Bernd Schuster beim VfL Wolfsburg:Neue Chance in der ungeliebten Liga

Bernd Schuster

Wohl zurück in die Bundesliga: Bernd Schuster.

(Foto: dpa)

Mit Manager Klaus Allofs wurde Bernd Schuster einst Europameister, auch mit Aufsichtsratschef Garcia Sanz ist er befreundet. Jetzt soll der "Blonde Engel" den VfL Wolfsburg als Trainer nach Europa führen. In Deutschland hatte er bisher noch wenig Erfolg.

Von Jörg Marwedel

Das erste offizielle Zeichen kam am Donnerstagmorgen von Lorenz-Günther Köstner. Der Interimstrainer des VfL Wolfsburg berichtete nach einem Gespräch mit dem neuen Sportdirektor Klaus Allofs: "Seit heute früh herrschen klare Verhältnisse." Das bedeutete: Es kommt ein neuer Trainer. Und er heißt: Bernd Schuster. Der 60-jährige Franke Köstner, der am Abend zuvor den Klub noch dank eines 2:1-Siegtors in der 90. Minute gegen Bayer Leverkusen ins Viertelfinale des DFB-Pokals geführt hatte, hat sich danach "von jedem einzelnen Spieler verabschiedet". Er kehrt zurück zur zweiten Mannschaft des VfL, die in der Regionalliga Nord auf Tabellenplatz vier liegt.

Am Mittwochabend hatte Köstner mit feuchten Augen schon eine Art Fazit seiner knapp achtwöchigen Zeit als Cheftrainer gezogen: "Wir haben wieder ein Fundament gelegt", sagte er - und bedankte sich für das zwischenzeitliche Vertrauen in seine Arbeit. Doch Köstner hat eben keinen so genannten "großen Namen", und große Namen als Anführer für ihre Fußballer schätzt die VW-Tochter VfL Wolfsburg.

Bernd Schuster, 53, war 1980 als Spieler Europameister, er spielte für die großen Drei im spanischen Fußball - FC Barcelona, Real Madrid und Atlético Madrid - und er führte Real später auch als Trainer zur Meisterschaft, 2008. Jetzt ist offenbar alles klar mit Wolfsburg -Allofs wollte zwar am Donnerstag zunächst noch keinen Vollzug melden, bestätigte aber, Schuster sei ein "heißer Kandidat". Sobald letzte Details geklärt sind, übernimmt Schuster den VfL zumindest nicht mehr auf Platz 18, wie Köstner. Der etwas kauzig wirkende Übergangstrainer hatte eine total verunsicherte Mannschaft vom Trainer-Manager Felix Magath geerbt. Inzwischen liegt der VfL immerhin mit sieben Punkten Abstand bis zum Relegationsplatz auf Rang 15 - und kann noch den Pokal gewinnen.

Schuster unterschreibt wohl einen Vertrag bis 2015. Das wird besonders in Bremen für Erleichterung sorgen. Denn auch Thomas Schaaf ist ja ein großer Name in der Bundesliga, und bis in den Werder-Aufsichtsrat hinein wurde befürchtet, der alte Werder-Manager Allofs werde bald seinen kongenialen Partner nachholen in die Autostadt. Nun aber hat Allofs auch in diesem Punkt einstweilen einen Schlussstrich gezogen unter das Kapitel Bremen.

Seit 2011 arbeitslos

Geholfen hat ihm bei seiner ersten Trainer-Verpflichtung beim VfL Aufsichtsratschef Javier Garcia Sanz. Der Spanier, der schon im Skiurlaub mit Schuster abgelichtet wurde, gilt als Freund des früheren deutschen Nationalspielers, der ab 1980 rund 20 Jahre in Spanien lebte. Schon zweimal hatte der VfL mit Schuster verhandelt - einmal 2005, einmal 2010.

Schuster selbst hatte seine Rückkehr nach Deutschland medial vorbereitet. Er ließ sich unter anderem vom TV-Sender Kabel 1 als Europa-League-Experte anheuern und versicherte vor Millionenpublikum, wie interessant die Bundesliga wieder für ihn sei, man könne ihn gerne anrufen. Schon als Magath im Oktober entlassen wurde, ließ Schuster verlauten: "Der VfL Wolfsburg ist ein interessanter Klub." Vor allem, klar, wegen der finanziellen Möglichkeiten. Wie Magath, der frühere englische Nationalcoach McClaren (der 2010/2011 ein siebenmonatiges Gastspiel gab) oder die Manager Dieter Hoeneß und Allofs zählt auch Schuster künftig zu den Spitzenverdienern derer, die im deutschen Fußball sportliche Verantwortung tragen.

Gleichwohl ist Allofs die Entscheidung "nicht leicht gefallen", wie er sagte. Einerseits, weil er Köstner schätzt - ihm aber nicht zutraute, "mit dieser Mannschaft in eine andere Richtung zu gehen". Andererseits hat sein früherer Nationalelf-Kollege Schuster zwar in Spanien mit dem kleinen FC Getafe ein bisschen und mit Real größeren Erfolg gehabt (allerdings nicht in der Champions League) - nicht aber bei seinen anderen Stationen.

Seit seiner Entlassung bei Besiktas Istanbul im März 2011 war Schuster als Trainer arbeitslos. Bei seinen ersten Versuchen mit deutschen Klubs zwischen 1997 und 1999 lief es ebenfalls recht bescheiden. Nach seinem Einstieg bei Fortuna Köln verpasste er anschließend mit dem 1.FC Köln den angestrebten Wiederaufstieg in die erste Liga.

Gleichwohl ist der früher als schwierig und schroff geltende, inzwischen aber verbindlichere Schuster mit großem Fußballverstand ausgestattet. Es habe "keinen Sinn gemacht, noch ein halbes Jahr zu warten", sagte Allofs zur Neuausrichtung, die das alte Ziel hat: Wolfsburg endlich dauerhaft in europäischen Wettbewerben zu etablieren. Man müsse "jetzt die Weichen stellen und den Moment nutzen", so Allofs. Einerseits möchte der Geschäftsführer mit Schuster "einen erfolgreichen, offensiven und organisierten Fußball spielen". Ebenso wichtig sei es aber, endlich "Struktur und Ruhe in den Verein zu kriegen".

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