Blatter über WM in Katar:"Sicher war es ein Fehler"

Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius, Bestechungsvorwürfe, fatale Zustände auf den Stadion-Baustellen: Die WM 2022 in Katar wird heftig diskutiert. Nun bezeichnet auch Fifa-Präsident Sepp Blatter die Vergabe als Fehler - aber nur aus einem Grund.

Fifa-Präsident Sepp Blatter hat eingeräumt, dass die Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar ein Irrtum war. "Sicher war es ein Fehler! Aber wissen Sie, man macht viele Fehler im Leben", sagte der Präsident des Fußball-Weltverbandes in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehsender RTS.

"Es war in einer Expertise klar angezeigt worden, dass die Temperaturen im Sommer zu hoch sein würden. Dieser Umstand hat das Exekutivkomitee der Fifa jedoch nicht davon abgehalten, die WM mit einer großen Mehrheit an das Emirat zu vergeben", sagte Blatter.

Der 78-Jährige favorisiert einen Termin Ende 2022, um der Hitze in Katar auszuweichen. Angesichts der Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius, hartnäckiger Bestechungsvorwürfe und menschenunwürdiger Zustände auf Baustellen mit Verbindung zur WM 2022 kocht die Diskussion über einen Entzug der Gastgeberrolle für Katar immer wieder hoch.

Eine mögliche Bestechung bei der Vergabe wollte Blatter in dem Interview nicht kommentieren: "Nein, nein, das habe ich nie gesagt." Allerdings stellte der Fifa-Präsident fest, dass es offenbar "politischen Druck" aus Frankreich und Deutschland gegeben habe. "Man weiß gut, dass große Firmen aus Frankreich und Deutschland in Katar arbeiten, aber sie arbeiten nicht nur für die WM", sagte Blatter. Die Geschäfte wegen der WM würden nur einen kleinen Teil ausmachen. Bei der Vergabe durch das Exekutivkomitee der Fifa am 2. Dezember 2010 in Zürich hatte sich Katar gegen die USA, Japan, Südkorea und Australien durchgesetzt.

Schon einmal, im Herbst 2013, deutete Blatter an, dass die WM "möglicherweise zu diesem Zeitpunkt ein Fehler" war. So deutlich wie jetzt im Schweizer Fernsehen hatte sich Blatter allerdings noch nie dazu geäußert.

Blatter bestätigte in dem Interview zudem, dass er 2015 erneut als Fifa-Präsident kandidieren werde. "Ich habe nicht nur Lust, ich bin entschlossen weiterzumachen", sagte er. Blatters Aussagen zu Katar sind daher auch als weiteres Manöver gegen den möglichen Konkurrenten Michel Platini zu verstehen. Der Uefa-Chef hat sich als einziger Fußball-Funktionär offen zu seiner Katar-Unterstützung bekannt. In der Kritik steht Platini wegen seines Treffens mit dem damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und dem Emir von Katar kurz vor der WM-Abstimmung.

Die Führungspersonen des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) sprechen vor dem Hintergrund zahlreicher Todesfälle unter den Gastarbeitern seit langem von "Sklaverei" und warnen, bis zur WM könnten bis zu 4000 Arbeiter sterben. Amnesty International dokumentierte im vergangenen Jahr in einem Bericht schwere Menschenrechtsverletzungen.

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