: "Ist er der beste 19-Jährige auf der Welt? Ja. Hat er ein gutes familiäres Umfeld mit seinen Eltern und seinem Bruder Mischa, der hier im Viertelfinale stand, um sich zu verbessern? Ja. Die Voraussetzungen sind da, und er macht einen sehr gefestigten Eindruck."

Boris Becker spricht mit der SZ zudem über seine Liebe zum Poker, Angelique Kerbers Schwierigkeiten bei den Australian Open und seinen ehemaligen Schützling Djokovic. Lesen Sie das ganze Interview mit SZ Plus:

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