Bildstrecke:Quo vadis, Nationalelf?

Die 23 Spieler des deutschen EM-Kaders sind nun im wohlverdienten Urlaub. Danach kehren sie zu ihren Vereinen zurück. Wie geht es dann mit ihnen weiter? Ein Ausblick.

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Jens Lehmann

Er stand zwischen den Pfosten, da war das Finale lange vorbei. Vier Minuten stand er da, ohne sich zu bewegen. Danach wackelte er ein paar Schritte nach rechts und lehnte sich an den Pfosten. Wieder verharrte er minutenlang, ohne sich zu bewegen. Ob er das Finale noch einmal Revue passieren ließ? Seine gesamte Karriere in der Nationalelf? Er wollte es nicht sagen.

Lehmann wechselt nun zum VfB Stuttgart, dort hat er einen Vertrag bis zum Ende der kommenden Saison. Mit einem freiwilligen Rücktritt aus der Nationalelf nach 61 Partien könnte er sich selbst einen würdigen Abschied bereiten - und damit die Debatte um seinen Nachfolger entfachen.

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Robert Enke

Er war stets einer der ersten bei dieser EM - und zwar in der Disziplin, von der Umkleidekabine in den Mannschaftsbus zu steigen. Das lag auch daran, dass die Journalisten kaum etwas von ihm wissen wollten, er hatte ja keine Minute gespielt. Er füllte die Rolle des zweiten Torhüters so aus, wie man das von ihm erwartete.

Enke ist 30 Jahre alt, als Nummer zwei bei der EM hätte er bei einem Rücktritt Lehmanns den ersten Anspruch auf den Platz im deutschen Tor. Nur: Auch René Adler und Manuel Neuer sind Kandidaten für diesen Posten - und die sind deutlich jünger und haben aus diesem Grund die bessere Perspektive. Es wird auch daran liegen, welche Leistungen er bei Hannover 96 bringt - denn Joachim Löw muss sich erst im August festlegen, wen er beim ersten Spiel nach dieser EM ins Tor stellt.

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René Adler

Von René Adler sind ebensoviele Aussagen nach einem Spiel überliefert wie von Robert Enke - nämlich gar keine. Er war die Nummer 2b bei diesem Turnier, obschon nicht wenige Experten für Adler als Stamm-Torhüter plädierten.

Adler ist 23 Jahre alt und spielte eine formidable Saison bei Bayer Leverkusen. Ein Problem für ihn wie für Enke könnte sein, dass die Konkurrenten Neuer und Rensing in ihren Vereinen internationale Erfahrung sammeln, während Adler sich wohl nur in der Bundesliga auszeichnen darf. Das könnte dazu führen, dass Enke und Adler der Platz im deutschen Tor verweigert bleibt.

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Marcell Jansen

Jansen gehörte zu den "Vergessenen" bei diesem Turnier. Joachim Löws Lieblingssatz über Ersatzspieler war: "Er wird bei diesem Turnier noch wichtig für uns werden." Damit dieser Satz wahr wurde, mussten einige Spieler, die zu Turnierbeginn gesetzt schienen, plötzlich unwichtig werden. Jansens durchwachsene Leistungen in der Vorrunde bescherten ihm einen Platz auf der Ersatzbank in den Spielen der K.o.-Runde.

Er muss sich in dieser Spielzeit beim FC Bayern in Bundesliga und Champions League beweisen, dann wird Löw über ihn urteilen: "Er ist für uns wichtig."

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Arne Friedrich

Er ist so unauffällig, dass man manchmal glaubt, er wäre gar nicht da. Bei der WM 2006 wurde ihm das noch als Mangel ausgelegt, bei diesem Turnier war es seine große Stärke. Im Finale dann war er plötzlich auffällig: Zuerst schaffte er einen Pass durch die Beine von Iniesta, danach waren es seine Stellungsfehler und seine mangelnde Schnelligkeit, die auffällig wurden.

Friedrich kehrt von der Nationalelf zurück zu Hertha BSC Berlin, dort ist er Kapitän und einer der gesetzten Spieler - auf der Position des Innenverteidigers. Dort gehört er auch in der Nationalelf hin, aber dort gibt es ja "Schnarch" und "Schleich". Nur mit einem anständigen Spitznamen kann er sich empfehlen, unser Vorschlag: "Hollow Man".

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Clemens Fritz

Der zweite "Vergessene": Nach einer formidablen Leistung gegen Polen, bei der er fast minütlich von Michael Ballack die Linie hinunter geschickt wurde, war er nach eher durchwachsenen Auftritten gegen Kroatien und Österreich raus aus der Startfelf.

Er spielt nun mit Werder Bremen in der Champions League und darf sich weiterhin international beweisen. Das sollte ihm helfen, auch bei Joachim Löw wieder einen Stammplatz zu erobern, obgleich junge Spieler wie Marko Marin auf dieser Position nachkommen.

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Heiko Westermann

Es gibt tatsächlich ein - wenn auch unscharfes - Foto von Heiko Westermann, auf dem er im EM-Trikot auf dem Platz steht. Es war nach dem Finale gegen Spanien, und Westermann fügte sich zumindest bei der Mimik nahtlos in die Mannschaft ein.

Westermann darf sich weiterhin bei Schalke 04 beweisen - im besten Fall erneut in der Champions League. Bei guten Leistungen könnte auch er eine Alternative für die Innenverteidigung sein - dann darf er auch ein wenig selbstbewusster bei der Nationelf auftreten.

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Philipp Lahm

Er war der einzige Spieler bei dieser EM, der trotz handgezählter 15 Abwehrfehler zum Man of the Match erklärt wurde - weil er eben noch ein Tor erzielte. Im Finale schaffte er es nicht mehr, seinen Fehler auszugleichen, was vor allem daran lag, dass er von der Halbzeitpause an nicht mehr mitspielen konnte.

Statt ins Ausland zu gehen, unterschrieb Lahm einen Vertrag bis 2012 beim FC Bayern. Dort ist er anerkannt, er hat seinen Platz auch dann sicher, wenn er sich durch eine Saison wurstelt wie durch die vergangene. Ein Wechsel zum FC Barcelona wäre die riskantere Variante gewesen - aber auch eine, die seiner Entwicklung gut getan hätte.

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Per Mertesacker

Der "Schnarch" in der deutschen Innenverteidung - der trotz seines Spitznamens oft hellwach war und die Stellungsfehler seines Kollegen "Schleich" ausglich. Er ist gesetzt in der deutschen Elf - und das zurecht. Bei Werder Bremen spielt er weiterhin in der Champions League, er kann sein Spiel gegen die stärksten Angreifer der Welt noch verfeinern. Und bei Bremen hat er nicht "Schleich" neben sich, sondern Naldo - das erleichtert seine Arbeit.

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Christoph Metzelder

Er ist der einzig wahre Turnierspieler der Welt, weil er nur zu Turnieren fit ist und spielt. Das tat er auch bei der EM, wo er auftrat wie ein Teilnehmer der Tour de France, die sich auch in der ersten Woche die Fitness für die schwierigen Bergetappen holen.

Eine Prognose für Metzelder ist allein schon deshalb unmöglich, weil es sein kann, dass er nun die kommenden zwei Jahre an einer komplizierten Verletzung laboriert und sich dann kurz vor der WM 2010 einsatzbereit meldet - und sofort einen Stammplatz erhält.

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Simon Rolfes

Er füllte die Rolle im defensiven Mittelfeld beim Spiel gegen Portugal ball- und stellungssicher aus, gegen die Türkei musste er dann zur Halbzeit verletzt das Feld verlassen.

Bei diesem Turnier konnte er Erfahrung sammeln, in Leverkusen gehört er mittlerweile zu den wichtigsten Spielern. Das wird ihm helfen, in Zukunft auch bei der Nationalelf selbstbewusster aufzutreten und eine Alternative zu Torsten Frings darzustellen.

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Bastian Schweinsteiger

Nach seiner roten Karte gegen Kroatien schien das Turnier für ihn beendet, doch Joachim Löw vertraute ihm - und bekam es zurückgezahlt. Das sollte auch der FC Bayern einmal tun: Schweinsteiger vertrauen und ihm Sicherheit geben. Doch Karl-Heinz Rummenigge verkündete bereits: "Keiner der EM-Spieler hat einen Stammplatz sicher." Ob man so Vertrauen erzeugt, ist fraglich.

Ausländische Medien berichten indes, dass Manchester United Interesse an Schweinsteiger habe. Dass Spieler bei ausländischen Top-Vereinen reifen können, zeigt nicht zuletzt das Beispiel von Michael Ballack.

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Torsten Frings

Der Grätsch-und-Schluss-Spieler der deutschen Elf darf nun wieder der Grätsch-und-Schluss-Spieler bei Werder Bremen sein. Er kann noch einige Jahre auf diesem Niveau spielen - so lange wird er auch seinen Stammplatz in der Nationalmannschaft verteidigen.

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Michael Ballack

Nach der neuerlichen Endspiel-Niederlage beginnen die Diskussionen: Kann er eine Mannschaft führen? Ist er überschätzt? Sollte er die Rückennummer wechseln?

Deshalb noch ein Mal: Michael Ballack führte eine durchschnittliche Leverkusener Mannschaft zu zweiten Plätzen in Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League, er führte eine durchschnittliche Nationalelf ins WM-Finale. So auch in diesem Jahr: Ohne Michael Ballack hätte diese Nationaelf wohl nicht einmal das Endspiel erreicht.

So wird es auch in den kommenden zwei Jahren sein: Mit Michael Ballack kommt die Nationalelf zwei Runden weiter als ohne ihn. Wie weit das letztendlich ist, liegt nicht unbedingt an ihm.

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Piotr Trochowski

Von ihm gibt es kein Bild im Trikot auf dem Platz. Er muss nun beim Hamburger SV beweisen, dass seine Nominierung gerechtfertigt war - sonst könnte ihm ein Schicksal drohen wie Paolo Rink oder Sean Dundee.

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Thomas Hitzlsperger

Er war einer der Gewinner dieses Turniers. Er zeigte Joachim Löw, dass er zu den Stammkräften im Mittelfeld gehört - er profilierte sich sowohl als stellungssicherer defensiver Mittelfeldspieler als auch als Initiator zahlreicher Angriffe.

Er ist von der Mentalität her kein Spieler, der seine Kollegen mitreißt oder zusammenstaucht - das muss er auch gar nicht. Beim VfB Stuttgart wird er weiter lernen, wie man leise Verantwortung übernimmt. Dann kann er für 2010 bereits eine nicht mehr wegzudenkende Größe in der Nationalelf sein.

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Tim Borowski

Ein schwieriger Fall. Bei diesem Turnier als "Back Up" von Ballack unauffällig, weil Ballack diesmal keinen Ersatzmann brauchte. Er wechselt zum FC Bayern, wo er nahtlos in die Rotationsschiene eingebaut werden könnte und nach einer Saison schon wieder zum nächsten Verein abgegeben wird. Setzt er sich jedoch in München durch, kann er mehr sein als nur der Ersatzmann von Ballack. Eine Prognose ist jedoch genauso zuverlässig wie eine Vorhersage auf die Erfolgsaussichten von Jürgen Klinsmann beim FC Bayern.

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David Odonkor

Er darf nun wieder vor den harschen Kritiken der deutschen Medien nach Spanien flüchten - und wird nach einige Spielen für Betis Sevilla von den spanischen Medien harsch kritisiert werden.

Jüngere und ballbegabtere Spieler wie Marko Marin drängen sich auf, der Überraschungseffekt von Odonkor ist verpufft. Obwohl: Eine Nominierung für den WM-Kader 2010 wäre tatsächlich eine Überraschung.

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Mario Gomez

Dieses eine Abspiel. Immer wieder ärgerte sich Mario Gomez über dieses eine ungenaue Abspiel von Miroslav Klose während des ersten EM-Spiels. Hätte Gomez da getroffen, wäre dieses Turnier wohl anders gelaufen für den Stürmer.

Gomez ist jedoch selbstbewusst genug, dieses Turnier schnell zu verdauen und eine starke Saison im Verein zu spielen - unklar ist noch, welcher Verein das sein wird.

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Oliver Neuville

Er durfte als Joker nicht so auftreten wie bei der WM 2006. Seine Zeit bei der Nationalmannschaft ist wohl vorbei. Er wird noch ein oder zwei Jahre in der Bundelsliga spielen und dann seine Karriere beenden.

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Miroslav Klose

Er lief viel, er ließ oft die Schultern hängen - und dann rettete er sich meist mit einem Tor. Das ist seine Spielweise, sie ist seit Jahren bekannt. Er ist wohl der einzige Samariter-Stürmer dieser Welt, was ihn einerseits sympathisch, andererseits aber nicht so erfolgreich macht wie andere Angreifer.

Er muss nun wieder zurück in den Schatten von Luca Toni - womöglich verpflichtet der FC Bayern auch noch Mario Gomez. Es könnte eine entscheidende Saison in der Karriere des Miroslav Klose werden.

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Lukas Podolski

Er war die Entdeckung dieser EM - allerdings nicht auf der Position des Stürmers, sondern des linken Außenspielers. Sein Problem: Auf dieser Position dürfte Franck Ribéry gesetzt sein, sobald er seine Verletzung auskuriert hat. Und auf den Stürmerpositionen ist der FC Bayern weiterhin auf der Suche. Zurecht sagt Podolski: "Ich spüre kein Vertrauen."

Ein Vereinswechsel ist deshalb weiterhin möglich. Er könnte freilich zu einem Spitzenklub wechseln - er liebäugelt jedoch weiterhin mit dem FC Köln. Menschlich nachvollziehbar, sportlich eher weniger.

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Kevin Kuranyi

Sein Problem war zunächst, dass er Klose und Gomez vor der Nase hatte - dann kam noch die Umstellung auf das 4-2-3-1-Sytsem hinzu. Kevin Kuranyi muss nun eine konstante Saison bei Schalke 04 spielen, um nicht der ewige Ersatzspieler zu bleiben.

Foto: dpa

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