Biathlon bei Olympia:Herzchen für Xenia und Ole Einar

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Die Eheleute Domratschewa aus Weißrussland und Björndalen aus Norwegen präsentieren nach der Siegerehrung ihre Medaillen - das war 2017 bei der Biathlon-WM. (Foto: dpa)
  • Darja Domratschewa gewinnt bei Olympia noch einmal Silber im Biathlon.
  • Ihr Mann Ole Einar Björndalen hat als Biathlet ebenfalls alles gewonnen.
  • Gemeinsam sind sie eines der erfolgreichsten Sportler-Ehepaare überhaupt - auch wenn er diesmal nicht mehr als Aktiver bei Olympia dabei ist.

Von Saskia Aleythe, Pyeongchang

Die Siegerehrung in Pyeongchang ist eine Tigerehrung: Wann immer ein Athlet das Podium nach einem Rennen betritt, wird ihm das Maskottchen dieser Spiele überreicht. Darja Domratschewa hat das etwa erlebt, bei ihrem Silbererfolg im Massenstart und auch gleich jemanden gefunden, der ihr das Kuscheltier abnahm: Als die Weißrussin bei der Pressekonferenz erzählte, wie schwer diese Spiele für sie gestartet waren, saß ihr Mann Ole Einar Björndalen ein paar Reihen weiter hinten mit dem Plüschvieh in den Händen, er selber in eine orangene Daunenjacke gepresst, die Kapuze über den Ohren. Ist ja zugig im Pressezelt.

Noch vor einem Jahr bei der WM in Hochfilzen waren beide am gleichen Tag zu Medaillengewinnern geworden, was damals schon eine erstaunliche Geschichte war: Domratschewa hatte erst vier Monate nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Silber in der Verfolgung gewonnen und Björndalen, ja gut: Der war mit 43 Jahren tatsächlich nochmal zu Bronze gekommen, es war seine 45. WM-Medaille. Ja, 45!

Liebend gerne hätten sie das nun in Pyeongchang wiederholt, gemeinsam um Titel in ihrem Sport gekämpft, aber die Sache ist die: Björndalen ist nicht mehr als Athlet dabei, während Domratschewa ihre insgesamt fünfte Olympiamedaille gewonnen hat. "Er unterstützt mich, wo er kann", sagt Domratschewa. "Ich habe gar nichts getan", sagt Björndalen.

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Das Frauen-Biathlon hat Domratschewa eine Zeit lang dominiert, man muss sich nur mal die Spiele von Sotschi ins Gedächtnis rufen: Da reiste sie als dreifache Goldgewinnerin ab, war so furchteinflößend wie heute Laura Dahlmeier. Auch den Gesamtweltcup hat sie dann 2015 gewonnen, im Sommer setzte sie Pfeiffersches Drüsenfieber außer Gefecht, im Folgejahr wurde sie schwanger und erlebte schließlich bei der WM im vergangenen Jahr eine kleine Wiederauferstehung.

Die Tochter war natürlich dabei und schlief bei Björndalen und Domratschewa im Hotelzimmer. "Sie wacht nur auf, wenn sie Hunger hat - normal für ein Baby", fand Domratschewa damals, und überhaupt: "Wenn du nach Hause kommst und dein Kind dich anlächelt, ist die ganze Erschöpfung sofort verflogen."

Am Samstagabend malte Domratschewa mit den Fingern Herzchen in die Luft für die Kameras, dass ihre Tochter Xenia heißt, hatte sich bis zum Stadionsprecher in Südkorea rumgesprochen. Im Massenstart musste sie sich nur Anastasiya Kuzmina geschlagen geben, was eine Versöhnung war für bisher durchwachsene Spiele. Im Sprint noch Neunte, in der Verfolgung 37. mit sechs Fehlern, auch im Einzel nur auf Rang 26 - es sah nicht danach aus, dass ihr noch ein Happy End gelingen würde.

"Es war ein so hoher Druck, weil es jetzt das letzte Einzelrennen bei Olympia war, in dem noch eine Medaille möglich war", sagte Domratschewa, "aber Ole war in meiner Nähe und hat geholfen, die schwierigen Situationen leichter zu machen". Der Erfolg war freilich ihr eigener, Domratschewa führte ja schon ein beeindruckendes Sportlereinnenleben, als die beiden noch kein Paar waren. Aber sich ein paar Ratschläge geben lassen vom erfolgreichsten Biathleten, schadet ja nicht. "Er ist öfter im Wachstruck und tüftelt mit den Technikern an den Skiern", sagte Domratschewa, "heute hat er mich auch an der Strecke unterstützt".

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Es ist eine Assistentenrolle, mit der sich Björndalen erst anfreunden musste. "Ich wäre viel lieber hier gelaufen", sagte er in seiner orangenen Jacke im Pressezelt, als Domratschewa vorne auf dem Podium ihre Medaille erklärte. Doch die Norm für Olympia hatte er verpasst, es wären seine siebten Spiele seit 1994 gewesen, doch die Jugend im norwegischen Team ist mittlerweile an ihm vorbeigezogen. Der weißrussische Verband hat ihm schließlich eine Akkreditierung besorgt, er ist nun als Betreuer seiner Frau im Team. "Ich bin traurig, dass er hier nicht selber teilnehmen kann", sagte Domratschewa noch, "aber das ist das Leben, das ist Sport".

Und so ein bisschen mehr Freizeit bringt dann ja auch angenehme Seiten mit sich: Björndalen hat jetzt endlich auch Zeit, Olympia nicht nur mit der Biathlon-Brille zu erleben. "Ich bin Sportfanatiker und gucke mir viel an", sagte er am Samstagabend in Pyeongchang, Langlauf vor allem. Dann stand er auf und verschwand mit der Silbergewinnerin Darja Domratschewa in die Nacht.

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