Transfer:Leno geht nach London als Nummer eins

Bernd Leno

Bernd Leno: Gilt künftig als Engländer

(Foto: dpa)
  • Torwart Bernd Leno unterschreibt einen Fünfjahresvertrag beim FC Arsenal.
  • Leno war von Joachim Löw vor der WM aus dem Kader gestrichen worden.
  • Der FC Arsenal war nicht der einzige Klub, der ihn auf dem Radar hatte.

Von Matthias Schmid

Die erste Begegnung mit Petr Cech ist Bernd Leno als sehr herzlich in Erinnerung geblieben, aber zugleich auch als ziemlich surreal. Vor fast sieben Jahren traf er den tschechischen Torhüter bei einem Champions-League-Spiel zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Chelsea. Leno, damals 19 Jahre jung, sprach anschließend voller Ehrfurcht und Bewunderung über sein erstes Spiel im höchsten europäischen Klubwettbewerb. Über sein Vorbild und all die anderen Spieler in der gegnerischen Mannschaft wie Frank Lampard, Nicolas Anelka und Fernando Torres, denen er bis dahin nur auf der Playstation begegnet war. "Cech kannte sogar meinen Namen und hat mir auf Deutsch viel Glück gewünscht", hat Leno später in einem Interview verblüfft festgestellt.

Der 26-Jährige aus dem württembergischen Bietigheim-Bissingen hat sich allerdings danach selbst einen viel beachteten Namen im europäischen Klubfußball erworben. Er hat sogar in den vergangenen Jahren so gut und kunstvoll die Bälle abgewehrt, dass ihm nun der FC Arsenal nach übereinstimmenden Medienberichten einen Fünfjahresvertrag vorlegte, den Leno am Dienstag nach der obligatorischen Gesundheitsüberprüfung unterschrieb. Es kann also gut sein, dass er und Petr Cech sich wieder begegnen werden, als Kollegen im täglichen Training. Die Arbeitspapiere des 36-Jährigen enden im Sommer 2019, seit 2015 läuft er für den 13-maligen englischen Meister auf. Die Frage, die sie sich nun in England stellen, ist, ob sich der hochdekorierte Cech die Degradierung antun wird. Der neue Arsenal-Trainer Unai Emery jedenfalls, der den Job von Arsène Wenger übernommen hat, soll sich auf den Deutschen als neue Nummer eins festgelegt haben.

Leno gehört neben Manuel Neuer, Marc-André ter Stegen und Kevin Trapp zu den Torhütern Made in Germany, die überall in Europa geschätzt werden. Der FC Arsenal war nicht der einzige Klub, der ihn auf dem Radar hatte. Leno hatte schon vor einiger Zeit angedeutet, dass er Bayer Leverkusen in diesem Sommer verlassen wolle, eine entsprechende Ausstiegsklausel war in seinem noch bis Sommer 2020 gültigen Vertrag vorgesehen. Die Frist lief Ende Mai allerdings ab, ohne dass Bayer ein offizielles Angebot vorliegen gehabt hätte. Doch nachdem der Bundesligist in dem Frankfurter Lukas Hradecky bereits einen neuen Torwart an sich gebunden hat, galt der Abschied von Leno aus Leverkusen nach 233 Bundesligaspielen als sicher. Er soll nun 25 Millionen Euro Ablöse kosten.

Ohne Bundesliga-Erfahrung kam er einst nach Leverkusen

Im August 2011 hatte Bayer Leno vom VfB Stuttgart zunächst ausgeliehen und später für acht Millionen Euro gekauft. Das war viel Geld für einen zweifellos hochbegabten, aber noch gänzlich unerfahrenen Torhüter - kein einziges Bundesligaspiel konnte er in seiner Vita vorweisen, als er ins Rheinland übersiedelte. Beim VfB war es wie so oft mit Spielern, die sie selbst für höhere Aufgaben ausgebildet haben: Die Verantwortlichen verkannten das Potenzial und trauten auch Leno nicht zu, Stammtorwart Sven Ulreich ernsthaft herauszufordern. Er habe sich vom damaligen Trainer Bruno Labbadia getäuscht gefühlt, erzählte Leno später; er war froh, als der Anruf der Leverkusener kam, die nach der Verletzung von René Adler nach einem Ersatz fahndeten. Doch Leno, das wurde schnell klar, war mehr als eine Übergangslösung, er spielte von Beginn an für sein Alter sehr abgeklärt, zeigte mitunter spektakuläre Reflexe und ließ sich nicht mehr aus dem Tor verdrängen.

Er galt neben ter Stegen als kommende Nummer eins in der Nationalmannschaft für die Zeit nach Manuel Neuer. Leno musste aber schon im vergangenen Jahr nach unglücklichen Auftritten im Nationaltrikot auch beim Confed Cup erkennen, dass der gleichaltrige ter Stegen vom FC Barcelona ihm sportlich enteilt ist.

Auch dieser Weltmeisterschaftssommer hatte mit einer großen Enttäuschung für Bernd Leno begonnen, als ihm Bundestrainer Joachim Löw im Trainingslager in Südtirol mitteilte, dass er ihn nicht mit zur WM nach Russland nehmen würde. Der Wechsel zum FC Arsenal und die damit verbundene Wertschätzung dürfte die Ausbootung nun ein wenig erträglicher für ihn machen.

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