Biathlon:Mit Heizpacks in den Handschuhen zu Bronze

Lesezeit: 3 min

Dritter in der Olympia-Verfolgung in Pyeongchang: Biathlet Benedikt Doll. (Foto: Michael Kappeler/dpa)
  • Biathlet Benedikt Doll läuft in der Verfolgung bei Olympia in Pyeongchang zu Bronze.
  • Kurz vor dem Ende überholt ihn noch ein Schwede, doch Doll sagt über seine Medaille: "Mich ärgert es jetzt nicht, dass ich die silberne verloren habe."
  • Alle Ergebnisse und den Medaillenspiegel finden Sie hier.

Von Saskia Aleythe, Pyeongchang

Beim Schießen geht seine Mutter in den Keller. Benedikt Doll hat das selber mal erzählt, wie es daheim im Elternhaus aussieht, wenn der Biathlet seine Rennen bestreitet. Natürlich wird da vor dem Bildschirm gesessen und Daumen gedrückt, bei den Laufzeiten gibt es auch keinen Grund zum Wegschauen; nur eben der Umgang mit der Waffe ist bei dem 27-Jährigen ein Ereignis, das für Nervenflattern beim Beobachter sorgt. Beim Sprint in Hochfilzen zum Anfang der Saison etwa leistete sich Doll fünf Fehler - dabei wird dort nur zehnmal geschossen.

Am Montagabend in Pyeongchang musste Doll viermal zum Schießstand, das sieht der Verfolger nun mal vor - und als er schließlich über die Ziellinie rutschte, hatte er tatsächlich 19 von 20 Scheiben getroffen - und Bronze gewonnen.

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"Beim letzten Schießen habe ich öfter gepatzt, da konnte ich jetzt endlich mal Nerven bewahren", freute sich Doll. Der Franzose Martin Fourcade war schon längst auf die Schlussrunde zum Olympiasieg enteilt, als Doll zusammen mit Sprintsieger Arnd Peiffer in einer Verfolgergruppe zu den Matten kam und sie als Erster wieder verließ, ohne Patzer, während sich Peiffer mit zwei Fehlern um eine weitere Medaille brachte. "Als ich aus dem Schießstand raus bin, habe ich gesehen, wie eigentlich alle in die Strafrunde abgebogen sind und wusste: Das ist jetzt eine sichere Medaille", sagte Doll.

Der Schwede Sebastian Samuelsson holte ihn zwar noch ein, aber der Deutsche konnte damit leben. Auch für ihn ist eine Olympiamedaille ja ein Kindheitstraum gewesen, "mich ärgert es jetzt nicht, dass ich die silberne verloren habe". Zumal er ja selber auch mit der Kälte zu kämpfen hatte, für den Hals ist sie "nicht gerade Wellness", sagte Doll. Für die Finger hatte er immerhin eine Lösung: Heizpacks in den Handschuhen. Womöglich ein Trick, der ihm an diesem Tag die Bronzemedaille beschert hatte.

Erinnerungen an die WM in Hochfilzen

Es war in der Tat eine interessante Kombination, dass nach dem Sprint-Sieg von Arnd Peiffer nun ausgerechnet Benedikt Doll eine weitere Olympiamedaille für Deutschland holte. Olympiasieger Arnd Peiffer, das klang ja auch am Montag noch immer noch ein bisschen nach "deutscher Fußball-Meister Schalke 04". Nicht unmöglich, aber nur zu erreichen, wenn die großen Favoriten arg patzen. Und so mancher fühlte sich da schon erinnert an die WM vor einem Jahr in Hochfilzen, denn da klang eines auch unwirklich, was sich tatsächlich ereignet hatte: "Weltmeister Benedikt Doll". Im Sprint hatte Doll damals doch wirklich mal alle Scheiben getroffen und sich zum richtigen Zeitpunkt belohnt.

"Ich bin froh, dass es nun auch mal in einem Verfolger geklappt hat", sagte Doll, für den im Gegensatz zu Peiffer gilt, dass er nicht auf die Schwächen von anderen hoffen muss. Sondern nur auf sein eigenes Vermögen. Viel anders gemacht hatte er beim Schießtraining vor Olympia nicht, er hatte sich aber am Ort gut vorbereitet. "Die letzten Tage konnte ich mich eingrooven in den Schießstand und rausfinden, was die Tücken sind", sagte Doll. Er erkannte aber vor allem bei sich selber, was das Entscheidende war für seinen neuerlichen Erfolg bei einem Großereignis: "Ich habe so ein bisschen mehr Selbstvertrauen bekommen, das ist das Wichtigste, gute Erlebnisse im Wettkampf auch, davon kann man zehren."

Schon im Sprint am Sonntag, dem Triumph-Lauf von Peiffer, hatte Doll Chancen aufs Treppchen gehabt, doch wieder mal verfehlte ein Schuss das Ziel, zu viel, um mit seinem fehlerfreien Kollegen mitzuhalten. Am Ende war Doll Sechster mit 17,6 Sekunden Rückstand. Doch man freut sich zusammen in der deutschen Mannschaft, Doll fand: "Wenn man schon so früh eine Medaille holt, das nimmt den Druck vom Team." Peiffer landete in der Verfolgung auf Rang acht (drei Fehler), konnte sich aber mit Doll freuen. "Es ist zwar für mich schade, aber ich bin ganz versöhnlich mit dem Tag heute, da ja wieder einer von uns eine Medaille abgeräumt hat", sagte er. Zweitbester Deutscher war Simon Schempp als Fünfter (drei Fehler), Erik Lesser wurde Elfter (zwei). Lesser hatte nach Peiffers Erfolg am Vortag gesagt: "Für uns ist es phänomenal, dass Team D nicht nur für Team Dahlmeier steht." Was am Montag umso mehr galt.

© SZ vom 13.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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