Betrug im Sport:Meldonium-Strafe gelockert

Die Welt-Anti-Doping-Agentur will bei geringfügigen Mengen die Suspendierung aussetzen.

Nach den zahlreichen Dopingfällen auf die verbotene Substanz Meldonium öffnet die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) positiv getesteten Sportlern eine Hintertür. Demnach akzeptiert die Wada in Proben, die vor dem 1. März 2016 genommen wurden, eine Konzentration von bis zu einem Mikrogramm pro Milliliter. Hintergrund ist die Tatsache, dass zumindest umstritten ist, wie schnell Meldonium im Körper abgebaut wird. Während Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel erklärt, Meldonium sei "selbst bei großzügiger Auslegung nach drei Tagen nicht mehr zu finden", halten andere die Abbauzeit für ungeklärt.

Deshalb könnten laut Wada Suspendierungen bei einer Dosis von einem Mikrogramm aufgehoben werden, wenn diese vor dem 1. März gefunden wurde. Denn dann sei denkbar, dass das Präparat noch vor dem 1. Januar 2016 genommen wurde, als es noch nicht auf der Dopingliste stand. Danach war es bei bis zu 140 Athleten, speziell aus dem russischen Raum, zu Positivtests gekommen. Auch Tennisspielerin Maria Scharapowa, die im Januar bei den Australian Open aufgeflogen war, könnte nun auf eine Rücknahme der Suspendierung hoffen. Wada-Präsident Craig Reedie sprach allerdings nur vom "Versuch einer Klärung", die Maßnahme sei nicht als "Amnestie" auszulegen.

Während in Russland die Wada-Entscheidung am Mittwoch begrüßt wurde und Sportminister Mutko die Agentur für ihre "ausgewogene Entscheidung" lobte, reagierten Anti-Doping-Experten mit Unverständnis. Sörgel sagte, die Konzentration von einem Mikrogramm sei "willkürlich". Das zeige, dass man von Pharmakologie wenig versteht: "Es gab seit einiger Zeit wissenschaftliche Untersuchungen, die belegen, dass die Substanz nicht lange im Körper bleibt."

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