Bochum nach dem 2:0 über Freiburg:Der neue Verbeek

VfL Bochum - SC Freiburg

Weist alle Aufstiegsambition weit von sich: Bochums Trainer Gertjan Verbeek.

(Foto: Roland Weihrauch/dpa)

Einst als Hochrisiko-Coach kritisiert, hat der Niederländer den VfL Bochum wieder attraktiv und abwehrstark gemacht. Und durchaus zum Aufstiegsfavoriten.

Von Christoph Ruf, Bochum

Nein, der Freitagabend ist kein Tag gewesen, an dem sich Christian Streich viele zusätzliche Freunde unter den Fernsehjournalisten gemacht hätte. Mit versteinerter Miene begab er sich nach dem 0:2 (0:1) seiner Freiburger in Bochum vor die Kameras eines Privatsenders. Und würdigte in der Folgezeit keine der fünf Fragen mit Antworten, die mehr als zehn Wörter umfasst hätten. "Die haben zwei Tore geschossen, wir keins" - von dieser Güte waren die Analysen des Freiburger Trainers.

Ein bisschen mehr gab es dann doch zu sagen, schließlich hatte der SC im ersten Durchgang durchaus seinen Teil dazu beigetragen, dass die 18.245 Zuschauer insgesamt ein sehr gutes Zweitligaspiel sahen. Hin und her wogte da die Partie, und hätte der VfL in Manuel Riemann nicht einen dermaßen starken Torwart, die Abschlüsse von Marc Torrejon (6.) oder Florian Niederlechner (34.) hätten durchaus zu Toren führen können. Wenn der SC verlor, dann lag das an einem zweiten Durchgang, in dem rein gar nichts mehr klappte - und an einem prekären Zweikampfverhalten. Vor dem 0:1 (Terrazino/13.) ließ sich Immanuel Höhn aus der Abwehr herauslocken, beim 0:2 (Hoogland/67.) schaute gleich die komplette Defensive zu.

"Unser Hauptaugenmerk muss der Zweikampfführung gelten. Die gegnerischen Stürmer können den Ball zu lange halten und dann weiterleiten", sagte später Nicolas Höfler, dem auch aufgefallen war, dass Bochums bester Torschütze, Simon Terodde (zehn Saisontore), viel zu viel Platz in der gefährlichen Zone hatte.

Auf Verbeeks Rhetorik hereinzufallen, könnte ein Fehler sein

Dabei war der SC gewarnt gewesen. Die Testspielergebnisse der Bochumer, die hochklassige Gegner wie Hertha BSC, Mönchengladbach oder Leverkusen zum Teil deutlich bezwangen, hatten auch im Breisgau aufhorchen lassen. Der VfL lauert nun kurz hinter den Aufstiegsplätzen, es könnte ein Fehler sein, auf die Rhetorik von Trainer Gertjan Verbeek hereinzufallen, der jegliche Aufstiegsambition zum Hirngespinst erklärt. Und der aber heimlich, still und leise an einer Mannschaft bastelt, die nicht nur spielerisch überzeugt.

Schon in seiner Zeit beim Club in Nürnberg hatte Verbeek - sofern das mit dem gegebenen Kader möglich war - auf technisch beschlagene, schnelle Spieler gesetzt und einen sehr gewagten Offensivfußball spielen lassen. Nicht wenige in Franken meinen noch heute, dass der Club mit einer weniger riskanten Taktik in der Saison 2013/2014 nicht hätte absteigen müssen.

Auch in Bochum lässt Verbeek mutig spielen, allerdings arbeitet der VfL mittlerweile auch defensiv ganz gut - nur 18 Gegentreffer kassierte der VfL bislang, so wenige wie bis zum Sonntag auch der Primus RB Leipzig. "Ich bin sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie wir defensiv arbeiten", sagte Verbeek. Wohl wissend, dass er mit seiner Arbeit gerade den VfL genauso runderneuert wie sein eigenes Image.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: