Biathlon-Weltcup-Sieg für Gössner:Lachend aus dem Lena-Schatten

Miriam Gössner Biathlon Oberhof

"Ein Heimsieg, das ist der Hammer": Miriam Gössner in Oberhof. 

(Foto: AFP)

Beim Heim-Weltcup in Oberhof zeigen die deutschen Frauen, dass das Biathlon-Leben auch ohne Magdalena Neuner ganz schön sein kann. Miriam Gössner siegt im Sprint trotz zweier Schießfehler, auch Andrea Henkel liefert ein tolles Rennen. Die deutschen Männer enttäuschen, Florian Graf sorgt für eine Schrecksekunde.

Miriam Gössner sprintete im Nebel von Oberhof zu ihrem zweiten Weltcup-Sieg, Andrea Henkel schaffte es nach einer Grippe als Dritte ebenfalls auf das Podest. Und als Neunte vervollständigte Nadine Horchler einen tollen Samstag für das deutsche Team beim Biathlon-Volksfest in Thüringen. "Das war ein deutliches Zeichen. Ich bin sehr glücklich und stolz auf die Mädchen", sagte Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig.

Beim ersten Heim-Weltcup nach dem Karriereende von Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner zeigten die Skijägerinnen im Sprintwettkampf nicht unbedingt erwartete Extra-Klasse. "Ich habe oft genug betont, dass man die Leistung der Mädels nicht so schlecht reden darf. Es wurde immer daran festgemacht, dass die Lena aufgehört hat und diese Mannschaft nicht gut genug ist. Da hat man ihr Unrecht getan, vor allen Dingen der Miri und der Andrea", sagte Hönig.

"Oh, wie ist das schön", sangen die 23.500 Zuschauer im Nebel - und feierten die famosen Skijägerinnen. "Ein Heimsieg, das ist der Hammer", sagte Gössner wieder in dicker Kleidung warm eingepackt. "Das Publikum hier ist unglaublich. Die schreien einen den Birxsteig rauf. Das ist so unglaublich, hier zu laufen. Ich musste sogar lachen, als ich aus dem Stadion rausgelaufen bin."

70 LKW-Ladungen Neuschnee hatten für einen im Vergleich zu den Vortagen festeren und in den rasanten Abfahrten vor allem ungefährlicheren Untergrund gesorgt. Am Sonntag wird die 22-Jährige mit der Startnummer 1 (13.10 Uhr/Liveticker bei SZ.de) ins Verfolgungsrennen starten. "Das wird ein absolutes Gänsehautgefühl da loszulaufen", sagte sie.

Andrea Henkel war über sich selbst verblüfft. "Ich sollte nicht soviel von mir erwarten, dann wird es vielleicht besser", sagte sie. Bis kurz vor dem Start hatte sie überlegt, ob sie die 7,5 Kilometer in Angriff nehmen sollte. "Ich hoffe, jetzt gibt es keinen Rückschlag. Aber das Glück überwiegt, da werde ich jetzt nicht mehr krank", sagte sie nach ihrem zweiten Podestplatz der Saison.

Als Miriam Gössner aus der dicken Nebelwand auf die lange Zielgerade kam, setzte die lautstarke Unterstützung der Fans noch mal Extrakräfte frei. "Im Ziel habe ich gesehen, dass die 1 aufgeleuchtet hat, da habe ich mich nur noch gefreut", sagte sie.

Graf pustet in den Gewehrlauf

Bei ihrem zweiten Saisonsieg hatte Gössner, die nach ihren beiden Schießfehlern zwei Strafrunden laufen musste, am Ende zwei Sekunden Vorsprung vor der fehlerfrei gebliebenen Norwegerin Tora Berger. Auch Andrea Henkel, die wegen einer Grippe noch die Staffel am Donnerstag ausgelassen hatte, räumte alle zehn Scheiben ab und war 24,1 Sekunden langsamer als Gössner. Diese markierte mal wieder die Laufbestzeit. "Ich bin nicht voll angegangen, um mir die Kräfte einzuteilen", meinte Gössner.

Andrea Henkel setzte mit ihrem ersten Auftritt vor heimischer Kulisse eine Serie fort. Seit 2005 stand sie in jedem Weltcupjahr in ihrer Heimat Oberhof auf dem Treppchen. Die am Schießstand ebenfalls fehlerfrei gebliebene Nadine Horchler freute sich über ihre beste Weltcup-Platzierung. "Das ist wirklich super. Die Stimmung war einzigartig, die Leute stehen an der Strecke in Zehnerreihen", sagte Horchler, die gleichzeitig ihr Erfolgsrezept verriet: "Das Nebelkorn: Das wusste ich schon im Hotel, dass ich das reinmachen werde." .

Die deutschen Männer verpassten anschließend im Sprint die Podestplätze hingegen klar. Über die 10 Kilometer war Vorjahressieger Arnd Peiffer als Zwölfter bester deutscher Skijäger. Er hatte nach einem Schießfehler 38,5 Sekunden Rückstand auf den Russen Dmitri Malyschko, der sich bei Nebel und Nieselregen seinen ersten Weltcupsieg sicherte.

Malyschko hatte 12,6 Sekunden Vorsprung vor seinem Landsmann Jewgeni Garanitschew und 13,1 Sekunden vor Emil Hegle Svednsen aus Norwegen. Das Spitzen-Trio leistete sich jeweils einen Fehler. Erik Lesser (3 Fehler), Simon Schempp (3), Florian Graf (2) und Johannes Kühn (4) landeten weit abgeschlagen im Feld. Andreas Birnbacher hatte wegen einer Grippe seinen Oberhof-Start komplett absagen müssen.

Florian Graf sorgte zudem für eine Schrecksekunde. Mit einem Fauxpas am Schießstand brachte er sich Florian Graf in große Gefahr. Beim Stehendschießen nahm der Zollhauptwachtmeister sein Gewehr am Schaft in die Hand und pustete in den Lauf. Für diese Aktion wurde er den Regeln entsprechend disqualifiziert.

"Ich hatte einen Wassertropfen im Ringkorn und habe nichts mehr gesehen. Das war situationsbedingt, eine automatische Reaktion, da ich schnellstmöglich weitermachen wollte. Aber Sicherheit geht vor, das mache ich nicht wieder", sagte der 24-Jährige nach dem Rennen. Ihm war die Gefahr gar nicht bewusst gewesen. "Wenn man weg von den Scheiben auf irgendeinen Körper zielt, ist es eine definitive Disqualifikation", sagte ZDF-Experte Sven Fischer. "Da gibt es leider keine Gnade". Die Jury entschied nach der Anhörung des Skijägers auf Disqualifikation, da Graf in dieser Situation das Gewehr nicht entladen hatte. Da nutzte es auch nichts, dass er den Finger nicht am Abzug hatte.

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