Biathlon-Weltcup in Oslo:Sektabschied für Andrea Henkel

Andrea Henkel

Eine der größten deutschen Biathletinnen nimmt Abschied: Andrea Henkel.

(Foto: dpa)

Letztes Rennen nach 19 Jahren im Weltcup: Andrea Henkel hält sich im Massenstart von Oslo noch einmal in der Nähe der Weltelite und beginnt die Abschiedsfeier direkt im Zielraum. Laura Dahlmeier fährt bis zum letzten Schießen um den Sieg.

Mit einer goldenen Krone auf dem Kopf und einem Glas Sekt in der Hand feierte Andrea Henkel das Ende ihrer langen Karriere. 19 Jahre nach ihrem Weltcup-Debüt trat die 36-Jährige mit einem 13. Platz im Massenstart am legendären Osloer Holmenkollen von der Bühne ab - als letzte Sportlerin der womöglich erfolgreichsten deutschen Biathlon-Ära. "Es fühlt sich in Ordnung an. Ich bin bereit", sagte die zweimalige Olympiasiegerin im ZDF: "Ich bin über viele Sachen in meiner Karriere glücklich."

Zusammen mit Teamkolleginnen wie Uschi Disl, Kati Wilhelm oder zuletzt Magdalena Neuner erhob Henkel Biathlon zum Wintersport Nummer eins in Deutschland. Auch wenn sie sich häufig mit der allgemeinen Meinung konfrontiert sah, im Schatten ihrer Teamkolleginnen zu stehen.

Im letzten Rennen ihrer Karriere leistete sich die 36-Jährige drei Schießfehler und hatte am Ende 1:13,5 Minuten Rückstand auf die siegreiche Slowakin Anastasija Kuzmina.

Laura Dahlmeier wurde mit zwei Fehlern als beste Deutsche Sechste. Dahlmeier hatte bis zum letzten Schießen sogar geführt. Den Gesamtweltcup sicherte sich die Finnin Kaisa Mäkäräinen, die auch die Sprint- und Verfolgungswertung gewann. Die Einzelwertung ging an die Tschechin Gabriela Soukalova, die im Massenstart an Darja Domratschewa.

Am 16. März 1995 hatte Henkel ihr Debüt im Weltcup gegeben und in ihrer Karriere insgesamt 22 Weltcup-Einzelsiege erreicht. 2002 bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City holte sie sowohl im Einzel als auch in der Staffel die Goldmedaille. Bei Weltmeisterschaften gewann sie insgesamt achtmal den Titel und schaffte als erste Biathletin das Kunststück, in jeder Disziplin Weltmeisterin zu werden. 2006/2007 holte sie sich zudem die große Kristallkugel für den Gesamtweltcup-Sieg. Henkel hat bereits angekündigt, nach ihrer Karriere nach Lake Placid zu ihrem Lebensgefährten Tim Burke zu ziehen.

Doch selbst eine Olympiasiegerin muss vor einer geplanter Einreise in die USA zu den Behörden. "Ich weiß, wo ich hin will, aber ich darf ja noch nicht", hatte Henkel dem ARD-Hörfunk vor dem Rennen gesagt. In Lake Placid hat sie sich zusammen mit Burke ein Haus gekauft. Aber die notwendige Einreisegenehmigung fehlt noch. "Ich habe immer gesagt, dass ich mich darum nach dem Saisonende kümmere. Das wird spannend."

Beim letzten Weltcup ihrer langen Erfolgskarriere besuchten die zweimalige Olympiasiegerin auch ihre alten Weggefährtinnen Kati Wilhelm, Uschi Disl, Martina Beck, Simone Hauswald und Katja Wüstenfeld in Oslo. "Da fühle ich mich sehr geehrt", meinte die Letzte der Goldenen Generation des deutschen Damen-Biathlons. Einen Rücktritt vom Rücktritt wird es nicht geben. "Die Entscheidung steht seit zwei Jahren. Ich hatte eine erfolgreiche Karriere, habe alles gewonnen, was man gewinnen kann. Ich freue mich auf das, was jetzt kommt. Und irgendwann will ich ja auch eine Familie haben", meinte die achtmalige Weltmeisterin. Auch nach dem Saisonfinale am Holmenkollen hat sie einen vollen Terminkalender: "Ich werde ja des öfteren noch verabschiedet."

"Auch wenn du manchmal ein kleiner Dickkopf warst, war es ein Hauptgewinn, mit dir zu arbeiten. Es hört eine der großen Athletinnen auf, es verschwindet wieder ein Name im Frauen-Biathlon", sagte Damen-Bundestrainer Gerald Hönig. Und Chef-Bundestrainer Uwe Müssiggang ergänzte: "Vielen Dank für die Freude, die du uns gemacht hast." Dabei hatte sie sich aber auch immer etwas von ihrer Unaufgeregtheit bewahrt. Diese Unaufgeregtheit, die in der immer hektischer werdenden Medienlandschaft dann häufig als "spröde" interpretiert wird. Zuletzt hatte sie an ihre Anfänge erinnert, als sie noch erklären musste, was Biathlon überhaupt ist. Auch diese Erfahrungen haben geprägt.

Im letzten Männer-Rennen der Saison lief Arnd Peiffer als bester Deutscher auf Platz acht. Der 27-Jährige schoss im Massenstart drei Fehler und hatte nach 15 Kilometern 45,7 Sekunden Rückstand auf Sieger Martin Fourcade. Damit sicherte sich der Weltcup-Gesamtsieger aus Frankreich nach der Sprint- und Verfolgungswertung auch die Kleine Kristallkugel im Massenstart. Zweiter wurde der Österreicher Dominik Landertinger vor Jakov Fak aus Slowenien. Simon Schempp lief auf Platz 15 und der nach einer Krankheit immer noch geschwächte Daniel Böhm als Letzter auf Rang 29.

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