Berühmte Bundesliga-Pannen:Da lacht die Liga

Berlins Torwart Burchert beginnt seine Karriere mit zwei Kopfball-Vorlagen. Er folgt dem doppelten Halbzeit-Pfiff, dem doppelten Eigentor und Spielern wie "Pannen-Olli". Die schönsten Unfälle der Bundesliga.

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sascha burchert reuters

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Die Sonntagsspiele der Bundesliga kommen erst spätabends im Free-TV, weshalb sich so mancher Fußball-Fan schon in einem leicht dösenden Zustand befand, als er erstmals die Bilder zur Partie zwischen Berlin und Hamburg sah. Und deshalb konnte es manchem Fußball-Fan auch passieren, dass er zunächst gar nicht verstand, wie schnell hintereinander die Gäste aus Hamburg ihr zweites und ihr drittes Tor schossen. Da sah er also, wie Hertha-Torhüter Sascha Burchert einen langen Ball aus der Gefahrenzone köpfte und ein Hamburger Spieler diesen Ball im hohen Bogen über den Hertha-Torhüter ins Netz schoss; und dann sah er wieder, wie Hertha-Torhüter Sascha Burchert einen langen Ball aus der Gefahrenzone köpfte und ein Hamburger Spieler diesen Ball im hohen Bogen über den Hertha-Torhüter ins Netz schoss - und es gab bestimmt nicht wenige dösende Fußball-Fans, die das für eine Fernsehwiederholung hielten.

Dummerweise für die Hertha und Sascha Burchert war es aber keine Fernsehwiederholung. Binnen weniger Minuten erzielten David Jarolim und Zé Roberto zwei ziemlich ähnliche Treffer, was die Partie zu Gunsten des HSV entschied. Burchert kann sich wenigstens etwas trösten: Mit seiner doppelten unfreiwilligen Torvorlage reihte er sich in eine interessante Liste an Slapstick-Momenten der Bundesliga-Geschichte ein. Ein Überblick.

Texte: Johannes Aumüller, Carsten Eberts, Thomas Hummel, Andreas Thieme

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Zuraw getty

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Dariusz Zuraw / Hanno Balitsch

Letztlich wurde das Eigentor Dariusz Zuraw zugesprochen. Der Ball war von der Brust des Verteidigers ins Tor getropft, zum 1:2-Endstand im Spiel zwischen Hannover 96 und dem VfB Stuttgart. Doch wenn man davon ausgeht, dass Fußballspieler durch bloßes Wegschlagen eines Balles Tore verhindern können, wäre da auch noch Hanno Balitsch als Mit-Torschütze zu nennen. Und man kommt sehr schnell zum Schluss, dass dieses Eigentor am 14. April 2007 zwingend als Koproduktion gewertet werden muss.

Stuttgarts Mario Streller hatte den Ball in der 74. Minute über Hannovers herausstürzenden Torwart Robert Enke gelupft. Das Spielgerät war nicht schnell unterwegs, und Hannovers Anhang machte sich keine allzu großen Gedanken, zumal sich vor dem Tor noch zwei 96-Spieler aufhielten - Zuraw und Balitsch. Doch die standen sich im Weg und behinderten sich gegenseitig. Beide hätten den Ball wegschlagen können, beide taten es nicht. Und Zuraw war irgendwann so verdattert, dass er den Ball mit seiner Brust den entscheidenden Stoß gab. Doch ganz alleine Schuld hatte er nicht.

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ahlenfelder dpa

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Wolf-Dieter Ahlenfelder

Wenn der Gast in der Klubgaststätte des SV Werder Bremen einen "Ahlenfelder" bestellt, bekommt er angeblich immer noch ein Bier und einen Malteser Schnaps. Denn am 8. November 1975 waren einem gewissen Wolf-Dieter Ahlenfelder nach dem Genuss einiger alkoholhaltiger Getränke die Zeitdimensionen ein wenig entglitten, und der Schiedsrichter pfiff bei der Partie Werder Bremen gegen Hannover 96 bereits nach 32 Minuten zur Pause.

Was heute einen Riesen-Skandal verursachen würde, verwandelte den Mann aus Oberhausen zum "Kult-Schiedsrichter". Der Mann aus Oberhausen erklärte später: "Aus einem Bier sind irgendwann drei und dann sechs geworden, dabei hatte das mit Alkohol überhaupt nichts zu tun." Dem Reviersport gestand er: "Wie es sich für einen Ruhrgebietler gehört, habe ich mir mal einen genommen. Da habe ich keine Hemmungen, ich war kein Kind von Traurigkeit. Wenn ich sage, dass ich vor Bundesliga-Spielen Wasser und Fanta getrunken habe, wäre das eine Lüge. Ich habe mir ein Pilsken reingetan und der Fall war erledigt."

Im November 1975 übrigens, nach dem verfrühten Halbzeitpfiff, "fuchtelte mein Linienrichter mit der Fahne rum". Das beeindruckte dann auch einen Wolf-Dieter Ahlenfelder nach sechs Bier derartig, dass er per Schiedsrichterball weiterspielen ließ und die erste Hälfte erst 90 Sekunden vor ihrem regelkonformen Ende abpfiff.

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Hany Ramzy

Betzenberg, 26. September 1998: Die Regieanweisung für Schauspieler Hany Ramzy war eindeutig. "Du musst eine Verletzung vortäuschen, wir haben gerade Mist gebaut", sagte Otto Rehhagel. Der Trainer des deutschen Sensationsmeisters war sichtlich verdattert, dass er soeben mit dem Nigerianer Pascal Ojigwe einen vierten Nicht-Europäer eingewechselt hatte. Nun musste gehandelt werden, schnell - vielleicht merkt es ja keiner: Ramzy schlich noch eine Minute über das Spielfeld, stieg in einen Zweikampf ein, griff sich dann beherzt an den Oberschenkel und blieb erstmal liegen. Eindeutig, eine Zerrung: Der Ägypter (im Bild eine Szene aus einem Spiel 2002) musste runter.

Für ihn kam der Franke Harry Koch, und Ramzy ließ sich auf die Auswechselbank fallen. Dort wusste man längst Bescheid. Vor allem der junge Michael Ballack konnte sich an seinem 22. Geburtstag vor Lachen kaum halten. Ramzy selbst versteckte seinen Kopf sekundenlang unter dem Trikot, verbrachte die restliche Partie grinsend neben Ballack. Bemerkt wurde der Fauxpas von Offiziellen und Medien natürlich trotzdem. Nur gut, dass Gegner VfL Bochum die Partie ohnehin mit 3:2 gewann.

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Joachim Stadler

In den neunziger Jahren, als der Innenverteidiger noch ein Manndecker und raumorientiertes Verteidigen ein Fremdwort war, da galten Abwehrspieler selten als filigrane Techniker. Die Ausnahme dieser Regel konnte der Zuschauer am 9. November 1993 im Achtelfinale des DFB-Pokals zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Kaiserslautern (2:3) verfolgen. Wer nicht pünktlich eingeschalten hatte, verpasste einen großartigen Slapstick-Moment.

Denn bereits in der ersten Minute produzierte Borussen-Manndecker Joachim Stadler ein Eigentor, als ein Lauterer Angreifer den Ball von rechts scharf in den Strafraum und knapp hinter Stadler passte. Der war mit seinem Standbein schon einen halben Schritt voraus, versuchte den Pass aber noch mit dem hinteren Bein abzufangen - was ihm auch gelang. Allerdings sprang ihm der Ball auf die Hacke, und durch seine Vorwärtsbewegung beförderte er ihn aus zirka 15 Metern über seinen erstaunten Torhüter Uwe Kamps hinweg ins Tor.

Fortan war der unglaublich geknickte Stadler zu nichts mehr zu gebrauchen und wurde nach hämischen Rufen des Publikums in der 23. Minute von Trainer Bernd Krauss erlöst. In der nächsten Saison durfte er dann aber jubeln: Mönchengladbach wurde mit einem 3:0 über den VfL Wolfsburg DFB-Pokalsieger. Stadler wurde in der 88. Minute eingewechselt. Da konnte ja nichts mehr schiefgehen.

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Sebastian Langkamp

"Das war keine Absicht", versicherte er nach dem Spiel verschmitzt grinsend in unzählige Fernsehkameras. Keine 20 Minuten war es her, da hatte der Karlsruher Nachwuchs-Verteidiger Sebastian Langkamp den Ball mit einer fulminanten Grätsche in Höhe des Mittelkreises mitten ins Leverkusener Tor geschlagen - der Höhepunkt der Partie und nun scharten sich die Reporter um ihn.

Eigentlich wollte er den Ball ja nur vor seinem Gegenspieler erwischen, sagte Langkamp. An Freund und Feind vorbei flog die Kugel aber aus gut 40 Metern hinweg über René Adler zum 1:0, von dem sich Leverkusen an diesem 29. Spieltag der Saison 2008/09 nicht mehr erholte. Langkamp avancierte durch seinen ungewollten Kunststoß zum Helden des Tages, denn in Karlsruhe keimte kurz vor Saisonende noch einmal Hoffnung im Abstiegskampf auf. Am Ende stiegen sie dennoch ab, und Langkamp grätscht mittlerweile in der zweiten Liga.

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Oliver Reck

Torhüter, die den Vornamen Oliver tragen, neigen dazu, zu einem famosen Spitznamen zu kommen. Oliver Kahn war wahlweise der Titan, der Karate-Kahn oder der King Kahn - oder einfach nur der Super-Olli. Oliver Reck hingegen war immer nur der Pannen-Olli. Ohne eine zu große fachliche Diskussion über die Qualitäten der Torhüter-Ollis eröffnen zu wollen - der Niveauunterschied zwischen Kahn und Reck war nie so groß, wie es die Präfixe signalisieren.

Oliver Reck hatte viele tolle Szenen und wurde nicht von ungefähr zweimal deutscher Meister und einmal Europapokalsieger. Aber ihm unterlief eben manche Aktion, die ihm zu seinem Spitznamen verhalf. Vor allem jene vom 30. November 1991, als er beim 4:3-Sieg seines SV Werder beim FC Bayern München peinlich ziellos durch den Strafraum irrte, bis der Ball von seinem Kopf ins eigene Tor fiel.

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Tomislav Piplica

Zuspruch bekam der Unglückselige sogar vom gegnerischen Trainer. "Fakt ist, er hat über viele Wochen richtig stark gehalten", sagte Gladbachs Coach Hans Meyer und schaffte es sogar, in diesem Moment ernst zu gucken. Seine Worte nutzten jedoch weder der Cottbuser Mannschaft, die am 30. Spieltag der Saison 2001/02 einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen wollte, aber doch noch das 3:3 kassierte. Und schon gar nicht dem Protagonisten, Cottbus' Torwart Tomislav Piplica. Schon in der Sekunde, als er seinen Bock bemerkte, ließ er sich fassungslos ins Tornetz fallen. Einfach weg sein, versinken - mehr wollte er nicht.

Natürlich hatte Piplica den abgefälschten Schuss von Gladbachs Einwechselspieler Marcel Witeczeck kommen sehen. Eigentlich war es nur eine harmlose Bogenlampe, auf dem besten Weg, sich von oben auf die Cottbuser Latte zu senken. Doch der Ball sank schneller, klatschte auf den Hinterkopf des Torwarts und flog von da ins Netz. Und Piplica - er blieb einfach stehen. Noch nie hat sich ein Fußballer durch bloßes Nichtstun so schnell im Stammtisch-Stakkato verewigt. Weißt du noch? Piplica! Der sagte nur: "Es ist meine Schuld. Ich habe gedacht, der Ball fällt auf die Latte."

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Bernd Meier

Werner Lorant war als Trainer ja immer bekannt für seine emotionalen Attacken. Wenn es laut wurde, hatte er vornehmlich Gegner im Visier, die eigenen Leute servierte er schon mal leise ab. Zum Beispiel seinen Torwart beim TSV 1860 München, Bernd Meier, nach dessen unvergessenem Derby-Aussetzer 1998.

Für Sechzig waren Duelle mit dem FC Bayern zumeist Stunden der Leiden. Doch so ausgelacht wie an diesem 10. April 1998 wurden die Blauen von den Roten selten. Kurz vor der Pause, Bayern führte 1:0 und drängte weiter, fing Meier einen Pass ab. Verteidiger wie Angreifer trotteten aus dem Strafraum, nur Bayern-Stürmer Carsten Jancker trudelte noch aus - und blieb einfach hinter Meier stehen.

Meier wollte wohl die Gemüter kühlen, er wollte seinen Vorderleuten eine Verschnaufpause gönnen, und weil auch ein Torwart nicht ewig den Ball in der Hand halten darf, rollte er ihn vor sich auf den Boden. Nach hinten blickte Meier nicht. Jancker kam für ihn aus dem Nichts, der nahm sich den Ball und schoss das 2:0 ins leere Meier-Tor. Das Spiel endete 3:1 für Bayern - es war das letzte Spiel für Bernd Meier unter Lorant und bei 1860 München.

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Nikolce Noveski

Im doppelten Sinn brauchte Nikolce Noveski (links, in gebückter Haltung) nur drei Minuten. Bitter genug, dass er seine Mainzer gegen Eintracht Frankfurt am zwölften Spieltag der Saison 2004/05 schon nach drei Minuten mit einem Brust-Eigentor in Rückstand brachte. So was passiert, abgehakt. Dass der Mazedonier nur 132 Sekunden später, in Spielminute sechs, seinen Torhüter Dimo Wache allerdings schon wieder zum Ballholen schickte, ist an Kuriosität nur schwer zu überbieten.

Zwei Eigentore in einem Bundesligaspiel waren kein Novum, das gelang auch schon Dieter Bast (VfL Bochum), Dieter Pulter (1. FC Kaiserslautern), Gerd Zimmermann (Fortuna Köln) und dem Dänen Per Røntved (Werder Bremen). Doch zwei Eigentore innerhalb von drei Minuten, das schaffte nur Noveski. Auch der dritte Treffer der Partie gelang Noveski. Und man staune: diesmal ins Tor von Eintracht Frankfurt. "Immerhin war es mein erster Hattrick", sagte er nach dem Spiel. Die Partie endete, zur Freude von Noveski, 2:2.

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