Testspiel:"Anti-Krisen-Präsident" für russische Leichtathletik

Die Doping-Enthüllungen in Russland führen zu erstaunlicher Bewegung. Aksel Lund Svindal erlebt einen kuriosen Premierensieg in Wengen. Stéphane Peterhansel gelingt bei der Rallye Dakar Besonderes.

Russland: Der skandalumwitterte russische Leichtathletik-Verband ARAF hat den bisher regional tätigen Funktionär Dimitri Schljachtin als "Anti-Krisen-Präsident" gewählt. Er soll den Verband nun zunächst einmal bis nach den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro durch die Krise führen, ehe im September oder Oktober ein langfristiger Verbands-Chef gewählt werden soll. Schljachtin, der zuvor als Präsident des ZSKA Athletik Klubs und dann als Sportminister der Region Samara tätig war, hatte die Unterstützung des russischen Sportministers Witali Mutko. Seine Wahl war demnach Formsache, zwei weitere Kandidaten hatten bereits vor der Wahl zurückgezogen. "In dieser schwierigen Zeit für die russische Leichtathletik, ist es meine Aufgabe, den Verband zurück zu internationalen Standards zu führen, um das Vertrauen der IAAF (Leichtathletik-Weltverband) und der WADA (Welt-Anti-Doping-Agentur, d. Red.) zurückzugewinnen und unseren Athleten damit die Chance zu geben, an internationalen Events teilzunehmen", sagte Schljachtin: "Wir müssen die Probleme schnell lösen." In der russischen Leichtathletik hat es offenbar systematisches Doping gegeben. Zudem sollen positive Doping-Proben russischer Athleten gegen Zahlung von Schmiergeldern von höchster Stelle vertuscht worden sein. Der Verband ARAF war im November von der IAAF vorläufig suspendiert worden und muss für eine Wiederaufnahme zahlreiche Auflagen erfüllen.

Ski alpin, Männer: Aksel Lund Svindal hat zum ersten Mal in seiner Karriere die legendäre Lauberhorn-Abfahrt gewonnen und Norwegens Ski-Team einen Rekord beschert. Rang eins in der Schweiz war für das Team aus Skandinavien bereits der zwölfte Sieg in diesem Winter - mehr gab es in einer Weltcup-Saison noch nie für Norwegen. Svindal war am Samstag 0,19 Sekunden schneller als Hannes Reichelt aus Österreich. Dessen Teamkollege Klaus Kröll wurde in einem mehrfach wegen Nebels unterbrochenen Wettkampf Dritter. Der einzige deutsche Starter Andreas Sander zeigte mit einem Resultat in den Top 20 eine im Vergleich zur Kombination verbesserte Leistung.

Rallye Dakar: Rekordsieger Stéphane Peterhansel hat die Rallye Dakar in Südamerika zum zwölften Mal gewonnen. Der 50 Jahre alte Franzose verteidigte am Samstag im Peugeot auf der 13. und letzten Etappe in Argentinien von Villa Carlos Paz nach Rosario über 180 Wertungskilometer seine deutliche Führung. Im Gesamtklassement lag er mit 45:22:10 Stunden 34:58 Minuten vor dem Vorjahressieger Nasser Al-Attiyah aus Katar im Mini und mehr als eine Stunde vor dem Südafrikaner Giniel de Villiers mit dessen deutschen Beifahrer Dirk von Zitzewitz im Toyota. Für Peterhansel war es nach sechs Triumphen als Motorradfahrer nun auch der sechste Gesamterfolg im Auto. Den Tagessieg sicherte sich sein Landsmann und Marken-Kollege Sebastien Loeb vor dem Finnen Mikko Hirvonen und Al-Attiyah. Peterhansel wurde Neunter. Für den Rallye-Rekordchampion Loeb war es der vierte Tageserfolg beim diesjährigen Marathon-Klassiker. Die Gesamtwertung bei den Motorradfahrern gewann erstmals der Australier Toby Price auf einer KTM. Die österreichische Marke ist seit 2001 ungeschlagen.

Biathlon, Massenstart: Biathletin Franziska Hildebrand hat ihren dritten Weltcupsieg nur knapp verpasst, ist im Massenstart von Ruhpolding als Zweite aber erneut auf das Podest gestürmt. Die 28-Jährige aus Clausthal-Zellerfeld musste sich über 12,5 Kilometer nach einem Schießfehler nur der fehlerfreien Gesamtweltcup-Führenden Gabriela Soukalova (Tschechien) geschlagen geben. Laura Dahlmeier (Partenkirchen/2) schaffte es als Dritte ebenfalls auf das Podest.

Vor 21.000 Zuschauern in der verschneiten Chiemgau Arena hatte Hildebrand nach dem dritten Schießen knapp die zwischenzeitliche Führung übernommen, patzte aber im letzten Stehendschießen und musste Soukalova ziehen lassen. Im Ziel hatte Hildebrand 13,9 Sekunden Rückstand. Dahlmeier landete 24,4 Sekunden hinter Soukalova. Für die erfolgsverwöhnten deutschen Biathletinnen war es bereits das vierte Doppelpodest des Winters.Das starke deutsche Mannschaftsergebnis machte Maren Hammerschmid (Winterberg/2) als Fünfte perfekt. Miriam Gössner (Garmisch/5) schaffte es trotz ihrer Probleme am Schießstand auf Rang 16, direkt dahinter landete Vanessa Hinz (Schliersee/3) auf Platz 17.

Rodeln, Königssee: Die deutschen Rodler haben beim ersten Heim-Weltcup der Saison einen Dreifachsieg eingefahren und damit eine gelungene Generalprobe für die WM am Königssee gefeiert. Olympiasieger Felix Loch (Berchtesgaden) holte in Oberhof seinen dritten Sieg in Serie, alles andere als der WM-Triumph des 26-Jährigen auf seiner Heimbahn in zwei Wochen wäre eine Sensation. Mit einem Bahnrekord im ersten Lauf und fast vier Zehnteln Vorsprung setzte sich der Dominator der vergangenen Jahre vor Routinier Andi Langenhan (Zella-Mehlis) und Ralf Palik (Oberwiesenthal) durch.

Loch übernahm damit auch erstmals in diesem Winter die Führung im Gesamtweltcup. Seine bislang härtesten Konkurrenten Wolfgang Kindl (Österreich/5.) und Chris Mazdzer (USA/14.) konnten auf der deutschen Bahn nicht mithalten. Zum Saisonauftakt war Loch bei drei Weltcup-Stationen in Folge ohne Sieg geblieben und in der Gesamtwertung damit zunächst zurückgefallen. Johannes Ludwig (Oberhof) vergab bei seinem Heimspiel am Samstag mit einem schwächeren zweiten Lauf die Chance auf das Podest und wurde letztlich Sechster, Toni Gräfe (Ilmenau) belegte beim letzten Weltcup vor der WM den zehnten Platz.

Ski Alpin, Flachau: Doppelsieg für Veronika Velez-Zuzulova: Drei Tage nach ihrem Triumph im österreichischen Flachau hat die 31-Jährige aus der Slowakei auch den Slalom auf der gleichen Piste gewonnen. Ihren insgesamt vierten Weltcup-Sieg sicherte sich Velez-Zuzulova in 1:49,99 Minuten vor Frida Hansdotter aus Schweden (0,20 Sekunden zurück) und Petra Vlhova (Slowakei/0,53).

Die deutschen Läuferinnen spielten dagegen mit Ausnahme von Elisabeth Willibald (Jachenau) wieder einmal nur eine Nebenrolle. Die 19 Jahre alte Willibald überraschte auf Rang 15 (2,65 zurück) als beste Deutsche und holte erstmals in ihrer jungen Karriere Weltcup-Punkte. Christina Geiger (Oberstdorf/2,97) auf Rang 19 und Lena Dürr (Germering/3,18) als 21. enttäuschten dagegen und fielen nach dem ersten Durchgang noch zurück. Susanne Weinbuchner aus Lenggries (4,40) belegte den 29. Platz, fuhr aber immerhin zum zweiten Mal in die Punkte. Barbara Wirth (Lenggries/2,73) als 34. und Maren Wiesler (Münstertal/4,47), die sich einen groben Fahrfehler leistete und nur Rang 57 erreichte, hatten das Finale nicht erreicht.

Am Sonntag steht bei den Frauen in Flachau ein Riesenslalom auf dem Programm, bei dem sich Viktoria Rebensburg (Kreuth) Chancen ausrechnet.

Biathlon-Staffel, Ruhpolding: Wegen zu vieler Schießfehler hat die deutsche Männer-Staffel beim Biathlon-Weltcup in Ruhpolding einen Podestplatz verpasst. Erik Lesser, Johannes Kühn, Arnd Peiffer und Benedikt Doll erreichten am Freitag nach 4 x 7,5 Kilometern Rang fünf. Nach drei Strafrunden und neun Nachladern lag der Staffel-Weltmeister 1:51,4 Minuten hinter den siegreichen Norwegern zurück. Vor 13 500 Zuschauern wurde Olympiasieger Russland Zweiter vor Österreich. Auch beim ersten Staffel-Rennen der Saison in Hochfilzen Mitte Dezember hatte es die deutsche Staffel auf Platz fünf geschafft.

"Platz fünf ist das Optimum, was heute noch möglich war, auch wenn wir uns einen Podestplatz vorgenommen haben", sagte Peiffer im ZDF. Lesser, der noch nicht die WM-Norm erfüllt hat, zeigte als Startläufer eine starke Leistung. Der Verfolgungs-Weltmeister war schnell in der Loipe und setzte nur den letzten Schuss daneben. Als Zweiter übergab er fast zeitgleich mit Lettland an Kühn. Der unerfahrene Kühn, der erst einmal in einer Weltcup-Staffel dabei war, machte Fehler. Nach dem Stehendschießen musste er gleich dreimal in die Strafrunde und fiel auf Rang 16 zurück.

Alle Chancen für Deutschland waren dahin. "Ich habe versucht, mich nicht extrem verunsichern zu lassen. Aber wenn du die Ersten nicht triffst, wird es hinten raus nicht einfacher", sagte Kühn im ZDF. Peiffer und Doll brachten das Team immerhin noch wieder deutlich nach vorn. Neben dem pausierenden Daniel Böhm traten die deutschen Skijäger auch weiterhin ohne Simon Schempp an. Deutschlands bester Biathlet will nach seiner Erkältung im Massenstart am Samstag wieder dabei sein.

Fußball, Fifa: Dietmar Hopp, Milliardär und Mäzen des Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim, hat sich für eine Abschaffung des Fußball-Weltverbandes ausgesprochen. "Man hätte die Fifa schon damals, vor der Vergabe der WM 2006, entlarven müssen. Ich hoffe aber, dass die Enthüllungen nun zum allerletzten Schritt führen, die Fifa aufzulösen", sagte der SAP-Gründer in einem Interview mit allianzdeutschland.de.

Der 75-Jährige sprach sich dafür aus, "eine völlig neue Dachorganisation für den Fußball" zu gründen: "Mit Leuten, die sauber sind. Dann hätte das alles noch etwas Gutes. Und egal, wie das für den Franz (Beckenbauer, d. Red.) ausgeht - für mich bleibt er ein ausgesprochen lieber Freund!" Die Enthüllungen um die Vergabe der WM 2006 stufte Hopp als "höchst bedauerlich" ein: "Ich schätze Franz Beckenbauer sehr und weiß, dass er ein selbstloser Mensch ist. Der Ursprung des ganzen Übels ist die Fifa. Da wurde offenbar eine Kultur gepflegt, die Bestechung intern legalisiert hatte."

Fußball, Verletzung: Rutschpartie mit unglücklichem Ende: Fußball-Profi Tobias Levels hat sich bei einer Eishockey-Einheit des Bundesligisten FC Ingolstadt am Donnerstag eine Verletzung am Sprunggelenk zugezogen und fällt wohl für den Rückrundenauftakt der Schanzer aus. Über die Schwere der Verletzung sollte eine Untersuchung am Freitag Aufschluss geben. Dass Levels, der die Halle auf Krücken verließ, das erste Spiel nach der Winterpause am 23. Januar gegen den FSV Mainz 05 verpassen wird, gilt jedoch als sicher. Der FCI ist neben dem 1. FC Köln der einzige Bundesligist, der auf ein Trainingslager verzichtet hat. Stattdessen schickte Trainer Ralph Hasenhüttl seine Spieler bereits zum Langlaufen nach Seefeld/Tirol oder zum Fahrsicherheitstraining auf Schnee und Eis - und jetzt zum Eishockey mit den Profis des DEL-Klubs ERC Ingolstadt in die Saturn-Arena.

"Die Jungs haben danach gelechzt, mal etwas anderes zu machen. Da bot sich so eine Einheit mit unserem Partnerklub an", sagte Hasenhüttl dem Donaukurier. Auch der Coach selbst mischte mit. Nach einigen vergebenen Chancen flachste der 48 Jahre alte Österreicher: "Ich bin schon genauso blind wie meine Stürmer."

Fußball, Bundesliga: Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat die Bundesligisten Schalke 04 und Bayern München wegen unsportlichen Verhaltens ihrer Anhänger zu Geldstrafen verurteilt. Die Schalker müssen wegen Becherwürfen auf Bayer Leverkusens Hakan Calhanoglu und den Schiedsrichter-Assistenten beim Auswärtsspiel im November 10.000 Euro zahlen. Der Rekordmeister wird mit 5000 Euro zur Kasse gebeten, weil ein Flitzer gegen Hertha BSC auf das Spielfeld gelaufen war, um Thomas Müller zu umarmen. Die Vereine haben den Urteilen zugestimmt. Sie sind damit rechtskräftig.

Tennis, Australian Open: Die Stimmungslage nach der Auslosung für die am Montag beginnenden Australian Open in Melbourne (bis 31. Januar) konnte bei den deutschen Tennisprofis unterschiedlicher kaum sein. Im Linkshänderinnen-Duell trifft die an Position sieben gesetzte Kerber zum Auftakt des ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres auf die nur 1,59 Meter große Japanerin Misaki Doi (WTA-Nr. 65). Die Kielerin, die am Montag 28 Jahre alt wird und 2015 in Down Under in der ersten Runde gescheitert war, hatte vor knapp einer Woche bei ihrer Melbourne-Generalprobe überzeugt und erst im Finale von Brisbane gegen Wiktoria Asarenka verloren.

Mit der formstarken Weißrussin, die die Australian Open bereits zweimal gewann, könnte es Kerber im Viertelfinale des mit 28,38 Millionen Euro dotierten Majors zu tun bekommen. "Ich fühle mich fit und bin bereit", sagte die deutsche Nummer eins, die am Freitag gleich zwei Übungseinheiten einlegte. Unter anderem trainierte Kerber mit ihrer Fed-Cup-Kollegin Andrea Petkovic. Die Weltranglisten-24. aus Darmstadt ist zum Auftakt gegen Elisaweta Kulitschkowa (Russland/WTA-Nr. 108) hohe Favoritin. Die Berlinerin Sabine Lisicki trifft auf die Tschechin Petra Cetkovska (WTA-Nr. 131). "Insgesamt ist es eine vermeintlich gute Auslosung", sagte Bundestrainerin Barbara Rittner.

Bei den Männern wartet auf die deutsche Tennis-Hoffnung Alexander Zverev in der ersten Runde gleich eine Herkulesaufgabe: Der 18-Jährige aus Hamburg fordert den Weltranglistenzweiten und Davis-Cup-Sieger Andy Murray (Großbritannien) heraus. Ähnlich schwer wird es vermutlich für die deutsche Nummer eins Philipp Kohlschreiber (Augsburg), der gegen den ehemaligen US-Open-Finalisten Kei Nishikori (Japan/ATP-Nr. 7) spielt.

Insgesamt stehen vor dem Abschluss der Qualifikation am Samstag 13 deutsche Profis im Hauptfeld der "Aussie Open" - zehn Frauen und drei Männer. Drei weitere DTB-Starter könnten noch dazu kommen.

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