Berliner Olympiastadion:Leichtathleten fürchten Berliner Stadionpläne

Olympiastadion in Berlin

Olympiastadion in Berlin: Neue Pläne hätten weitreichende Konsequenzen für die Leichtathletik in Deutschland

(Foto: dpa)
  • Das Berliner Olympiastadion ist zurzeit das einzige Stadion in Deutschland, das eine sogenannte Class-1-Zertifizierung des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF mit sich führt und damit für eine WM oder Olympische Spiele in Frage käme.
  • Das Land Berlin und Hertha BSC planen aber die Umwandlung in eine reine Fußballarena.
  • DLV-Präsident Prokop kritisiert die Pläne und bangt um die Konsequenzen für seinen Sport.

Von Javier Cáceres und Johannes Knuth

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hat die Pläne des Landes Berlin und von Hertha BSC kritisiert, das Berliner Olympiastadion in eine reine Fußball-Arena umzubauen. Sollte die Leichtathletik-Laufbahn herausgerissen werden, würde sich "Berlin und damit wohl auch Deutschland endgültig von Olympischen Spielen und Leichtathletik-Weltmeisterschaften verabschieden", sagte DLV-Präsident Prokop am Sonntag der Süddeutschen Zeitung.

Die Folgen wären deshalb nicht nur auf Berlin beschränkt, weil das Berliner Olympiastadion zurzeit das einzige Stadion in Deutschland ist, das eine sogenannte Class-1-Zertifizierung des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF mit sich führt. Diese Klassifizierung ist die Voraussetzung für die Bewerbung um Leichtathletik-Weltmeisterschaften, die von der IAAF vergeben werden. Zahlreiche andere WM-taugliche Stadien sind in Deutschland zuletzt in reine Fußballarenen umgewandelt worden, das Stuttgarter Stadion zum Beispiel, Gaststätte der Leichtathletik-WM 1993.

Hertha hatte Ende März angekündigt, ab 2025 in einer eigenen Fußball-Arena spielen zu wollen. Als mögliche Standorte eines 55 000 Zuschauer fassenden Stadions gab es bisher zwei mögliche Standorte: der vom Klub favorisierte Berliner Olympia-Park und der Brandenburg-Park in Ludwigsfelde. Ein Umbau des Olympiastadions galt bis zuletzt als ausgeschlossen. Am Freitag teilten Hertha BSC und der Berliner Senat dann mit, dass eine Rekonstruktion des Stadions "tatsächlich möglich" sei. Innensenator Andreas Geisel (SPD) sprach von einer guten Nachricht für den Berliner Sport.

"Wir wurden in keiner Weise einbezogen"

Dem widersprach nun Prokop: "Dahinter müsste man schon ein Fragezeichen setzen", sagte er. "Wir wurden in keiner Weise einbezogen, das hätte ich mir schon gewünscht, da es uns unmittelbar betrifft." Prokop erklärte weiter, das Olympiastadion sei "auch ein internationales Symbol für Sportevents. Sollte es zu einer Spielsportarena eines Ballvereins degradiert werden, verliert das Stadion sehr an Bedeutung. Die Gefahr ist groß, dass Berlin sich von der internationalen Bühne verabschiedet und auf die nationale konzentriert."

Die keimenden Debatten um eine Modernisierung des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks verfolgt Prokop mit Skepsis. Die Renovierung des Jahnsportparks samt seiner Laufbahn sei zwar "seit vielen Jahren ein Thema", eine definitive Beschlusslage gebe es aber nicht. So oder so würde das Stadion kaum für internationale Wettbewerbe taugen. Als einziger Standort für internationale Leichtathletik-Großveranstaltungen bliebe demnach Nürnberg übrig, das aber nur EM-tauglich wäre - "möglicherweise mit Abstrichen", sagte Prokop. Er könne sich auch vorstellen, dass die Berliner Umbaupläne sich noch einem etwaigen Bürgerbegehren stellen müssten, das wegen der hohen Kosten ins Spiel kommen könnte.

Berlins Bürgermeister Michel Müller richtete aus, dass ein Umbau "nicht zwingend" das Aus für Leichtathletik-Veranstaltungen bedeuten müsste. Es könne auch in einem Fußballstadion eine flexibel rückbaubare Tartanbahn geben, sagte Müller in einem Interview mit der "B.Z. am Sonntag": "Das wird jetzt ausgelotet."

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