Bilanz der Bayern-Saison:Elf Zirkuspferdchen nehmen wieder Anlauf

FC Bayern Muenchen v FC Barcelona  - UEFA Champions League Semi Final

Ausgeschieden, aber mit Würde: Xabi Alonso nimmt Mario Götze in den Arm

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Saison des FC Bayern endet mit nur einer Trophäe, doch große Mannschaften entstehen aus großen Niederlagen. Für die dritte Spielzeit unter Pep Guardiola muss gar kein großer Schnitt her.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

War das jetzt eine enttäuschende Saison? Ein verlorenes Jahr für den FC Bayern, wie es mancherorts schon herauszuhören war aus dem Krisengejammer nach dem 0:3 im Hinspiel - und einem 3:5 in der Gesamtwertung gegen diesen FC Messi-Barcelona?

Wer nur die Zahlen kennt, mag denken: Katastrophe! Wer beide Spiele sah, wer Fußball als Spiel begreift, in dem nicht immer nur gewonnen, gewonnen, gewonnen werden kann und muss, der konnte sich an diesem Spektakel-Halbfinale dann doch begeistern. Es fehlte am Ende zwar die Dramatik, die dem Sport eigentlich die Würze gibt, aber die ist auch nicht immer da, wenn der Zirkus in der Stadt gastiert, mit Jongleuren, Zauberern und den Dressurpferdchen.

Der Bayern-Fan, der dennoch Trost sucht, sei an folgende Banalität erinnert: Große Mannschaften, große Momente entstehen aus großen Niederlagen. Erst zwei Jahre ist es her, da hatte dieser Zirkus Barcelona gegen die Münchner das Champions-League-Halbfinale insgesamt 0:7 verloren, nun ziehen die Katalanen als Favorit ins Finale am 6. Juni nach Berlin. Damals stand Lionel Messi zwar auf dem Platz, aber nur als sein eigener Schatten. Sein Wirken wurde vermisst wie nun bei den Münchnern am Ende einer unheimlichen Verletzten-Serie die Flügelzange Robben&Ribéry. Man hätte das ja gerne gesehen, was diese beiden Ü30-Profis mit der durchaus anfälligen Barça-Abwehr hätten anstellen können.

Apropos große Teams des FC Bayern: Der Titelgewinn der Kahn-Effenberg-Basler-Scholl-Generation von 2001 ist nur erklärbar durch die bittere Last-Minute-Niederlage von 1999 gegen Manchester United. Und wer weiß, ob es zum Titelgewinn der Heynckes-Bayern von 2013 gekommen wäre, hätte das verlorene Finale im Jahr zuvor gegen Chelsea nicht besondere Energien freigesetzt.

Eine starke Spielzeit hat der aktuelle Kader, aufgefrischt um zwei, drei Profis, vielleicht noch drin, wenn nach konzentrierter Vorbereitung über den Sommer ein Ensemble mit den absenten Alaba und Badstuber, Ribéry und Robben präpariert werden kann. Parallel dazu muss natürlich begonnen werden, den Generationswechsel zu moderieren, aber es muss jetzt nicht, für die dritte Spielzeit unter Pep Guardiola, ein Schnitt her.

Zuvor geht es am Pfingstsonntag auf den Rathausbalkon. Die Männer des FC Bayern kommen zwar nur mit einer Trophäe, aber sie kommen nicht allein, sie kommen mit den Frauen. Auch die sind deutscher Meister. Und das ist doch mal ein Novum, ein Double, das die Historie des Klubs bereichert.

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