Biathlon:Björndalen lüftet ein offenes Geheimnis

Medal Ceremony - Winter Olympics Day 2

Das achte Olympia-Gold: Ole Einar Björndalen 2014 in Sotschi.

(Foto: Quinn Rooney/Getty)

Mit 42 Jahren vom Leistungssport zurücktreten? Nicht mit Ole Einar Björndalen. Der Biathlet hängt noch zwei Jahre dran - und er wird Vater.

Von Volker Kreisl

Das Erstaunliche an dieser Pressekonferenz in Oslo am 5. April 2016 war die allgemeine Routine. Das Außergewöhnliche an diesem Ereignis war, dass es nicht außergewöhnlich war. Die Reporter hatten unaufgeregt Platz genommen und dann, wenn überhaupt, ein paar Worte mitgeschrieben, als handele es sich um eine Fußballer-Vertragsverlängerung. Björndalen macht weiter? Was sonst.

Den Status muss man erst mal erreichen als Sportler. Dass man mit 42 Jahren, nach 23 Wintern in einem Ausdauersport noch zwei Jahre anhängt, und zwar als Medaillenkandidat, und dann ist dies keine Überraschung, sondern es wird erwartet.

Ole Einar Björndalen, der Biathlon-Seriensieger aus Norwegen, verlängert also die Laufbahn und trainiert auf einen neuen Höhepunkt hin: die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang in Südkorea. "Es fühlt sich gut an", sagt er. Björndalen wird im Februar 2018 44 Jahre alt sein, aber wie es gerade aussieht, hat er berechtigte Hoffnungen, dann seine Position als bester Wintersportler mit einer weiteren Medaille auszubauen. Kennt man seinen Ehrgeiz und seine Ausdauer, hat man erlebt, wie er neulich bei der Heim-WM in Oslo aufgeblüht war und mit vier Medaillen knapp hinter dem Franzosen Martin Fourcade auftrumpfte, weiß man schließlich, dass es im Leben des Ole Einar Björndalen nicht wirklich etwas anderes gibt als Biathlon - dann war seine Verlängerung nur logisch.

Obwohl - es gibt jetzt doch noch etwas anderes in Björndalens Leben. Etwas wirklich Überraschendes, aber auch das stört nicht, im Gegenteil, es fügt sich in den Plan. Es würde jedem 42-Jährigen gehörigen Schwung verleihen, und so ist es auch bei Björndalen. Er wird im Oktober Vater.

Schon seit einem Jahr war es unter Reportern ein offenes, unter norwegischen Reportern ein sehr offenes Geheimnis, dass Björndalen mit Daria Domratschewa liiert ist. Die Olympiasiegerin aus Weißrussland ist die beste Biathletin dieser Zeit, sie musste aber wegen Pfeifferschen Drüsenfiebers in dieser Saison pausieren. Auch Björndalen hatte damals, in etwa zur gleichen Zeit, einen fiebrigen Infekt. Doch er und Domratschewa ließen ein Jahr lang konsequent alle Paar-Fragen unbeantwortet - bis Dienstag. Da erklärte Björndalen etwas gewunden, die Beziehung habe sich "in letzter Zeit ein wenig weiterentwickelt. Wir sind jetzt so weit, dass wir ein Paar sind und ein Kind haben werden".

Mit 28 schien er auf dem Höhepunkt zu sein

Auch das ist ein später großer Anfang im Leben, und möglicherweise liegt darin der Schlüssel zum dauernden Erfolg des Biathleten Björndalen. Als er 22 war, hatte er in Antholz seinen ersten von 94 Einzelsiegen im Weltcup geholt. Als er 24 war, errang er den ersten von acht Olympiasiegen, 1998 in Nagano. Mit 28 schien er auf dem Höhepunkt zu sein, mit dem Gold-Quadruple bei Olympia in Salt Lake City. Björndalen erfand neue Ausrüstungsdetails, Trainingsvarianten und Wettkampftricks.

Als Mittdreißiger überstand er dank seines Ehrgeizes Dürrephasen wie die enttäuschenden Spiele 2006 (nur zweimal Silber und einmal Bronze) oder den Sommer 2011, in dem er sich beim Holzhacken verhoben hatte und an Rückenschmerzen litt. Dann wurde er 2014 noch einmal Einzel-Olympiasieger - wegen seiner Erfahrung, also weil er so alt war. Und jetzt macht er immer weiter, weil er wieder jung wird.

"Ich bin motiviert wie als 20-Jähriger", schäumte Björndalen in Oslo über. Es geht somit von vorne los: Nach Pyeongchang böte sich Peking 2022 an und danach vielleicht wieder Olympia in Norwegen, aber nein, irgendwann muss auch für Björndalen Schluss sein. Obwohl, das hatte man ihm auch damals schon prophezeit, als alle seine Altersgenossen aufhörten, vor langer, langer Zeit.

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